Grau, nass, regnerisch, grauslich. Nicht Winter, nicht Sommer. Da bietet es sich natürlich für Buchliebhaber an, es sich drinnen gemütlich zu machen und ein gutes Buch zu lesen. Gedanklich abzutauchen, sich von fremden Geschichten unterhalten oder fesseln zu lassen. Ich hab‘ das neue Jahr genauso begonnen. Lesend im Bett. Für dich hab‘ ich heute 5 Buchtipps für die nächsten gemütlichen Abende oder Sonntage auf der Couch:
Totensonntag | Andreas Föhr
Kurios ist das irgendwie: Einen Krimi aus den 70er Jahren zu lesen, der in den 2000ern geschrieben wurde. Ein noch junger Wallner, der in den bisherigen vier Bänden der Krimiserie bereits erwachsen wurde, Karriere gemacht hat. Hier beginnt sie, die Karriere und seine Geschichte.
Blutjung ist er noch, der Wallner, ebenso sein zweifelhafter Kollege der Kreuthner. Der kurzerhand, weil er sich ein legendäres Besäufnis nicht entgehen lassen will, einen zwar gut bekannten, aber dennoch eigentlich inhaftierten, Kleinkriminellen mit auf eine Berghütte am Tegernsee nimmt. Dort beginnt es Letzteren zu dämmern, dass er dieses Mal wahrscheinlich doch eingesperrt werden wird. Das will er um jeden Preis vermeiden und die Situation beginnt zu eskalieren. Im Zuge der Geiselnahme, in die Wallner und Kreuthner anschließend geraten, erzählt der Geiselnehmer Wallner von einer Leiche in einem edelsteinbesetzten Sarg, die in der Veitskapelle liegen soll. Seit Ende des 2. Weltkriegs, unentdeckt. Nachdem Kreuthner den entscheidenden Hinweis geben kann, entdecken die beiden tatsächlich die Leiche und damit eine dramatische Geschichte, die bis heute ihre Spuren hinterlässt.
Fesselnd, spannend, zum Mitfiebern, aber dennoch auch komisch und zum Schmunzeln. Parallel laufen die beiden Geschichten, jene der Polizisten und jene der jungen Frau. Bis sich am Ende alles zuspitzt und aufklärt.
Fastenopfer | Anton Leiss-Huber
Natürlich, ein Mord ist passiert. Der Verwalter des Tilly Benefiziums in Altötting wurde brutal ermordet und liegt tot in der Kapelladministration. Max Kramer muss den Fall aufklären und Licht ins Dunkel bringen. Obwohl er eigentlich verkatert ist, muss er in aller Frühe zum Tatort. Obwohl der Morgen eh schon schlecht verlaufen ist, denn nach einer Party ist er neben der Staatsanwältin in seinem Bett aufgewacht, die ihm auch immer weiter Avancen macht. Was er eigentlich gar nicht brauchen kann.
Du merkst, trotz Mord, trotz Fastenzeit, bringt Fastenopfer eher Schmunzeln als fesselnde Spannung. Ein typischer bayrischer Krimi eben, ein typisch bayrisches Dorf, das Anton Leiss-Huber hier schildert. Wenn sich Pfarrer, Wirtin und Nonne verschwören, um der, von Pfarrers Haushälterin zwangsverordneten, glutenfreien Diät zu entfliehen. Wenn der Max Kramer seiner damals (und vielleicht noch immer?) angebeteten Maria Evita, nun besagte Nonne, Schokolade ins Kloster schmuggelt. Wenn die katholischen Frauen vor der Kapelladministration mit Banner demonstrieren, auf dessen Rückseite „Legalize it“ geschrieben steht. Neben all diesen „Lokalkolorit“ und amüsanten Alltagsgeschichten wird es aber natürlich auch ernst. Denn Rainer Schütt Novotny ist tot und der Mörder läuft nach wie vor frei herum.
Die Stille der Lärchen | Lenz Koppelstätter
Johann Grauner, seines Zeichens Viechbauer und – weil das heutzutage hald nicht mehr reicht – Kommissar in Südtirol und sein zwangsversetzter, unter starkem Heimweh leidender, neapolitanischer Kollege Saltapete ermitteln wieder. Denn in einem 300 Seelendorf voll von alteingesessenen Südtirolern und Bauern wird eines Morgens die Leiche der jungen Marie gefunden. Gelehnt an die Stämme der uralten Lärchen, die jeder Südtiroler kennt. Die schon so manche Geschichten erzählen könnten und nun auch jene, vom tragischen Ende der jungen Frau. Wobei, dem Dorf scheint klar zu sein, das muss der zugezogenen Michl gewesen sein. Denn der hat etwas Böses an sich. Wutentbrannt fordern Pfarrer samt verschworener und tief religiöser Dorfgemeinde, den Jugendlichen auszuhändigen, um selbst Justiz üben zu können.
Was aber ist wirklich passiert? Steckt doch mehr dahinter? Was hat es mit diesen alten Geschichten auf sich, die man sich im Dorf erzählt. Und was hat es mit diesen Schriftstücken auf sich, die in der Nähe des Fundorts auftauchten. Die vielleicht Thomas Mann gehörten und von einem brutalen Mord berichten. Hängt das doch zusammen?
Nach wie vor spukt mir die Geschichte von Marie und den beiden verfeindeten Familien des Tals durch den Kopf. Von der schönen Greta, die da am Grunde des Sees liegt und dem verfallenen, einst strahlenden, Kurhotel, in dessen Mauern Thomas Mann gewohnt haben soll.
