Nach all den Wanderungen, die ich die letzten Jahre in Niederösterreich unternommen habe, gehört die Tour am nördlichen Grafensteig zu meinen liebsten. Die rund 5stündige Wanderung am Schneeberg vereint großartige Aussichten und absolutes Bergfeeling und verläuft dabei in relativer Stille und Einsamkeit; und das mag für den Schneeberg schon mal was heißen.
Der nördliche Grafensteig am Schneeberg: Bergwelten statt Gipfelglück
Sportliche starten die Wanderung direkt von Puchberg aus. Von der Feuerwehr im Schneebergdörfl führt ein Weg durchs Mieseltal hinauf zur Baumgartnerhöhe und erspart die doch kostenintensive Fahrt mit dem berühmten und beliebten Salamander. Ich zähle mich heute nicht dazu und starte meine Wanderung am Schneeberg ganz gemütlich und wie gewohnt vom Bahnhof Puchberg mit der Schneebergbahn. So wie die meisten Fahrgäste steige ich bei der Station Baumgartner aus. Mein Ziel sind aber nicht die duftenden Buchteln, sondern der Einstieg in den nördlichen Grafensteig.
Respektvoll widme ich dem höchsten Berg Niederösterreichs noch einen Blick und folge den Zahnrädern der Bergbahn noch ein Stück nach oben. Bald überquere ich dieselben und biege in den Wald (beschildert). Innerhalb weniger Schritte habe ich den Ausflugstrubel am Schneeberg verlassen und stehe in einem stillen Wald. Rings herum nur noch Waldbäume, die den Schneeberg auf rund 1300m Höhe bedecken. In aller Ruhe folge ich dem leicht hügeligen Weg, der an der Nordseite des Schneebergs entlangführt, passiere eine idyllische Lichtung und genieße die Ruhe der Natur. Schon jetzt ist mir klar, der Weg hier ist anders als oben, noch unentdeckter, friedlicher und ja, ich finde auch, schöner. Wie viel schöner werde ich bald merken.
Alpines Feeling und tolle Aussichten: die „Ries“ am nördlichen Grafensteig
Nachdem ich ein Stück durch den Wald gewandert bin, erreiche ich die erste der vielen „Ries‘“. Erfahrenen Schneebergkennern können diese natürlich alle namentlich benennen und so bekomme ich bei jeder Ries den vermeintlichen Namen zu hören (vermeintlich deswegen, weil bei der 3. Ries zum wiederholten Mal mit „aber das ist sie jetzt wirklich, die Hotelries“ kommentiert wird). Dank dieser „fachkundigen“ Beschreibung kenne ich die kleinen Schotterpassagen zwar noch immer nicht beim Namen, habe aber eine kurzweilige Wanderung. Um dieses ganz eigenen Flair der Abschnitte zu genießen, brauche ich ja sowieso keinen Namen. Die „Breite Ries“, die auch vom Tal aus gut sichtbar ist, die erkenne ich dann sogar selbst.
Kurz stehe ich einmal gebannt da. Lasse den Blick über die Breite Ries schweifen, die riesige Schotterfläche, durch die sich ein schmaler Weg schlängelt. Nur teilweise wachsen hier Latschen und kleine Alpenblumen, ansonsten dominiert die karge Landschaft unter dem blauen Himmel. Fasziniert durchqueren wir die Ries, genießen die phänomenale Aussicht, das eigene Flair, machen bei den riesigen Felsbrocken Halt und schauen auf die Bergspitzen ein Stück weiter oben. Einmalig. Allein deswegen lohnt sich die Tour.
Gemütliche Hütten und ein bequemer Weg ins Tal
Nach der Durchquerung erreichen wir wieder den Wald. Ein guter Teil des Wegs ist bereits zurückgelegt und wir halten bereits Ausschau nach einem schönen Jausenplatz. Nach einem kleinen Bergauf-Stück erreichen wir die Hütte der Bergrettung, wo wir unsere wohlverdiente Pause genießen. Der letzte Weg zur Edelweishütte führt gewohnt idyllisch und ruhig durch den Wald und ist immer wieder mit Aussichten gespickt. Am Ziel angelangt nehmen wir den Sessellift wieder retour ins Tal. Auch wenn ein Weg nach unten führten würde, entscheiden wir uns wieder für die bequeme Variante zu unserem Auto, das wir im Vorfeld bei Losenheim abgestellt haben.
Mein Fazit zur Wanderung am nördlichen Grafensteig
Eine unheimlich schöne, abwechslungsreiche Wanderung, die wieder einmal beweist, dass es keinen Gipfel für eine großartige Tour braucht. Uneingeschränkt empfehlenswert – nur der Hin- und Rückweg per Sessellift und Bahn ist natürlich etwas kostspielig.
Weitere Tipps von freets
Start- und Endpunkt ist nicht ident. Von Losenheim (Endpunkt) fährt jedoch ein Bus nach Puchberg (Ausgangspunkt). Der letzte Weg von Losenheim zum Bahnhof Puchberg dauert noch ca. 30 Minuten.
Auf der Website der Schneebergbahn kannst du dir nicht nur alle Infos rund um den Salamander holen, hier ist auch das aktuelle Wetter (Berg- und Tal) zu finden. Infos zum Sessellift gibt’s auf der Website der Schneeberg Sesselbahn.
Autorin Claudia Schlager
Reise-, Ausflugs- und Fotoenthusiast, Storyteller, 2fache Mädchenmama, Kunsthistorikerin, Genussmensch und Naturliebhaberin aus dem südlichen Niederösterreich. Mit freets verbinde ich seit 2015 einen Großteil meiner Leidenschaften und gebe regelmäßig Einblick in meine kleinen und großen Entdeckungen.
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