Die längste Schank der Welt?
Zwischen Bad Vöslau und Mödling, mitten in den Weinbergen, ist sie also, die längste Schank der Welt alias Genussmeile. Die eigentlich gar nicht so lang ist. Weil sie glücklicherweise ihre Unterbrechungen hat. Nicht nur zeitlich gesehen (die Genussmeile findet an den 1. beiden Wochenenden im September statt), sondern auch räumlich. Eigentlich gibt es mehr Unterbrechungen als Schank, mehr Natur als Budl, mehr Weinberg als Weinflasche. Was zwar den einen oder anderen Paragraphenreiter stören könnte, mich aber unendlich erleichtert hat. Weil, so ein wenig denkt man da schon an viel Trubel, Lärm und Stress in Anbetracht einer durchgehenden Schank und Besucherzahlen von 50.000 aufwärts.
Weit gefehlt natürlich. Denn die Genussmeile ist eigentlich ein mehr als 10 Kilometer langer Feldweg – der 1. Wiener Wasserleitungsweg – zwischen den Weinbergen der Thermenregion. Entlang des Wegs erwarten die genussfreudigen Wanderer rund 80 regionale Winzer und Betriebe, die den Wander- und Naturgenuss mit zahlreichen kulinarischen Genüssen vervollständigen.
Dass das Ganze auf der Wiener Wasserleitung stattfindet hat übrigens nichts mit der möglichen Weinnot und damit verbundenen schnelleren göttlichen Intervention zu tun. Vielmehr mit der Tatsache, dass hier einfach ein traumhaft schöner Wanderweg situiert ist. Ein Weg, der passenderweise durch die Weinberge führt und der – Wasserleitung sei dank – durch seine erhöhte Lage fantastische Aussichten auf die Umgebung bietet.
Unser Besuch der Genussmeile und warum du sie so richtig kennen lernst, wenn du sie nicht ganz abgehst…
Das Geständnis ganz zu Beginn: Wir sind nicht die ganze Genussmeile abgegangen. Ich kann dir also nicht genau sagen, wie’s da zwischen Gumpoldskirchen und Mödling aussieht. Oder bei Sooß. Weil wir es nicht einmal von Baden nach Gumpoldskirchen geschafft haben. Macht aber nichts. Gehört eigentlich zum Wesen der Genussmeile. Denn hier geht es nicht darum, die längste Schank abzuwandern, hier geht es nicht darum, ein Ziel zu erreichen. Hier ist der Weg das Ziel. Entschleunigung und Langsamkeit, Trödeln und sich treiben lassen steht da bei vielen am Programm.
Die Langsamkeit und das Trödeln zu genießen, das muss man natürlich wollen und können. Wir mussten das wohl noch ein wenig lernen. Weil, wenn Genussmeile, dann natürlich ein gutes Stück davon, hab’ ich mir (und wohl auch die anderen) gedacht. Bald wurde aber klar: Allzu weit werden wir nicht kommen. Von Wandern auf der Genussmeile konnte also bei uns keine Rede sein. Eher von Schlendern. Beobachten, Schauen und natürlich ganz viel Kosten.
100 Meter oder 10 Kilometer – die Genussmeile erlebt jeder anders
Was aber überhaupt nichts macht. Was unheimlich schön ist, so ziellos herum zu schlendern. Einfach spontan abzubiegen, wenn ein Stand besonders gemütlich aussieht, einfach sitzen zu bleiben, so lange man will. Das gehört dazu, zur Genussmeile, haben wir uns sagen lassen. Mehrmals wurde das betont. Das „picken bleiben“, das „doch noch schnell auf ein Achterl gehen“. Und so „schafft“ jeder von der Genussmeile genauso viel, wie es für den jeweiligen Besucher passt. Manche legen den ganzen Weg zurück und konzentrieren sich eher aufs Wandern. Manche schaffen grade mal 100 Meter, zum nächsten Standl.
Statt brav alles abzugehen, strikt dem Weg zu folgen, biegen wir also dementsprechend oft ab. Kosten uns da und dort durch, lernen den Wein der Thermenregion kennen, manchmal auch die Winzer und einmal sogar das Bier. Gehen gemütlich in Richtung Gumpoldskirchen, bewegen uns langsam von Stand zu Stand.
