So machen wir uns am nächsten Morgen auf den Weg zum Schloss Artstetten. Parken unser Auto oberhalb des Schlosses und spazieren durch einen Teil des Gartens auf das Gebäude zu. In leuchtendem Pink und Rosa heben sich die üppig blühenden Pfingstrosen von der weißen Schlossfassade ab. Die Hitze der letzten Tage hat sie tatsächlich zum Großteil schon verblühen lassen, aber zu Beginn hab‘ ich sowieso nur Augen für das Schloss: ein – so heißt es jedenfalls – im Kern mittelalterliches Gebäude mit einer regen Besitzgeschichte. 1823 ging es in den Besitz Kaiser Franz‘ I. Entscheidend für das heutige Erscheinungsbild ist aber definitiv der Besitzer ab 1899: Erzherzog Franz Ferdinand.
Besichtigung von Schloss Artstetten. Zwischen Tragödie, Familie und einer große Liebesgeschichte
Mitten im Schloss Artstetten, in der Dauerausstellung, dreht sich auch alles um diese berühmte Persönlichkeit aus der kaiserlichen Familie. Erzherzog Franz Ferdinand, der wohl in jedem Geschichtsunterricht Erwähnung findet und auf Grund seines dramatischen und folgenreichen Todes traurige Berühmtheit erlangte. Stichwort: Attentat in Sarajewo, bei dem der Erzherzog und seine Frau Herzogin Sophie ums Leben kamen.

Wobei es natürlich nicht nur darum geht (auch wenn die Ereignisse im Detail dann doch für mich neu waren), sondern auch um sein Leben, seine große Liebesgeschichte mit Herzogin Sophie und seine Nachkommen. Die Ausstellung zeigt bislang weniger bekannte Facetten des berühmten Habsburgers. Ich weiß nicht wie es dir geht, aber ich persönlich hab‘ noch nicht allzu viel über den Erzherzog gewusst. Die Ausstellung ändert das ein wenig und langsam schlendere ich durch die Räume. Versuche mir einen Überblick über die damaligen Herrscherverhältnisse zu schaffen (gar nicht so einfach), bestaune altes Kinderspielzeug, eine Badewanne im Schloss und bin ganz begeistert von der schönen Liebesgeschichte zwischen dem Erzherzog und der Herzogin. Ein wenig verwundert auch, dass die Geschichte noch kaum jemand erzählt hat – man könnte ohne weiteres einen tollen Disney-Film daraus machen (ja, man merkt mein derzeitiges Fernsehverhalten mit zwei kleinen Kindern).

Gartensommer – ein Traum von einem Garten
Bald schon stehe ich im Café, das über eine kleine Terrasse in den Garten führt. Schnell flüchten wir uns unter eine riesige Linde und genießen den Blick auf das Schloss und den mehrere Hektar großen Garten. Es ist noch immer heiß und wir können uns gerade nicht motivieren, den angenehmen Baumschatten zu verlassen. Irgendwann bin ich dann aber doch zu neugierig, lasse meinen Mann im Schatten stehen und mache mich alleine auf Entdeckungsreise.


Was ich sehe gefällt mir. Die großen Wiesen, teilweise mit Sommerblumen, die Pfingstrosen, die riesigen Bäume und natürlich die herrlichen Blicke auf das Schloss. Dank Veranstaltung sind überall blau weiß karierte Picknickdecken in der Wiese aufgebreitet, Liegestühle laden zu einer Pause ein (der Picknickkorb, den es im Schloss zu kaufen gibt, wird immer verlockender). Nach einem kleinen Rundgang kehre ich zur Linde zurück.
Ein Garten für große Genießer und kleine Entdecker
Mittlerweile hat auch mein Mann wieder Energie gesammelt und begleitet mich bei meinem Gartenspaziergang. Gemeinsam flanieren wir durch den um 1900 angelegten Rosengarten, probieren den ein oder anderen Liegestuhl aus und erreichen den Pavillon: mein Highlight des Areals. An der schmalen eisernen Wendeltreppe, die ins Obergeschoss führt, rankt eine (leider schon verblühte) Glyzinie, vor der weißen Tür wächst buschig Lavendel und rosa Rosen. Im Schatten des Baums hängt eine Kinderschaukel, vor dem Pavillon liegt der Teich. Schon von weitem habe ich im Pavillon orangene Schwimmflügel gesichtet, die hier offenbar bei Gelegenheit auch zum Einsatz kommen, jedenfalls lassen die großen aufblasbaren Schwimmtiere im Teich darauf schließen.