Böse Samariter | Constanze Dennig
Wien, Leopoldstadt, Nestroyplatz. Eine Dachterrasse, eine Party mit lauter eingebildeten Snobs. Was wird der Hedonist wohl essen? Austern, natürlich. Plötzlich ein Knall und ein Aufschrei: „Ist hier ein Arzt?“ Zu spät, ohnehin, die ärztliche Hilfe, welche die Protagonistin aus Pflichtgefühl, aber mit wenig Freude (hoffentlich ist dieser Rettungswagen bald hier) leistet. Immerhin ist die unter Höhenangst leidende Alma Liebekind sogar von einer Dachterrasse zur nächsten balanciert, nur um zu sehen, dass da ohnehin jede Hilfe zu spät kommt. Für den armen Bea Barkes war das nämlich das letzte Jahr. Kein Rutsch ins neue. Die Neugierde ist aber geweckt. Was ist passiert? Wer war Bea Barkes und war es wirklich die Ex Frau, die wenig später auf der Party nebenan jubelnd am Tisch tanzt, in der Freude, dass der Mann nun tot sei? Nur um kurz darauf in Tränen auszubrechen. Trotz den zuerst noch liebevollen, dann immer strenger werdenden Mahnungen ihrer besten Freundin, der Hauptkommissarin Erika Sacherl, lässt es Alma keine Ruhe. Bis sie und ihre Mutter sich bei den Nachforschungen selbst in größte Gefahr bringen.
Wie auch Alma Liebekind ihrer Mutter stets zu Dank verpflichtet ist, so bin ich es hier auch meiner. Denn sie hat mir dieses Buch nach Hause gebracht; und ich war begeistert. 2 Tage hat es gedauert, bis ich es ausgelesen habe. Was ich bei einer Rezension gelesen habe, kann ich hier nur genauso wieder geben: „Alma ist nicht nur wunderbar selbstironisch, sie hat auch einen ungemein scharfen Blick auf ihre Mitmenschen.“ Diese werden großartig beschrieben und bereichern die Geschichte. Die spezielle Beziehung zu ihrer Mutter, die es mit allen Mitteln weiß, die Menschen auf liebevolle Weise zu ihren Wünschen zu manipulieren, der etwas chaotische Liebhaber Michael, die resolute aber nachsichtige Freundin Erika und nicht zuletzt die scheinbar fest im Leben stehende Alma.
Als Zuckerl für mich: Alma wohnt in der Rembrandtstraße, eine Paralellstraße zu meinem ehemaligen Wohnort. Da kommen zusätzlich Erinnerungen auf und die Geschichte kann noch besser vor dem geistigen Auge erwachen. Vor allem wenn es auch zeitlich passt. Denn ich hab‘ das Buch genau an den ersten Tagen des neuen Jahrs gelesen, genau diese Tage, in denen die Geschichte „Böse Samariter“ spielt.
Lila Lila | Martin Suter
Nach all den Krimis in letzter Zeit, musste wieder ein Roman her. Aber ein guter. Ein unterhaltsamer, ein kurzer, einer, der nicht die Lebensgeschichten von 4 Generationen schildert. Lange musste ich da nicht nachdenken, dass ich einen Roman von Martin Suter für meine kurzweilige, krimi- und mordlose Lektüre auswählen werde. Immerhin gehören einige seiner Werke zu meinen absoluten Lieblingsbüchern. Lila Lila war eines, das ich noch nicht kannte (und zum Glück gibt’s da noch ein paar mehr). Eines, das mich natürlich nicht enttäuscht hat.
„Das ist die Geschichte von Peter und Sophie. Bitte lieber Gott, lass sie nicht traurig enden.“ Ein Satz, der sich in mein Hirn eingebrannt hat. Aber nicht nur in meines. Auch in das von David Kern und allen anderen Protagonisten des Buchs. „Lila Lila“ schildert die Geschichte von David und Marie. David Kern, 23 ist Kellner in einer Bar, wo er sich vom ersten Augenblick in Marie verliebt. Chancenlos zu Beginn, denn diese lässt sich viel mehr von den Stammgästen der Bar beeindrucken, als von dem Kellner David. Bis dieser ihr ein Manuskript in die Hand drückt: Die Geschichte von Peter und Sophie. Zeilen, die David sofort fesselten und von denen er sich die gleiche Wirkung bei Marie erhofft. Um Eindruck zu schinden erzählt er ihr schüchtern, er selbst hätte diese Geschichte geschrieben. Und es scheint zu funktionieren. Bis Marie heimlich das Manuskript an einen Verlag sendet. Und hier beginnt die Geschichte seinen Lauf zu nehmen…
Ein kurzweiliges, amüsantes, aber auch nervenaufreibendes Buch mit einer irgendwie tragischen Geschichte. Einmal musste ich vorblättern, weil ich es nicht mehr aushielt zu wissen, wie denn das alles zu Ende gehen soll. Mach’ ich eigentlich sonst nie.
Autorin Claudia Schlager
Reise-, Ausflugs- und Fotoenthusiast, Storyteller, 2fache Mädchenmama, Kunsthistorikerin, Genussmensch und Naturliebhaberin aus dem südlichen Niederösterreich. Mit freets verbinde ich seit 2015 einen Großteil meiner Leidenschaften und gebe regelmäßig Einblick in meine kleinen und großen Entdeckungen.
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