Es gibt ja auch ständig Neues zu entdecken. Denn jeder Stand sieht anders aus, strenge Vorschriften und einheitliches Design gibt es nicht. Hauptsache es passt zum Bild der Genussmeile, zur Umgebung und der Thermenregion. Hauptsache es bleibt bodenständig, aber doch ein wenig stilvoll. Da sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Und so kommt es, dass unter den Schirmen der Thermenregion mal Heurigenbänke, mal Liegestühle, mal kleine Tische oder dekorierte Fässer stehen. Dass es überall kleine Eigenheiten zu entdecken gibt und ganz unterschiedliche Ansprüche und Wünsche befriedigt werden.
Ein gelungener Ausklang. Wir kommen wieder.
Mit Blick auf die kleine Weinstadt Gumpoldskirchen genießen wir unser letztes Achterl (diesmal ein Zierfandler, ein typischer Wein der Region). Schauen der Sonne beim Untergehen zu, reden, lachen und einige von uns frösteln ein wenig. Ein gelungener Nachmittag und Abend auf der Genussmeile geht zu Ende. Finster wird’s und das bedeutet, dass auch alle anderen zusammen packen und nach Hause fahren. Wir nehmen übrigens im Traktoranhänger Platz. Ein Oldtimer, der uns da scheppernd und rumpelnd zurück nach Baden bringt. Ein Erlebnis. Wie bitte soll es denn noch besser zu Ende gehen?
Fest steht für mich nach unserem lustigen Genussmeile-Aufenthalt: Ja, wir kommen wieder und sind nächstes Jahr wieder fix dabei. Werden vielleicht sogar unsere kleine Maus mitnehmen, denn auch für Kinderwägen und kleine Gäste ist die Genussmeile geeignet. Ans Herz legen kann ich dir einen Besuch auf alle Fälle. Es ist einfach zu schön, so mitten in den Weinreben zu sitzen, ein Achterl zu trinken und zu plaudern. Das geht auch in aller Ruhe, denn trotz der Beliebtheit und den zahlreichen Besuchern ist genug Ruhe und Platz vorhanden. 10 Kilometer sind ja auch ganz schön lange.
Das rät dir freets für deinen Besuch auf der Genussmeile
Öffentlich anreisen. Nimm am besten den Zug (Südbahn oder Badner Bahn) nach Gumpoldskirchen, Pfaffstätten oder Baden und nimm den Shuttle Bus vom Bahnhof direkt zur Genussmeile. Dann steht auch dem promillehaltigen Genuss nichts im Weg.
Shuttle: Unbedingt ausnützen und dich heimbringen lassen. Eine Heimfahrt mit dem Traktor durch die Weinberge rundet den Abend so richtig schön ab. Ist absolut eine Gaudi.
Parkplätze: Ausreichend vorhanden. Entweder du startest sowieso in einem der Dörfer oder Städte und parkst dort. Entlang der Weinbergstraße wird die rechte Spur zum Parkplatz. Auch in Gumpoldskirchen und Baden gibt es bestimmt Parkmöglichkeiten.
Hunde sind an der Leine zu führen
Bleib länger. Die Region ist wirklich einen Aufenthalt wert. Abwechslung garantiert! Schau’ am besten in den neusten Blogartikel über mein Wochenende in Baden für ausreichend Ideen.
Weitere Bilder, Berichte und Einblicke samt einem kurzen Video gibt’s bei meinen Bloggerkollegen nachzulesen: creativelena,reiseblitz.com, follow your trolley.
Autorin Claudia Schlager
Reise-, Ausflugs- und Fotoenthusiast, Storyteller, 2fache Mädchenmama, Kunsthistorikerin, Genussmensch und Naturliebhaberin aus dem südlichen Niederösterreich. Mit freets verbinde ich seit 2015 einen Großteil meiner Leidenschaften und gebe regelmäßig Einblick in meine kleinen und großen Entdeckungen.
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Einladung im Zuge einer Bloggerreise durch die Stadt Baden
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