2 Wochen lang Südschweden. Lange haben wir auf diese Reise gewartet. Wir haben recherchiert, geplant, getüftelt und der Reise entgegengefiebert, nur um im letzten Augenblick wieder alles zu stornieren (danke Corona 2020). Drei Jahre später beginnen wir von Neuem. Der Plan bleibt – wenn auch nun in der Hauptsaison: eine Rundreise im Süden Schwedens. 13 Nächte werden wir in der südlichsten Region Schwedens verbringen. Unsere Stopps liegen nicht weit auseinander, aber in unterschiedlichsten Landschaften (Vittsjö – Karlskrona – Immeln – Ängelholm – Trelleborg).
Inhaltsverzeichnis
Gute Gründe für einen Urlaub in Südschweden
Die Schönheit von Skåne ist wie eine Patchwork-Decke. So steht es auf der Website von visitskane geschrieben und genauso haben wir es erlebt. Der südlichste Zipfel Schwedens punktet mit Vielfalt. Hier wechseln sich Seen mit Wäldern, weiten Feldern, kleinen und größeren belebten Städten und wunderschönen Sandstränden ab. Besucher:innen entdecken Schlösser und Wikingerdörfer, schlendern durch Häfen oder entlang bunter Fachwerkhäuser, bewundern Stockrosen und rot-weiß gestrichene Holzhäuser, entspannen an stillen Seeufern oder Stränden und durchwandern üppige Wälder. Als sogenannte Vorratskammer Schwedens bietet die Region auch jede Menge kulinarische Genüsse, vor allem in den belebteren Städten wie Malmö, Helsingborg oder Kristianstad.
All das ist zugegebenermaßen nicht der Grund für unsere Schwedenreise. Eigentlich ist es der Besuch einer lieben Freundin, der uns in den südlichen Teil Schwedens, nach Vittsjö, führt. Eine schnelle Recherche zeigte uns die vielen weiteren Highlights der Region und so stand schnell fest: Wir bleiben länger. Ausgangspunkt unser 14tätigen Rundreise durch Skåne ist Vittsjö, ein eher wenig touristisches Fleckchen Schwedens, das mit Wäldern und einem See der perfekte Einstieg für unseren Schwedenaufenthalt werden würde. Übrigens: Vittsjö liegt für eine Entdeckertour einfach ideal. An die West- und Ostküste sind es nur rund eine Stunde Autofahrt, Richtung Süden knappe 2 Stunden. Auch Malmö, Helsingborg und Kristianstad sind gut und schnell von hier zu erreichen, der Flughafen in Kopenhagen in relativer Nähe.
Die Seen von Skåne
Erste Tage in Schweden um Vittsjö
Schweden begrüßt uns nass und kalt. Seit Wochen herrscht ein Sturmtief, das sich zum Glück bei unserer Ankunft langsam verabschiedet. Schon am zweiten Tag scheint die Sonne vom Himmel und wir erkunden die Gegend. Wir radeln am Seeufer entlang, erhaschen erste Blicke auf den bewaldeten See und dessen glitzernde Oberfläche. Hübsche rot-weiße, gelb-weiße oder grau-weiße Schwedenhäuser wie aus dem Reisekatalog ziehen an uns vorüber.
Bei einer kleinen Halbinsel gehen wir zu Fuß weiter und streifen durch den Wald. Bemooste Felsen, Heidelbeeren, Farne und Birken dominieren die Landschaft, immer wieder kommen wir auch direkt ans Seeufer. Der kleine Sandstrand, der hier an heißen Tagen zum Baden genutzt wird, ist dank Sturmtief überflutet, trotzdem klettern wir ans Ufer und schauen über den See. Beim malerisch gelegenen Waffelhaus genießen wir unsere erste schwedische Fika bei knusprigen Waffeln und Eis.
