Fassade mit Garten Schloss Artstetten im Waldviertel

Ausflug ins Schloss und den Schlosspark Artstetten

Das Schloss Artstetten nahe der Donau verdankt seine Berühmtheit vor allem einem seiner Vorbesitzer: Erzherzog Franz Ferdinand. Der Neffe Kaiser Franz‘ Joseph und seine Frau Herzogin Sophie von Hohenberg bewohnten das Schloss und gestalteten den Garten und das Gebäude ab dem Ende des 19. Jhdt. Das Ehepaar ging vor allem wegen ihres tragischen und folgenschweren Todes beim Attentat in Sarajewo in die Geschichtsbücher ein. Heute ist ihnen im Schloss Artstetten eine Dauerausstellung gewidmet, die auch andere Begebenheiten und Facetten ihres Lebens und das ihrer Nachkommen beleuchtet. Danebe ist auch die Familiengruft und der 3ha große Schlossgarten zu besichtigen. Letzterer lädt zu einem entspannten und wunderschönen Spaziergang ein.

„Sie sind schon fast verblüht. Aber ein paar schöne finden’s sicher noch mittendrin in den Stauden.“ So werde ich am Beginn meiner Wanderung von Artstetten nach Maria Taferl von einer sympathischen Dame aus dem Wirtshausgarten informiert. Die Rede ist von den Pfingstrosen, die gerade den 3ha großen Schlosspark von Artstetten zieren. Immerhin sollen es über tausend sein und auch Thema der derzeitigen Veranstaltung: den Pfingstrosentagen auf Schloss Artstetten.

Gut, denke ich mir, macht nichts. Die Pfingstrosen sind sowieso nicht das Einzige, das ich in Artstetten anschauen möchte. Vielmehr das Gebäude, das mit schon einmal ins Auge gestochen ist. Die weiße Fassade und die romantischen Türme haben meine Neugierde geweckt.

So machen wir uns am nächsten Morgen auf den Weg zum Schloss Artstetten. Wir parken unser Auto oberhalb des Schlosses und spazieren durch einen Teil des Gartens auf das Gebäude zu. In leuchtendem Pink und Rosa heben sich die üppig blühenden Pfingstrosen von der weißen Schlossfassade ab. Die Hitze der letzten Tage hat sie tatsächlich zum Großteil schon verblühen lassen, aber zu Beginn hab‘ ich sowieso nur Augen für das Schloss: ein – so heißt es jedenfalls – im Kern mittelalterliches Gebäude mit einer regen Besitzgeschichte. 1823 ging es in den Besitz Kaiser Franz‘ I. Entscheidend für das heutige Erscheinungsbild ist der Besitzer ab 1899: Erzherzog Franz Ferdinand.

Pfingstrosen vor dem Schloss Artsttten

Besichtigung von Schloss Artstetten. Zwischen Tragödie, Familie und einer große Liebesgeschichte

Im Schloss Artstetten bzw. der dortigen Dauerausstellung dreht sich auch alles um eine der berühmtesten Persönlichkeit aus der kaiserlichen Familie: Erzherzog Franz Ferdinand findet wohl in jedem Geschichtsunterricht Erwähnung und erlangte auf Grund seines dramatischen und folgenreichen Todes traurige Berühmtheit. Stichwort: Attentat in Sarajewo, bei dem der Erzherzog und seine Frau Herzogin Sophie ums Leben kamen und das als Auslöser des 1. Weltkrieges gilt.

Die Ausstellung widmet sich neben den Ereignissen um den Tod des Herzogpaares (die so im Detail für mich durchaus auch spannend und neu waren), auch dem Leben davor. Sie erzählt von der großen Liebesgeschichte der beiden, vom Leben des Paares und dessen Nachkommen. Die Ausstellung zeigt bislang weniger bekannte Facetten und langsam schlendere ich durch die Räume. Versuche mir einen Überblick über die damaligen Herrscherverhältnisse zu schaffen (gar nicht so einfach), bestaune altes Kinderspielzeug, eine Badewanne im Schloss und bin ganz begeistert von der schönen Liebesgeschichte zwischen dem Erzherzog und der Herzogin. Ein wenig verwundert auch, dass die Geschichte noch kaum jemand erzählt hat (man könnte ohne weiteres einen tollen Disney-Film daraus machen).

Schloss Artstetten, Ausstellung über die Zeit Erzherzog Ferdinands
Kinderzimmer im Schloss Artstetten

Ein Spaziergang durch einen Traumgarten

Bald schon stehe ich im Café, das über eine kleine Terrasse in den Garten führt. Schnell flüchten wir uns unter eine riesige Linde und genießen den Blick auf das Schloss und den mehrere Hektar großen Garten. Es ist noch immer heiß und wir können uns gerade nicht motivieren, den angenehmen Baumschatten zu verlassen. Irgendwann bin ich dann aber doch zu neugierig, lasse meinen Mann im Schatten stehen und mache mich alleine auf Entdeckungsreise.