Ausflug ins Schloss Grafenegg
Abkühlung im Donausee Weitenegg bei Leiben
Ein geschichtsträchtiger Ort: Schloss Eckartsau


Mein Mann entdeckt den nächsten Liegestuhl – diesmal im Schatten – und lässt sich wieder darauf fallen (ja es ist heiß, auch wenn im Park eine angenehm kühle Brise weht). Vor ihm: eine große Sandkiste für die kleinen Besucher. Ein wenig kurios sieht es schon aus, aber ich find’s toll und muss gleich an meine beiden Mädels denken, die uns heute ausnahmsweise nicht begleiten. Sie hätten ihre helle Freude im Schlossgarten (auch wenn ich das anfangs nicht vermutet hätte). Sie wären durch die Wiese gelaufen, aufs Baumhaus geklettert (weiter unten im Park), sie hätten im Sand gespielt und sämtliche Blumen entdeckt.

Heute aber genießen wir die gemütliche Seite eines großen Gartens, die Langsamkeit, Entschleunigung. Durch einen schattigen Waldweg erreiche ich die Kastanienalle, werfe einen Blick auf den Bauerngarten und kehre wieder zum Pavillon zurück. Eigentlich zur Hängematte, auf der ich dann auch ein wenig den ruhigen Vormittag in diesem herrlichen Garten genieße.

Was es sonst noch in Artstetten zu sehen gibt
Eines der Hauptbesichtigungsziele in Artstetten – die Gruft – haben wir ausgelassen. Irgendwie ging die im Zauber dieses schönen Gartens verloren und wir haben schlicht drauf vergessen. Hier (in der Familiengruft) haben Erzherzog Franz Ferdinand und Sophie von Hohenberg ihre letzte Ruhe gefunden.

Das rät dir freets für deinen Besuch
- Parkplatz ist ausreichend vor Ort vorhanden
- Wenn du Gärten magst – nimm dir ausreichend Zeit für deinen Besuch, hier gibt es viel zu sehen
- Kinder: in der Ausstellung gibt’s eigene Rätselaufgaben für Kinder, der Garten hält ebenfalls einige Attraktionen parat
- Kinderwagen ist grundsätzlich am Areal bis auf ein paar Stufen möglich. Ggf. kannst du den Kinderwagen auch an der Kasse lassen
- Hunde sind herzlich willkommen
- Audio-Guides und eine App verfügbar
- Es gibt diverse Veranstaltungen – eine Übersicht findest du auf der Website von Schloss Artstetten. Achtung, nicht immer ist der Park während einer Veranstaltung öffentlich zugänglich.
Besucherinfos
Schlossplatz 1, 3661 ArtstettenÖffnungszeiten: Mai, Juni, September, Oktober: 10.00–16:30, Freitag Ruhetag; Juli und August: täglich 10:00–17:30; letzter Einlass eine halbe Stunde vor Schließung
Preis: Museum, Gruft und Schlosspark: Erwachsene: 12,50; Kinder (6–15 Jahre): 9,20; Schlosspark (ab 6 Jahre): 3,50
Dauer: rund 1,5 Stunden
Aktualisiert: Juni 2021
https://www.schloss-artstetten.at
Zuletzt besucht: Juni 2021