Skånes Djurpark - ein Ausflugsziel für Familien
Tags darauf bekommen wir in Skånes Djurpark (Höör) die ersten Elche zu Gesicht, besuchen Wildschweine, Dammhirsche, Robben, Bären und eine Luchsfamilie an ihren Gehegen, laufen über Hängebrücken durch den Tierpark und lassen die Kinder am Wasserspielplatz die wieder wärmeren Temperaturen genießen. Übrigens befinden sich nicht unweit des Tierparks auch drei Seen (Västra Ringsjön, Östra Ringsjön, Sätoftasjön), die mit sehr guter Wasserqualität und schönen Badeplätzen punkten.
Zweieinhalb Tage am Immeln
Unsere folgenden Tage am Immeln sind ebenfalls von einem schier endlosen See und wilden Waldstücken geprägt. Der See verfügt über kleine Buchten und mehr als 200 Inseln (teils Vogelschutzgebiet) und eignet sich ideal zum Angeln und Kanu-Fahren. Wir genießen täglich die Ruhe, flanieren entlang des Seeufers, unternehmen kleine Bootsfahrten mit dem Ruderboot, oder durchstreifen den Wald. Zwischen den hohen Bäumen des Mischwaldes entdecken wir blühenden Erika, unzählige Heidelbeeren, Steinpilze und die ersten Preiselbeeren, genießen die Blicke auf die idyllische Seerosenbucht und grillen Würstel und Mais auf einem der öffentlichen Grillplätze.
An den kleinen Sandbuchten und großen Steinen genießen wir die Sonne im Windschatten und wagen uns auch ab und zu ganz ins kühle, erfrischende Wasser.
Ein Abstecher nach Karlskrona (Blekinge)
In Karlskrona tauchen wir in eine andere Welt ein. Die Hafenstadt wurde erst im Barock zu Marinezwecken gegründet, deren Marienhafen, Befestigungsanlagen und einzelne Gebäude wurden zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Die Stadt liegt zwar nicht mehr in Skåne (sondern in Blekinge), ist aber nur rund 1,5 Stunden Autofahrt von unserem Hotel am Immeln entfern. Die Schären, die wir mit einer Schifffahrt vom Wasser aus erkunden, das entspannte Flair, die Sonnenuntergänge am Hafen, das gemütliche Café (Systrama Lindqvist) und der großartige Spielplatz im Blekinge Museum – all das wird uns noch länger in Erinnerung bleiben.
Küsten & Strände von Skåne
Sonnenuntergänge & Dünen in Ängelholm
Nach diesen ersten Tagen in Schweden können wir es kaum erwarten die Küsten von Skåne zu erkunden. Auch diese werden uns in ihrer Vielfältigkeit und Schönheit verzaubern. Nach unseren Tagen am Immeln reisen wir weiter in Richtung Westküste. In Ängelholm beziehen wir ein kleines Ferienhaus. Der Weg zum Strand (Rabocka Havsbad) ist kurz und wird nicht lange aufgeschoben. Bald stehen wir zwischen sanften Dünen und schauen aufs Meer. Zu beiden Seiten erstreckt sich ein breiter Sandstrand, der sich entlang der gesamten Bucht zieht und von der untergehenden Sonne bald in ein magisches Licht getaucht wird. Während die Kinder auf den Dünen rutschen, laufen und am Wasser Muscheln sammeln, genießen wir die einzigartige Stimmung. Einfach großartig.
Schweinswale, Felsklippen und hübsche Hafenstädte: Das Naturreservat Kullaberg
Am südlichen Ende der Bucht liegt das Naturreservat Kullaberg. Ein Ort, der uns wieder die vielseitige Landschaft vor Augen führt. Anstelle breiter Sandstrände und sanfter Dünen dominieren hier zerklüftete Felsvorsprünge und steile Klippen. Viele Häuser, die wir auf unserem Weg entlang der Halbinsel passieren, scheinen direkt aus dem Bilderbuch zu stammen, die Schilfdächer und niedrigen Fachwerkfassaden mit all den prächtigen Blumengärten davor begeistern mich immer wieder aufs Neue. In der Nähe des Leuchtturms Kullaberg verlassen wir das Auto und spazieren weiter Richtung Meer. Zahlreiche Wanderwege führen die Halbinsel entlang, wir entscheiden uns für den direkten, kurzen Weg ans Meer. Meine große Tochter und ich kraxeln die vielen kleinen Felsen nach dem Leuchtturm hinunter und erreichen auf abenteuerlichen Weg das Wasser. Hohe Felsen, größere Steine, vereinzelt Grasnelken und Heide, dahinter das tiefblaue Meer. Beim Leuchtturm wärmen wir uns auf (heute ist windig und bedeckt), beobachten Seesterne und Krabben und machen uns langsam auf den Weg in den Süden.
