Die Rundwanderung von der Ruine Emmerberg zum Marmorsteinbruch Engelsberg gehört zu den ersten Ausflugstipps, die ich auf freets verraten habe. Die Tour ist auch wirklich ein absolutes Paradebeispiel, welche tollen Orte es im östlichen Österreich zu entdecken gibt und welche unbekannten Wege und Abenteuer vor (meiner und vielleicht auch deiner) Haustür warten. Und auch wenn ich nach dem 2. Mal nach sieben Jahren die Wanderung nicht mehr als ausgedehnter Spaziergang, sondern eher recht fordernde Wanderung beschreiben würde, begeistern all die anderen Dinge der Wanderung nach wie vor: die herrlichen Aussichten, der faszinierende rot-orange geschliffene Stein, die üppige Vegetation und die stillen, einsamen Wege am Größenberg.
Von der früheren Burg zum ehemaligen Steinbruch am Größenberg
Wir beginnen unsere Rundwanderung am Fuße der ehemaligen Ruine Emmerberg. Langsam marschieren wir durch die prächtige Kastanienallee nach oben, wo wir uns bei der Informationstafel einen Überblick über die diversen Rundwanderwege am Größenberg bzw. Engelsberg verschaffen. Wir entscheiden uns für den direkten Weg (eine Kombination aus Rundwanderweg 6 & 4).
Der Weg führt linkerhand des Waldrands entlang. Immer wieder drehe ich mich um, schaue, wo die übrigen Wanderer bleiben und genieße vor allem den wirklich großartigen Blick auf den Schneeberg, die Hohe Wand und Neue Welt. Langsam gehen wir im Gänsemarsch den schmalen Waldweg entlang, zu unseren Seiten wachsen üppige Wildsträucher und im Nu befinden wir uns gefühlt „mitten in der Wildnis“. Schon am Anfang entpuppt sich die Tour als kleine Abenteuerwanderung – ganz im Sinne unserer Kinder.
Über den Hohlweg und durch den friedlichen Wald zum Marmorsteinbruch
Der Markierung folgend biegen wir nach rund 20min in Richtung oben. Der Hohlweg, der nun vor uns liegt, ist wohl das unschönste Stück der Wanderung. Nicht sehr idyllisch und steil, aber zum Glück auch nicht lang. Sobald der Anstieg geschafft ist, wandern wir wieder gemütlicher durch einen ruhigen Wald bergauf. Weit herabhängende Zweige großer Buchen bilden ein Blätterdach dicht über unseren Köpfen, dazwischen ragen hohe Föhren in den Himmel. Wir lauschen dem Zwitschern der Vögel, ab und zu hören wir auch einen Kuckuck rufen, ansonsten ist es still her.
Bei der nächsten Weggabelung ist auch der Marmorsteinbruch Engelsberg ausgewiesen. Hier läuft der rote, lilafarbene und blaue Wanderweg zusammen, alle führen zum Mamorsteinbruch. Bald entdecken wir immer mehr rötliche Steine und erhaschen den Blick auf einen kleinen Berg mit roten Steinen. Das erste Mal dachten wir übrigens, nun hätten wir Steinbruch erreicht. Heute wissen wir zum Glück, dass ein weit imposanterer Steinbruch nur ein paar Meter entfernt liegt; und wandern die restlichen zehn Minuten zum „richtigen“ Steinbruch.
Der Marmorsteinbruch Engelsberg
„Das ist ja wunderschön“ bemerkt unsere große Tochter als sie die Aussicht zu Gesicht bekommt. Den Blick über das gesamte Steinfeld, über Wiener Neustadt, bis hin zu den Windrädern am Horizont, die wir vor einigen Wochen ganz nah am Weg nach Purbach gesehen hatten. Ja, sie hat eindeutig eine Schwäche für schöne Aussichten und diese hier ist wirklich ein Anblick für sich. So spazieren wir die letzten Meter, immer wieder mit Blick auf das Steinfeld zum Steinbruch.
Bald stehen vor einer steil aufragenden Steinwand, die sich aus dem Berg und groben Stein schält. Die glatte Oberfläche zieht alle Blicke auf sich. Die Farbe des Steins erinnert tatsächlich an Marmor und wurde im 20. Jahrhundert für diverse Prachtbauten in Wien und Wiener Neustadt als Marmorimitation verwendet. Heute ist der Steinbruch nicht mehr in Betrieb und kann – mit gebotener Vorsicht – erkundet werden.
Nach einer ordentlichen Stärkung auf einem der großen Steinblöcke erkunden wir den Steinbruch und den übrigen Platz. Wir beobachten Kletterer und später kraxeln die Kinder mit unserer Hilfe über die großen Steinblöcke (bzw. Skulpturen), die ein wenig abseits aufgestellt sind. Nur schwer können wir uns losreißen und treten den Heimweg an.
Heimweg mit „Neue Welt Blick“
Auf der anderen Seite des Steinbruchs wandern wir steil nach oben. Auch hier kommt ein gewisser Abenteuerfaktor auf, der für die nötige Gehmotivation bei meiner Tochter sorgt. Der schmale weg führt entlang des Steinbruchs, an dessen Oberkante (von wo man wieder herrliche Blicke genießen kann) und durch den Wald wieder zurück in Richtung Winzendorf. Leider ist der Weg hier nicht mehr wirklich gut beschildert und wir folgen unserem Instinkt. Nach einem kurzen Abstecher zum „Neue Welt Blick“, von wo wir wieder einmal einen Traumausblick über Schneeberg, Hohe Wand und Fischauer Vorberge genießen (leider auch nicht beschildert, aber aufmerksame Beobachter, werden ihn entdecken), biegen wir an einer großen Weggabelung den steilen Weg nach rechts hinunter.
Kurz daruf erreichen wir den Waldweg von vorhin und folgen der Beschilderung des Rundwanderwegs 4. Den Hohlweg hinab und das letzte Stück am Waldrand nehmen wir unsere letzten Kräfte zusammen und erreichen erschöpft, aber zufrieden den Ausgangspunkt.
Mein Fazit zur Wanderung am Marmorsteinbruch Engelsberg
eine schöne Rundwanderung mit tollen Aussichten. Besonderes Highlight ist der Steinbruch und dass die Tour noch recht unentdeckt geblieben ist.
Weitere Tipps
Parkmöglichkeiten in Muthmannsdorf am Fuße der Ruine Emmerberg (Platz für rund 4 Autos).
Der Steinbruch ist auch mit dem Winzendorfer Rundwanderweg 4 zu erreichen. Dieser führt vom Winzendorfer Bahnhof zum Steinbruch und wieder retour (5,5km)
Den Stein des Marmorsteinbruchs Engelsberg im Einsatz gibts in der benachbarten, kleinen Pfarrkirche St. Peter im Moos in Muthmannsdorf zu bewundern. Der Boden wurde aus dem Stein des Steinbruchs gefertigt, die Kirche ist bis 16:00 geöffnet.
Autorin Claudia Schlager
Reise-, Ausflugs- und Fotoenthusiast, Storyteller, 2fache Mädchenmama, Kunsthistorikerin, Genussmensch und Naturliebhaberin aus dem südlichen Niederösterreich. Mit freets verbinde ich seit 2015 einen Großteil meiner Leidenschaften und gebe regelmäßig Einblick in meine kleinen und großen Entdeckungen.
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