Für mich ist das ja oft so: Wenn ich ein Buch aufschlage, tauche ich in eine anderen Welt. Schlüpfe in die Haut von Kommissaren, Freundinnen, oder Abenteurer. Erlebe ihre Geschichten aus zweiter Hand. Dennoch, es gibt Autoren, denen gelingt es ganz besonders ihre Leser in andere Welten mitzunehmen. Ihre Handlungen spielen in fremden, aber realen Regionen, die stimmungsvoll beschrieben werden; und nicht selten kommt es vor, dass Leser beschließen sich selbst auf Entdeckungsreise zu geben. In die so schön beschriebene Region zu reisen und auf den Spuren des jeweiligen Protagonisten zu wandeln. In dessen Stammlokal einzukehren, oder in dem großartigen Hotel zu wohnen, das da so stimmungsvoll beschreiben wurden.
Bretonisches Leuchten
Dupin | Bretagne
Der Bretagne-Krimi schlechthin. Sieben Bände sind es schon, sieben Fälle für den aus Paris in die Breatgne zwangsversetzen Kommissar Dupin. Alle hervorragend geeignet für eine gedankliche Reise zu diesem schönen Fleckchen Frankreichs. Normalerweise ist Georg Dupin in der südlichen Bretagne – in Concarneau – zu Hause und ermittelt. Dieses Mal verreist er jedoch selbst für zwei Wochen an die Côte de Granit Rose. Urlaub, Nichts Tun, am Strand. Eine unerträgliche Vorstellung für Dupin. Aber schon bald passieren einige bizarre Vorfälle an der malerischen Küste, die im Verschwinden eines Hotelgasts gipfeln. Trotz striktem Verbot seiner Kollegen in Concarneau und seiner Freundin Claire nimmt der Kommissar heimlich mit den Dorfbewohnern die Ermittlungen auf.
Mein erstes Buch des Kommissars, sehr amüsant und spannend geschrieben und gespickt mit unzähligen Sehnsuchtsorten an der rosa Granitküste. Und auch wenn ich die anderen (mittlerweile 9) Bänder schon gelesen habe und allesamt sehr, sehr gerne mag, dieser hier ist fast mein liebster Roman.
Madame le Commissaire und der verschwundene Engländer
Bonet | Côte d’Azur
Wieder Frankreich. Wieder eine aus Paris beurlaubte Kommissarin. Gut eigentlich gehörte sie einer hochdekorierten Spezialeinheit an, wurde aber bei einem Sprengstoffattentat aus der Bahn geworfen. Jetzt macht Isabelle Bonnet Urlaub und kehrt in ihr Heimatdorf im Hinterland der Côte d’Azur zurück um sich zu erholen. Nicht allzu lange, denn schon bald wird in einer benachbarten Villa eine halbnackte Frauenleiche gefunden, vom Hausbesitzer fehlt jede Spur. Isabelle lässt sich überreden den Fall als Kommissarin zu übernehmen.
Das Dorf Fragolin gibt es nicht wirklich, die Beschreibung könnte aber auf so einige südfranzösische Dörfer an der Küste zutreffen. Die anderen größeren Orte stammen jedoch aus der realen Welt und dank des Bürgermeisters des kleinen Ortes, der Isabelle Bonnet mit seiner „joie de vivre“ ansteckt, wirst du als Leser an die schönsten Orte der Küste entführt. Auch hier gibt es mehreren Bände, dieser hier ist der erste.
Mord an der Algarve
Silva | Algarve
Die Journalistin Anabela Silva lässt ihre Wahlheimat Hamburg hinter sich und reist nach Portugal, um sich um ihre Eltern zu kümmern. Genauer gesagt an die Algarve, direkt an die Spanische Grenze bei Alcoutim. Nichtsahnend, dass in dem kleinen verschlafenen Dorf innerhalb von vier Monaten sieben Menschen gestorben sind. Ältere Menschen, daher weniger verwunderlich für die restlichen Dorfbewohner. Nur Anabela Silva wird skeptisch und beginnt Nachforschungen anzustellen. Zuerst alleine, bis ein weiterer Mord, offensichtlich diesmal, passiert und der charmante Kommissar Joao Almeida aus Faro zu ermitteln beginnt.
Ein leichter, wenig spannender Krimi. Eine gute Geschichte, die in der Langsamkeit der portugiesischen Lebensweise geschrieben ist und immer wieder Einblick in die wunderschöne Gegend der Ostalgarve gibt.
Das kalte Lächeln des Meeres
Montalbano | Sizilien
Weniger leicht ist diese Lektüre, dafür umso mehr zu empfehlen. Eigentlich alle Bücher von Andrea Camilleri und seinem sizilianischen Kommissar Salvo Montalbano und das sind nicht wenige. Der Kommissar lebt in einem fiktiven sizilianischen Fischerdorf, direkt am Strand und ist mit seiner Heimat stark verbunden. Vor allem liebt er das Essen dieser süditalienischen Region, das in diversen Büchern auch ausführlich beschrieben wird. Nicht verwunderlich, dass sogar ein eigenes Kochbuch aus der Reihe verlegt wurde. Camilleri gelingt es aber nicht nur den launischen und genialen Kommissar wunderbar zum Leben zu erwecken, perfekt seine sizilianische Umgebung zu beschreiben (und auch das Essen), sondern auch ernste Themen aufzugreifen.
So wie in diesem Fall, als Montalbano bei einem kühlen Bad im Meer plötzlich auf eine Wasserleiche stößt. Persönlich (ge-)betroffen muss er diesem Vorfall, Mord oder Unfall, auf die Spur gehen und kommt rasch mit dem größten Problem der Mittelmeerländer in Berührung: die Flüchtlingsströme.
„Südländisches Dolce Vita verknüpft er mit einer deutlichen politischen Botschaft, nimmt Camilleri ein korruptes System auf die Schippe und lässt seinen Protagonisten bei allerlei italienischen Köstlichkeiten über eines der größten Probleme Mittelmeeranreiner sinnieren.“ (Zitat Krimi-Couch.de, wo du eine ausführlichere Beschreibung des Buches findest)
Autorin Claudia Schlager
Reise-, Ausflugs- und Fotoenthusiast, Storyteller, 2fache Mädchenmama, Kunsthistorikerin, Genussmensch und Naturliebhaberin aus dem südlichen Niederösterreich. Mit freets verbinde ich seit 2015 einen Großteil meiner Leidenschaften und gebe regelmäßig Einblick in meine kleinen und großen Entdeckungen.
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