Eigen ist das schon, wenn du in den Shuttle Bus steigst und von historisch gewandeten Personen umgeben bist. Da eine Frau mit bodenlangem, bestickten Kleid und überborden Kopfschmuck, dort ein Mann in braunem Leinengewand, einfach gekleidet. Mittendrin wir, in Nikes, Jean und T-Shirt, wie Zeitreisende. Ruckelnd setzt sich der Shuttle Bus in Bewegung. Die Spannung, was uns da am Ende der steilen Serpentinenstraße in den historischen Mauern der Burgruine Aggstein erwartet, steigt.
Jedes Jahr findet auf der (wohl schönsten) Ruine der Wachau ein Mittelaltefest statt. Dieses Mal unter dem Motto „Die Braut zu Aggstein“. Zwei Tage lang umwerben Ritter die Braut und begehen Wettkämpfe jeglicher Art, um die schöne Prinzessin und vor allem deren Vater zu beeindrucken. Rund herum Mittelalter. So viel zum Rahmenprogramm.
Unser Besuch am Mittelalterfest Aggstein
Kaum sind wir vom Bus ausgestiegen hören wir von Richtung Eingang Musik. Beschwingt, leicht und mit Gesang. Die „feigen Knechte“ geben den ankommenden Besuchern ein Ständchen zum Besten und sie haben ihren Spaß dabei. Das kann man sehen, denn sie grinsen von einem Ohr zum anderen. Mittelalter ist hier keine raue, kalte und kriegerische Welt, vielmehr in eine fröhliche, ausgelassene, voller Wein, Tänzen und guter Stimmung. Mittelalterfest eben und nicht Mittelalter-Alltag.
Rund um den kleinen Festplatz und entlang des Weges zur Burg haben Händler Zelte aufgebaut und bieten ihre Waren an. Schmuck, mittelalterliche Kleider, Met und andere Dinge. Auch Handwerker demonstrieren ihr Können. Ein Seilknüpfer stellt Springschnüre her, gegenüber werden Körbe geflochten und ein Stück weiter hat der Schmied bereits sein Feuer entfacht. Neugierige können mitmachen oder werden – so wie ich – kurzerhand einfach eingeteilt.
Früh morgens im Mittelalter. Die Minuten vor dem Fest.
In der Burg selbst ist es noch ruhig, erst in einer halben Stunde wird das Fest offiziell eröffnet. Niemand würde vermuten, dass in nur wenigen Minuten ein Kampf in den äußeren Vorhöfen stattfinden wird. Dass im Laufe des Tages die feindlichen Ritter die Burgmauern erobern und auch die Besucher mit ihnen in den Burghof strömen werden. Vielmehr liegt eine friedliche Atmosphäre in der Luft, die schwer zu beschreiben ist. Die Ruhe vor dem Sturm, an einem sommerlichen Tag, der verspricht heiß, laut und bunt zu werden. In einer Ecke an der Burgmauer hat eine junge Frau ihren Stand mit allerlei gerösteten Nüssen aufgebaut und lächelt mir freundlich entgegen.
Langsam gehe ich weiter durch die Mauern der alten Burgruine in Richtung Burghof. Immer wieder bin ich begeistert, wie groß und gut erhalten die Anlage ist. Um 1200 datieren die ältesten Mauerreste, der Großteil selbst stammt von einem Ausbau Anfang des 17. Jahrhunderts. Wie die Burg im Mittelalter tatsächlich benützt und ausgesehen hat wird übrigens derzeit gründlich erforscht. So viel ist sicher: Geschichten aus Aggstein wird es auch in Zukunft geben.
Wenn die Ritter einziehen und das Mittelalterfest so richtig Fahrt aufnimmt
Von draußen, von vor den Burgmauern, höre ich fröhliche Musik und jubelndes Volk. Darunter auch mein Mann samt Töchterchen, die lieber dort geblieben sind. Zu spannend waren die Riesenseifenblasen, die kurzerhand auch selbst von der Eineinhalbjährigen fabriziert wurden. Jetzt sitzt sie auf Papas Schultern, schaut den einziehenden Rittern zu und überblickt das Gelände. Ich sehe kurz von der Burgmauer zu ihnen runter und überblicke ebenfalls. Dicht reihen sich die vielen bunten Zeltdächer neben den historischen Burgmauern und ergeben ein stimmiges Bild. Schließlich siegt der Drang, mich ins Geschehen zu begeben und ich mache mich auf den Weg vor die Burgmauer.
