Ganz bewusst schreib’ ich den Reisetipp zu Lissabon im Herbst. Weil ich den Herbst in Österreich einfach liebe und das die einzige Jahreszeit ist, in der ich definitiv und absolut nirgendwo anders sein will, als in Österreich. Weil schön ist es ja immer, aber im Herbst und der Vorweihnachtszeit gilt das ganz besonders. Warum trotzdem ein Reisetipp? Weil ich diese Begeisterung nützen muss, um über Lissabon zu berichten. Weil mich da zwar auch etwas Fernweh und Wehmut überkommt, aber in Maßen. Noch. Würde ich das im Februar machen, sähe die Welt schon ganz anders aus!
Du merkst also schon, wenn es um Lissabon geht, muss ich aufpassen. Dass mich nicht zu sehr das Fernweh packt. Dass ich nicht zu sehr Sehnsucht bekomme nach den süßen Pasteis de Nata, nach den glänzenden schwarz-weißen Kopfsteinpflaster, dem am Hügel thronenden Castelo, den bunten Azulejos, der Brise vom Tejo, den Klängen des Fados oder den schmiedeeisernen kleinen Balkonen. Dass ich nicht „Saudade“ verspüre – eine spezifisch portugiesische (und galizische) Form des Weltschmerzes. Eine Art Sehnsucht, Wehmut und Melancholie, die mich oft überkommt, wenn ich an Lissabon denke. Weil eins steht fest: an Lissabon hab’ ich mein Herz verloren.
Sechs Empfehlungen für Lissabon
Das Hieronymuskloster und Belém besuchen
Lissabon ist eine Seefahrerstadt, ja ganz Portugal ist eine Seefahrer Nation. Immerhin waren ja auch Columbus und Vasco de Gama Portugiesen und im Süden Portugals befinden sich zahlreiche Seefahrer Schulen. In Belém kannst du diesen Teil der Geschichte des Landes kennen lernen:
Der Torre de Belém wurde Anfang des 16. Jahrhundert an der Hafeneinfahrt Lissabons errichtet und ist heute zu besichtigen. Der Turm wurde im manuelistischen Stil errichtet und diente ursprünglich als Leuchtturm bzw. zur Verteidigung der Stadt vor feindlichen Schiffen. Er gehört zu den Wahrzeichen von Lissabon und zum UNESCO Weltkulturerbe.
Ein paar Meter weiter findest du das Seefahrerdenkmal (Denkmal der Entdeckungen). Ein 52 Meter hohes Denkmal, das im Jahr 1960 eröffnet wurde und das die bedeutendsten Seefahrer des Landes zeigt. Das Denkmal beherbergt ein Museum und beinhaltet eine Aussichtsplattform, von der du einen herrlichen Blick auf den Stadtteil Belém samt benachbartem Hieronymuskloster hast.
Letzteres solltest du dir auch auf keinen Fall entgehen lassen (übrigens schon etwas vor Einlass kommen, auch hier gibt es schon Warteschlangen). Das Hieronymuskloster gehört zu den bedeutendsten manuelitischen Bauwerken (die portugiesische, verspielte Variante der Spätgotik). Das Kloster wurde bis zum Ende des 16. Jahrhundert errichtet und beherbergte den Orden des Hl. Hieronymus. Die Anlage dient auch als Grablege der portugiesischen Könige. In der Klosterkirche sind der berühmte Seefahrer Vasco da Gama, Fernando Pesso (Schriftsteller) und Luís Vaz de Camões (Nationaldichter) begraben.
Abendessen im Bairro Alto
Zum Abendessen oder Ausgehen empfehle ich dir das Bairro Alto, die sogenannte Oberstadt von Lissabon. Hier spielt sich das Nachtleben ab, hier ist etwas los und hier reiht sich auch ein Café und Restaurant ans andere. Hier kannst du auch richtig gut essen (auch wenn du kein Fan von Fisch bist). Und allein der Weg dorthin ist schon ein Highlight!
Entweder du nimmst den Elevador de Santa Justa, der von einem Schüler von Gustav Eiffel errichtet wurde und der dich in kurzer Zeit nach oben bringt. Der natürlich architektonisch für sich schon großartig ist und auf dessen Plattform du einen fantastischen Blick über die Stadt und den Tejo hast. Kommst du zum Abendessen geht auch gerade die Sonne über der Stadt unter. Es lohnt sich also definitiv!