Nach einer kurzen Rundfahrt durch die bezaubernde Hafenstadt Mölle wird klar: Allein die Halbinsel und die umliegenden Orte würden Aktivitäten für mindestens Woche bereit halten. Schweinswalsafari, Wanderwege, der Küstenradweg Kattegattleden von Göteborg bis Helsingborg und die hübschen Orte und Strände bieten jede Menge Abwechslung.
Strandurlaub wie aus dem Bilderbuch in Skanör Havsbad
Tags darauf stehen wir am südwestlichsten Punkt Schwedens. Die Halbinsel Skanör/Falsterbö war ein Fixpunkt auf meiner Schweden-Bucketlist und so machen wir uns gleich nach unserem Frühstück in Trelleborg (unsere letzte Unterkunft an der Südküste) auf in Richtung Skanör. Schon bei der Ankunft bin ich begeistert. Langsam streife ich durch den malerischen Hafen mit seinen rot-weißen Fischerhäuschen, dem Kaltwasserbad, das an diesem Morgen noch kaum besucht ist, sich aber im Laufe des Tages ordentlich füllen würde. Mein Blick schweift über das Meer hin zur Öresundbrücke und zu den bunten Strandhütten, die Skanör eine unverwechselbare Note geben. Nachdem wir einen kleinen Spielplatz bespielt, ein paar Restaurants passiert und den Hafen durchquert haben erreichen wir den Strand. Auch hier reihen sich, kreuz und quer, bunte Strandhütten aneinander. Die meisten liegen windgeschützt innerhalb der Dünen. Gegenüber rauscht gemächlich das Meer, das Wasser glitzert in der Sonne.
Der Tag am Strand in Skanör gehört zu meinen liebsten in Skåne. Der feine, weiße Sand, die Dünen, das erfrischende Meer, das wir sogar zu einem Bad nutzen können, haben einen großen Anteil daran. Aber auch das köstliche Essen beim Hafen, das Soft-Eis auf der Hafenmauer und die Abendstimmung in Skanör ist einfach großartig. Wir bleiben, bis die Sonne knapp über dem Horizont hinter ein paar Wolken verschwindet. In den Lokalen wird Feuer in Glaskaminen entzündet, davor hüllen sich Besucher in Decken und beobachten das Treiben rings herum. Langsam fahren wir zurück, vorbei an den Teichen hinter den Dünen, der hölzernen Windmühle, immer der Küste entlang bis nach Trelleborg.
Schloss Sofiero: der Ort für Gartenliebhaber und Familien
Nahe Helsingborg besuchen wir ein weiteres tolles Ausflugsziel: das Schloss Sofiero. Das 1864 im Stil der niederländischen Renaissance errichtete Schloss mit dem Titel „schönstes Schloss Europas“ besticht nicht nur mit seiner hübschen Architektur (bei unserem Besuch war es leider geschlossen), sondern vor allem mit seinen weitläufigen Gärten, die sich bis zum Öresund erstrecken. Besonders im Frühling, wenn die größte Rhododendronsammlung Europas in voller Blüte steht sind die Gärten einen Besuch wert. Wir kommen hingegen rechtzeitig zur Dahlienblüte und den Gartenfestwochen, die der Anlage einen besonderen Touch verleihen. Kunstinstallationen mit Blumen zieren die Gärten im August, dazu tauchen tausende Pflanzen das Areal in bunte Farben. Idyllische Sitzplätze, das Café in der Orangerie, Picknickplätze und die geschmackvoll angelegten Gärten verzaubern alle Gartenliebhaber.