Nachdem den Rittern der Einlass in die Burg verwehrt wurde und sie ihn sich gewaltsam erkämpften, ziehen wir, gemeinsam mit ihnen und weiteren Besuchern, in die Burg ein. Der vormals leere Platz füllt sich rasch und es kommt Leben ins Fest. Im Burghof stimmt ein Musiker seine Laute, hinter uns hören wir Glöckchen von den Schuhen eines Narrs läuten. Wir machen uns auf, ins Herz der Burgruine, um das Areal zu erkunden. Genießen die Blicke vom Balkon auf die Donau und von der Burgmauer bis hin zum Schneeberg (unglaublich aber wahr!), schlüpfen durch steinerne Portale, werfen einen kurzen Blick in die spätgotische Kapelle (muss sein!) und entdecken die Burg an allen Ecken und Enden, von oben sowie unten.
Bis uns das Schild „Bogenschießen“ keine Ruhe mehr lässt. Ausprobieren ist angesagt, mitmachen. Weil es Spaß macht und weil wir nicht nur Zaungast, sondern so richtig dabei sein wollen. Da war Bogenschießen übrigens nur der Anfang und sowieso nur eine Option, die es zu erleben galt. Wie sich die Zukunft in der kleinen, finsteren Backstube voraus sagen lassen beispielsweise, dem Schmied zu Hand gehen, der Geschichtenerzählerin lauschen, zur Musik von Skaltrian tanzen, eine Jungritterprüfung ablegen oder die „wirklichen“ Rittern beim Kampf um ihre holde Braut beobachten. Beispielsweise.
Ein Fest für Mittelalterfans und Familien?
Ja definitiv. Ritter, Bogenschießen, Schwerter bemalen, dem Schmied bei der Arbeit zuschauen, mit Schwertern und Schilden aus Holz spielerisch kämpfen, einen Feuerfleck essen, über riesige Seifenblasen staunen, oder der Geschichtenerzählerin gebannt zuhören – das sind nur einige der Dinge, die Kinder hier erleben können. Es wird allerhand geboten, es ist einiges los. Aber nicht zu viel, denn klugerweise wurden zahlreiche Zelte und Aktivitäten vor die Burg verlagert, weswegen es zu keiner Drängerei oder zu „Herumgeschubse“ kommt.
Dass sich das im Laufe der Jahre wohl schon herumgesprochen hat, war ebenfalls zu sehen, denn es waren zahlreiche Familien mit Kinder jeden Alters unterwegs. Auch mit Kinderwagen (den man problemlos im Shuttle Bus transportieren konnte). Auch mit Babys und Kleinkindern. So wie wir. Ich wahr ehrlich gesagt selbst überrascht, wie gut das funktioniert hat. Lange hat es nicht gedauert und unserer Kleine ist vollkommen aufgetaut, hat sich auf den Schultern tragen lassen, oder auf eigene Faust die Gegend erkundet. Irgendwie hatte ich das Gefühl sie hat die gute Stimmung und das Treiben rund um sich genossen. Vielleicht, so nur ein kleiner Hoffnungsschimmer, hat sie ja die große Begeisterung fürs Mittelalter von mir geerbt. Wahrscheinlich waren es aber die großen Seifenblasen ganz zu Beginn, die sie begeistert haben. Wir werden sehen.
Mein Fazit zum Mittelalterfest auf der Burgruine Aggstein
Ich fand's toll. Wider Erwarten war das Fest sehr entspannt, es war viel Platz für alle, kein Gedränge und die Besucher haben sich gut verteilt. Das Wetter war traumhaft, die Besucher fröhlich und die Ruine als Kulisse einfach nur schön.
Tipps von freets für Mittelalterfest Aggstein
Große Teile des Areals sind barrierefrei zugänglich, einzelne Bereiche der Burg allerdings nur über hölzerne Stiegen.
Kinderwagen geht gut, aber nicht überall. Die meisten Bereich des Festes sind aber zugänglich und notfalls kann man den Wagen bei der Taverne stehen lassen.
Vom Parkplatz in Aggsbach Dorf fahren laufend Shuttle Busse nach oben (und runter).
Parkplatz ist am Fuße der Ruine vorhanden und kostenlos.
Autorin Claudia Schlager
Reise-, Ausflugs- und Fotoenthusiast, Storyteller, 2fache Mädchenmama, Kunsthistorikerin, Genussmensch und Naturliebhaberin aus dem südlichen Niederösterreich. Mit freets verbinde ich seit 2015 einen Großteil meiner Leidenschaften und gebe regelmäßig Einblick in meine kleinen und großen Entdeckungen.
Der Beitrag erfolgte im Zuge einer Einladung (Presse- oder Bloggerreise, bzw. individuelle Einladung). Diese hat keinen Einfluss auf die Art und den Inhalt der Berichterstattung, die Berichterstattung erfolgte freiwillig und unbezahlt.
Einladung durch Donau Niederösterreich Tourismus
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