Oder du nimmst einen der Aufzüge, also der Standsteilbahnen. Den sogenannten Ascencor da Glória, der dich ebenfalls in wenigen Minuten ins Bairro Alto bringt. Und der rein styletechnisch natürlich auch ganz vorn dabei ist und unbedingt auch mal benützt gehört! Durch die schmalen Gassen geht’s dann bequem bergauf.
Oder natürlich du gehst zu Fuß. Wo du durch die Straßen Lissabons spazierst, was ja nie ein Fehler sein kann. Vorbei an den hohen Fassaden, über das Kopfsteinpflaster Richtung Oberstadt.
Bevor du dir ein nettes Restaurant aussuchst und den Hunger stillst, rate ich dir unbedingt auch zu einem Abstecher zum Convento de Carmo. Wenn du mit dem Aufzug kommst, stehst du ohnehin davor und wenn du von der Baixa zu Fuß in Richtung Bairro Alto unterwegs bist, wahrscheinlich auch. Die ehemalige gotische Karmeliterkirche wurde in den 1770er Jahren bei einem Erdbeben beschädigt und präsentiert sich heute als stattliche, dachlose Ruine.
Durch die Altstadt spazieren und eine Runde mit der 28er Straßenbahn fahren
Du kennst mich vielleicht bereits und meine Meinung, dass man eine Stadt am besten zu Fuß kennen lernt. Wenn man durch die engen Gassen schlendert, das Flair aufsaugt, die Leute beobachtet. Wenn du genug hast suchst du dir am besten du suchst dir ein nettes Café an einem Platz aus, bestellst dir ein Pasteis de Nata (Blätterteigtasche mit Vanillecreme) und einen Galao (Café Latte) und beobachtest einfach nur das Treiben um dich.
Nach der kleinen Pause nimmst du dann am besten die Straßenbahn Nr. 28 und fährst mit ihr durch die Stadt. Das Besondere: die kleine Straßenbahn bringt dich ersten durch zahlreiche Stadtteile und du kannst gemütlich Sightseeing machen. Sie fährt durch enge Straßen der Altstadt, verwinkelte Gassen und legt dabei außergewöhnlich steile Strecken zurück.
Das Castello de Sao Jorge besichtigen
Entweder du spazierst bergauf zum Castelo oder du nimmst den Bus. Egal wie, Hauptsache du machst es. Denn auch einen Besuch des Castelos de Sao Jorge möchte ich dir unbedingt ans Herz legen. Die ehemalige Burg wurde von den Mauren errichtet und ist heute nur noch in Teilen erhalten. Du kannst aber auf den Zinnen spazieren und dabei einen wirklich tollen Blick über die Stadt genießen.
Für mich hat das Castello einen besonderen Zauber. Wir sind mit dem Bus rauf gefahren und ein wenig herum spazierst, die Sonne war bereits am Untergehen und tauchte alles in ein goldenes Licht. Die gesamte Stadt lag uns zu Füßen, die Stimmung war einzigartig. Und gerade als wir einfach nur die Schönheit Lissabons aufsaugten begann ein Mann auf einer Akustik Gitarre einen Fado zu spielen.
Ans Meer fahren
Nein, Lissabon liegt am Tejo und nicht am Meer. Aber Lissabon liegt nicht sehr weit vom Meer entfernt und die Verbindungen gegen Westen sind sehr gut! Wenn du also Zeit hast, oder einfach gerne das Meer sehen möchtest, dann kannst du das natürlich auch machen. Vom Bahnhof geht’s hier mit dem Zug in Richtung Casacais rund 30 Minuten an die Küste. Übrigens auch wieder vorbei am Turm vom Belem und dem Hieronymuskloster. Auswahl an Stränden gibt’s genug: du kannst nach Cascais, nach Estoril oder zum Caparica Beach. Alles gut mit der Bahn erreichbar.
Wir wählten übrigens den Praia do Guincho für einen Badetag, der jedoch nur mit Auto (Taxi) erreichbar ist. Für den sich die ca. 45minüte Fahrt aber auf alle Fälle lohnt, so viel steht fest!
Autorin Claudia Schlager
Reise-, Ausflugs- und Fotoenthusiast, Storyteller, 2fache Mädchenmama, Kunsthistorikerin, Genussmensch und Naturliebhaberin aus dem südlichen Niederösterreich. Mit freets verbinde ich seit 2015 einen Großteil meiner Leidenschaften und gebe regelmäßig Einblick in meine kleinen und großen Entdeckungen.
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