Aber auch für Kinder ist das Schloss Sofiero ein perfektes Ausflugsziel. Der große Spielplatz samt Hängebrücken, Motorikpark, begeh- und bekletterbare Riesengummistiefel, Rutschen, ein mystischer Wald und das historische Spielehaus des Prinzen sind Highlights für die Kleinen. Besonders finden meine Mädels und ich die Schlucht. Zwischen Picknickwiese und Schloss können sich abenteuerlustige Besucher hinunter in die „Schlucht“ wagen und über zahlreiche Brücken, kleinen Wegen und Stufen das Areal und die üppigen Pflanzen erkunden.
Die Mittelalterstadt Ystad - zwischen Fachwerkhäuser und Stockrosen
Unseren letzten Tag verbringen wir in Ystad. Einen Besuch der Mittelalterstadt an der Südküste Schwedens kann ich nur jeden ans Herz legen, der auf der Suche nach einer malerischen Kleinstadt ist. Ystad ist mittlerweile auf Grund seines berühmten Bewohners – der Romanfigur Kurt Wallander – bekannt, aber auch alle, die die Mankell-Bücher nicht gelesen haben, kommen voll auf ihre Kosten. Die niedrigen, bunten Fachwerkhäuser, vor deren Fassaden meterhohe Stockrosen blühen, die mittelalterliche Marienkirche, die kleinen Konditoreien, das Franziskanerkloster mit seinen Gärten, die Kunsthandwerksläden und die belebten Straßen der Stadt sind wunderschön. Schritt für Schritt erkunden wir das Stadtzentrum, flanieren entlang der bunten Häuser, genießen süße Zimtschnecken mit Kaffee und schauen dabei auf die Backsteinkirche am Hauptplatz. Am Ende besuchen wir den benachbarten Strand und erleben das erste Mal ein etwas aufgewühltes Meer mit endlosem Horizont.
Noch mehr Inspiration für Südschweden
Trotz der abwechslungsreichen Rundreise haben wir natürlich nicht alles gesehen. Fest steht, dass wir wieder kommen. Dank Freunden in Schonen ist das in diesem Fall mehr als realistisch, auch wenn mich eine Weiterreise in den Norden genauso interessieren würde (Kalmar, Öland, …). Trotzdem, zu erleben gäbe es auch im Süden noch einiges. Eine Schweinswalsafari auf Kullaberg, ein Städtebummel durch Malmö und Lund, der großartige Strand bei Sandhammeren bzw. die Region Österlen, die Insel Ven, das Wikingerdorf Forteviken – all das sind nur einige Orte, die ich noch gerne besucht hätte.
Mein Fazit zu unserer Rundreise in Skåne
Es war wunderbar, vielfältig, mit Kindern etwas viel, aber gerade okay. Ein Schweden, das einerseits so typisch Postkarten-Schweden war, mich andrerseits so oft an Dänemark erinnert hat. Einfach wundervoll.
Weitere Tipps von freets
Von Österreich lässt sich Skåne einfach und schnell über Kopenhagen erreichen. Der Flug dauert nur 1:40, die Fahrt nach Malmö rund eine halbe Stunde. Die ist übrigens auch gut mit dem Zug zu meistern.
Bargeld bzw. Umwechseln: Bargeldlose Zahlungen sind in Schweden verbreitet, oft ist auch nur das Zahlen mit Karte nötig. Geld wechseln ist vorab also nicht nötig.
Auf visitskane gibt’s jede Menge Inspiration, ich hab‘ mich auch gerne durch den Blogbeitrag von Sarah (itchyfeet) geklickt.
Autorin Claudia Schlager
Reise-, Ausflugs- und Fotoenthusiast, Storyteller, 2fache Mädchenmama, Kunsthistorikerin, Genussmensch und Naturliebhaberin aus dem südlichen Niederösterreich. Mit freets verbinde ich seit 2015 einen Großteil meiner Leidenschaften und gebe regelmäßig Einblick in meine kleinen und großen Entdeckungen.
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