Staunend stehe ich vor den kargen Felsen und schaue nach oben. Das laute Wasser rauscht in meinen Ohren und stürzt sich mehrere Meter in die Tiefe. Trift gurgelnd am Grund auf, sprudelt, spritzt und bahnt sich langsam, über mehrere kleine Kaskaden den Weg weiter und gemäßigter durch den Wald. Ein sehenswertes Naturschauspiel, das zweifellos zu jeder Jahreszeit einen besonderen Reiz versprüht. Heute, an diesem eisigen Wintertag, aber einen ganz besonderen. Das Wasser tobt nicht so sehr wie sonst, die klare Nacht mit bis zu minus 14 Grad und der knackig kalte Wintertag haben den ungestümen Wasserfall quasi gezähmt. Eingefroren.
Der Weg zum Wasserfall: 15 Minuten durchs Winterwunderland
Genau darauf hatte ich gehofft, als ich mich an diesem Vormittag vom Parkplatz in Sonnleiten auf den Weg mache. Noch bin ich die Einzige, die unterwegs ist und so genieße ich die Stille, die mich die ersten Meter begleitet, als ich beim Wasserfallwirt in den Winterwald eintauche.
Der frisch gefallene Schnee knirscht unter meinen Füßen, die vereinzelten Sonnenstrahlen bringen die kleinen Kristalle zum Glitzern und ich stapfe selig durch den Wald. Neben mir rauscht auch der kleine Bach, den ich bis zum Wasserfall begleiten werde.
Gefrorene Schönheit: der Sebastianwasserfall bei Puchberg im Winter
Unmittelbar stehe ich plötzlich vor dem Wasserfall. So schnell hätte ich mit meiner Ankunft gar nicht gerechnet, zu sehr war ich von dem Winterwunderland um mich abgelenkt. Das verräterische Tosen, das den Wasserfall üblicherweise schon von Weitem ankündigt, ist heute ausgeblieben. Zwar rauscht noch immer eine ordentliche Menge Wasser den Fels hinab, trotzdem sind große Teile des Wasserfalls zu Eis gefroren.
Langsam nähere ich mich. Fußspuren verraten vorherige Besucher, die wie ich Stein für Stein die Landschaft erkundeten. Immer wieder schaue ich nach oben, zu den schneebedeckten Nadelbäumen und dem blauen Himmel, zu den langen, spitzen Eiszapfen. Neugierig wechsle ich das Ufer, nähere mich von der anderen Seite, halte inne und schaue eine Zeit lang einfach nur gebannt zu.
Gewaltige Schneebergblicke: ein paar Schritte Richtung Losenheim
Danach mache ich mich auf den Rückweg. Schnell hab‘ ich den Parkplatz wieder erreicht, ein kleiner „Umweg“ wartet aber noch auf mich. Denn von meinen früheren Besuchen weiß ich: der Blick auf den Schneeberg ist nur ein paar Meter entfernt und er ist einfach gigantisch. So überquere ich die kleine Brücke und folge dem schmalen Pfad in Richtung Losenheim. Der Schnee ist tief und ich muss ordentlich stapfen, bis ich den breiteren Feldweg erreiche. Der verschneite Schneeberg schiebt sich sofort in mein Blickfeld, thront praktisch in seiner vollen Größe vor mir.
Ein paar Schritte gehe ich auf den höchsten Berg Niederösterreichs zu, lasse den letzten 2000er der Alpen in seiner ganzen Pracht auf mich wirken. Dann kehre ich um.
Mein Fazit zum Sebastianwasserfall im Winter
Ein schöner, kleiner Spaziergang im Winter, der mit dem vereisten Wasserfall natürlich was ganz Besonderes ist. Bei meinem Besuch unter der Woche war ich praktisch alleine (4 Menschen sind mir am Rückweg entgegengekommen), bei einem früheren Besuch am ersten Jänner war es schon um einiges belebter. Der Abstecher hin zum Schneebergblick lohnt sich ebenfalls.
Weitere Tipps von freets
Parkplätze sind direkt in Sonnleiten vorhanden und gut beschildert.
Kurz vor dem Wasserfallwirt geht’s mal ordentlich bergauf, das ist aber die größte und eigentlich einzige Steigung
Gutes Schuhwerk und sehr warme Kleidung empfehlen, die Steine sind natürlich rutschig, die Temperaturen im Idealfall unter null Grad.
Autorin Claudia Schlager
Reise-, Ausflugs- und Fotoenthusiast, Storyteller, 2fache Mädchenmama, Kunsthistorikerin, Genussmensch und Naturliebhaberin aus dem südlichen Niederösterreich. Mit freets verbinde ich seit 2015 einen Großteil meiner Leidenschaften und gebe regelmäßig Einblick in meine kleinen und großen Entdeckungen.
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