Was ich sehe gefällt mir. Die großen Wiesen, teilweise mit Sommerblumen übersät, die Pfingstrosen, die riesigen Bäume und natürlich die herrlichen Blicke auf das Schloss. Dank Veranstaltung (den Pfingstrosentagen) sind überall blau weiß karierte Picknickdecken in der Wiese ausgebreitet und Liegestühle laden zu einer Pause ein (der Picknickkorb, den es im Schloss zu kaufen gibt, wird immer verlockender). Nach einem kleinen Rundgang kehre ich zur Linde zurück.

Gartensommer auf Schloss Artstetten
Café im Schloss Artstetten
Schloss Artstetten Blick auf die Schlossterrasse mit Picknickdecke

Ein Garten für große Genießer und kleine Entdecker

Mittlerweile hat auch mein Mann wieder Energie gesammelt und begleitet mich bei meinem Gartenspaziergang. Gemeinsam flanieren wir durch den um 1900 angelegten Rosengarten, probieren den ein oder anderen Liegestuhl aus und erreichen den Pavillon: mein Highlight des Areals. An der schmalen eisernen Wendeltreppe, die ins Obergeschoss führt, rankt eine (leider schon verblühte) Glyzinie, vor der weißen Tür wachsen Lavendel und rosa Rosen. Im Schatten des Baums hängt eine Kinderschaukel, vor dem Pavillon liegt der Teich. Schon von weitem habe ich im Pavillon orangene Schwimmflügel gesichtet, die hier offenbar bei Gelegenheit auch zum Einsatz kommen, jedenfalls lassen die großen aufblasbaren Schwimmtiere im Teich darauf schließen.

Mein Mann entdeckt den nächsten Liegestuhl – diesmal im Schatten – und lässt sich wieder darauf fallen. Vor ihm liegt eine Sandkiste für die kleinen Besucher. Ein wenig kurios sieht es schon aus, aber ich find’s toll und muss gleich an meine beiden Mädels denken, die uns heute ausnahmsweise nicht begleiten. Sie hätten ihre helle Freude im Schlossgarten. Sie wären durch die Wiese gelaufen, aufs Baumhaus geklettert (weiter unten im Park), sie hätten im Sand gespielt und sämtliche Blumen entdeckt. So genießen wir - heute kinderlos - die gemütliche Seite eines großen Gartens, die Langsamkeit, Entschleunigung. Durch einen schattigen Waldweg erreiche ich die Kastanienalle, werfe einen Blick auf den Bauerngarten und kehre wieder zum Pavillon zurück. Dort schaukelt eine Hängematte sanft im Wind und bietet mir den perfekten Platz, den ruhigen Vormittag hier im Garten zu genießen.

Teich beim Schloss Artstetten
Hängematte in Schloss Artstetten, Schlosspark
Artstetten Pavillon im Schlosspark
Sandkiste im Schloss Artsettten

Was es sonst noch in Artstetten zu sehen gibt

Eines der Hauptbesichtigungsziele in Artstetten – die Gruft – haben wir ausgelassen. Irgendwie ging diese im Zauber des schönen Gartens verloren, wir haben schlicht drauf vergessen. Hier (in der Familiengruft) haben Erzherzog Franz Ferdinand und Sophie von Hohenberg ihre letzte Ruhe gefunden.

Mein Fazit zum Schloss & Schlosspark Artstetten

Eine informative und gut gemachte Dauerausstellung zu einer wichtigen österreichischen Familie bzw. wichtigen geschichtlichen Ereignissen, ein romantische Schloss und ein umwerfender Schlosspark. Wir haben's hier in vollen Zügen genossen. PS: Das Café auf der Terrasse hätte übrigens auch sehr einladend ausgesehen.

Weitere Tipps von freets

  • Parkplätze sind direkt vor Ort vorhanden.

  • Wenn du Gärten magst – nimm dir ausreichend Zeit für deinen Besuch, hier gibt es viel zu sehen. Der Zugang zum Garten ist üblicherweise separat zu bezahlen.

  • In der Ausstellung gibt’s eigene Rätselaufgaben für Kinder, der Garten hält ebenfalls einige Attraktionen parat. Außerdem sind Kinderwägen am Areal bis auf ein paar Stufen grundsätzlich möglich. Ggf. kannst du den Kinderwagen auch an der Kasse lassen.

  • Es gibt diverse Veranstaltungen – eine Übersicht findest du auf der Website von Schloss Artstetten. Achtung, nicht immer ist der Park während einer Veranstaltung öffentlich zugänglich.

Besucherinfos
Adresse:Schlossplatz 1, 3661 Artstetten
Öffnungszeiten:01.04. - 01.11., täglich 10:00 - 16:30
Preisspanne:€€ (Erwachsene 13,40; Kinder (6-15) 9,20)
Dauer:2 Stunden
Aktualisiert:April 2023
Zuletzt erlebt:September 2022
Claudia Schlager

Autorin Claudia Schlager

Reise-, Ausflugs- und Fotoenthusiast, Storyteller, 2fache Mädchenmama, Kunsthistorikerin, Genussmensch und Naturliebhaberin aus dem südlichen Niederösterreich. Mit freets verbinde ich seit 2015 einen Großteil meiner Leidenschaften und gebe regelmäßig Einblick in meine kleinen und großen Entdeckungen.