Respektvoll starte ich die heutige Wanderung auf die Hohe Wand. Auch wenn ich im März schon mal zu Fuß den beliebten Ausflugsberg der Wiener Alpen erwandert habe (von Dreistetten aus), weiß ich, die heutige Tour wird fordernder. Denn dieses Mal starte ich auf der anderen Seite. Mein Ziel: die höchst gelegene Hütte der Hohen Wand und – etwas später auch – der höchst gelegene Punkt auf 1135 Höhenmeter.
Der Grafenbergsteig zur Wilhelm-Eichert Hütte
Der Aufstieg beginnt sofort nach dem Parkplatz und führt, wie erwartet, steil nach oben. Schritt für Schritt wandere ich langsam durch den Wald. Steige über Wurzeln, Steine, lasse den Blick über die hohen Waldbäume schweifen und erhasche schon bald die ersten Aussichten über die Gegend. Den Gösing, den Wechsel und die Ortschaften im Tal, die mit jedem Schritt immer kleiner werden. Rund eine Stunde wandern wir so durch den Wald. Ich genieße die Ruhe (bis auf einen Wanderer treffen wir niemanden), die immer wärmer werdende Luft, das Zwitschern der Vögel und das Knirschen der Kiefernnadeln unter den Schuhen.
Beim Grafenberg kann ich nicht anders, als auf der einladenden Sonnenbank Platz zu nehmen. Nach 45 Minuten steilen Aufstiegs haben wir uns die erste Pause auch redlich verdient. Der Blick von hier ist großartig, die Sonne scheint mir ins Gesicht und über meinem Kopf fliegt aufgeregt ein Kolkrabe hin und her. Nur schwer reiße ich mich los und folge meinen Eltern weiter nach oben. Ja, richtig, es ist noch nicht geschafft. Noch ein kleines Stück wandern wir bergauf, bis wir durch die hohen Waldbäume die Wilhelm-Eichert Hütte entdecken. Der erste Aufstieg zur höchst gelegenen Hütte auf 1052 Höhenmeter ist geschafft.
Weite Blicke, Sonnenplätze und die höchst gelegene Hütte auf der Hohen Wand
Die Lage der Wilhelm-Eichert Hütte auf der Großen Kanzel ist wirklich idyllisch. Vor der Hütte erstreckt sich bis hin zum Felsabbruch eine grüne Wiese, die heute von kleinen gelben Blümchen bedeckt ist. Lose verstreut befinden sich Sitzmöglichkeiten – Hollywood Schaukeln, Jausenbänke oder die schöne Sonnenterrasse der Hütte selbst. Auf letzterer nehmen wir Platz, genießen ein kühles Getränk und die fantastische Aussicht. Vom blauen Himmel zeichnet sich markant die weiße Silhouette des Schneebergs ab, der alle Blicke auf sich zieht.
Später schlendern wir über die Wiese zu den beiden Kreuzen. Von weiter vorne erkenne ich auch deutlich den Kienberg, Zweier Wald und die kleine Ortschaft Höflein, von der wir ursprünglich aufgebrochen sind. Vom Eisenkreuz auf der gegenüberliegenden Seite blicke ich aufs Gelände und die markante Hütte auf dessen Gipfel. Während unserer, zugegeben etwas längeren, Pause (es war hald‘ so schön) trudeln auch immer mehr Wanderer ein. Insgesamt bleibt es aber ruhig.
Über das Rastkreuz retour nach Höflein
Von den vielen Wandermöglichkeiten, die von der Wilhelm-Eichert Hütte ausgehen, entscheiden wir uns für den Rückweg über das Rastkreuz. Bevor es aber wieder (fast ebenso steil) bergab geht, wandern wir noch einmal nach oben. Denn auf unserem Weg liegt auch der höchste Punkt der Hohen Wand, das sogenannte Plackles auf 1135 Höhenmeter. Zugegeben, es ist schon ein wenig mühsam, nach dem Aufstieg und so einer schönen Pause durch die immer wärmer werdende Sonne wieder weiter nach oben zu wandern. Aber die 15minütige Strecke ist zum Glück nicht sehr lang und schon bald erreichen wir den höchsten Punkt (durch einen Sendemasten markiert) und den dahinter anschließenden Wald.
Von nun wandern wir relativ steil bergab in Richtung Scheimhütte und Rastkreuz. Der Weg bietet vor allem Ruhe (auch hier keine Wanderer außer uns), kleine Entdeckungen (Seidelbast und ein paar letzte Schneerosen), Eidechsenbeobachtungen und viele vorsichtige Schritte auf Schotter. Nachdem wir die Scheimhütte passiert haben, folgen wir der Beschilderung nach Grünbach und erreichen nach rund 40 Minuten und einem erneuten fantastischen Ausblick auf den Schneeberg unseren Ausgangspunkt.
Mein Fazit zur Wanderung
Für mich als eher gemütlicher Wanderer war der Aufstieg schon recht anstrengend, mit ein paar Pausen und dem Wissen, dass das eben nun mal fordernd wird, ging es aber ganz gut. Der Platz vor der Eichert-Hütte ist wirklich, wirklich traumhaft, die Aussichten phänomenal und auch die Ruhe, die man sonst nicht so von der Hohen Wand kennt, wirklich schön. Den Weg zum Plackles hätt' ich von mir aus auslassen können (der Punkt ist nicht wirklich spektakulär), aber es lag eben am Rückweg der Rundwanderung.
Weitere Tipps von freets
Am Ausgangspunkt sind ein paar kostenlose Parkplätze vorhanden (gut beschildert), ein Stück weiter beim „Seiser Toni“ gibt’s weitere Parkplätze, die sind allerdings kostenpflichtig
Die Wilhelm-Eicherthütte ist ab März von Di-So ab 09:00 geöffnet. Auf der Website der Hütte gibt’s aktuelle Öffnungszeiten und eine Webcam.
Lust auf mehr? Die Tour kann noch mit einem „Abstecher“ auf die Geländehütte kombiniert werden. Direkt bei der Scheimhütte führt der Weg zur Hütte.
Die Route ist ein Teil des Erlebniswegs von Grünbach, der mehr über die urzeitliche Besiedlung verrät.
Autorin Claudia Schlager
Reise-, Ausflugs- und Fotoenthusiast, Storyteller, 2fache Mädchenmama, Kunsthistorikerin, Genussmensch und Naturliebhaberin aus dem südlichen Niederösterreich. Mit freets verbinde ich seit 2015 einen Großteil meiner Leidenschaften und gebe regelmäßig Einblick in meine kleinen und großen Entdeckungen.
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