Bahnwanderweg von Semmering nach Breitenstein
Der Bahnwanderweg zwischen Semmering und Breitenstein ist ein einzigariges Erlebnis. 10km führt der Themenweg entlang des berühmten UNESCO-Weltkulturerbes (Semmering Bahn), unter Viadukten, durch stille Wälder voller Pflanzenraritäten hin zu Traumaussichten über Rax, Schneeberg & mehr.

Am Bahnwanderweg von Semmering nach Breitenstein – wandern am UNESCO Weltkulturerbe

Der Bahnwanderweg ist ein Wander-Themenweg zwischen Mürzzuschlag und Gloggnitz entlang der Südbahn. Das rund 10km lange Teilstück zwischen Semmering und Breitenstein ist dabei das beliebteste Stück. Es führt an den berühmtesten und beeindruckenden technischen Errungenschaften der Semmeringbahn vorbei. Bei einer Wanderung am Bahnwanderweg bekommst du aber nicht nur die Kalte Rinne, den sog. 20 Schilling Blick und andere Viadukte zu Gesicht, sondern auch imponierenden Villen aus der Jahrhundertwende- und Sommerfrischezeit der Region.
Dass ich einmal meinen kinderfreien Tag mit einer Wanderung verbringe, hätte ich mir wohl nie gedacht. Aber offenbar ändern sich die Zeiten und überhaupt steht der Bahnwanderweg zwischen Semmering und Breitenstein schon wirklich lange auf meiner Bucket-List. Den 20 Schilling Blick, die Kalte Rinne, die Polleros Wand und alle anderen Highlights dieses Weges einmal (wieder) in echt zu sehen. Das letzte Mal bin ich als Kind hier gewandert, wo ich das alles naturgemäß mäßig spannend fand. Heute aber umso mehr. Daher machen wir uns auf in Richtung Breitenstein, lassen dort unser Auto stehen und fahren mit dem Bus zum Bahnhof Semmering, dem Ausgangspunkt unserer Wanderung.

Wanderung am Bahnwanderweg von Semmering nach Breitenstein

Wandern am Bahnwanderweg in Richtung Breitenstein
Immer wieder führt der Wanderweg direkt an der Bahn entlang und ermöglicht so, die Bahnstrecke und ihre technischen Highlights ganz genau anzusehen.

Wir entscheiden uns für den bekanntesten und beliebtesten Teil des Bahnwanderwegs von Semmering nach Breitenstein. Rund 10 Kilometer führt der Wanderweg in unmittelbarer Nähe der Semmeringbahn. Diese ist natürlich Star und Mittelpunkt des Themenwegs, und macht die Wanderung zu einem einzigartigen Erlebnis. Sie bereichert den ohnehin schönen Weg mit architektonischen (oder technischen) Highlights und spannender Geschichte.

Eine Geschichte, an die wir uns noch dunkeln erinnern können. Denn der Semmering und die dazugehörige Bahn waren fünf Jahre lang Teil unseres Lebens. Unzählige Male sind wir mit dem Zug von zu Hause nach Semmering gefahren, die berühmte Wegstrecke war damals unser Schulweg. So gesehen lernten wir auch etwas über das UNESCO-Weltkulturerbe und ein wenig davon ist nach 15 Jahren noch hängen geblieben. Dass der Venediger Carl Ritter von Ghega die Semmeringbahn errichtete, dass diese Mitte des 19. Jahrhunderts entstand und zur damaligen Zeit als unmöglich galt. Später, nach Fertigstellung als technische Höchstleistung und Wahnsinns-Errungenschaft.

Trotzdem bleibe ich schon bei der ersten Infotafel am Bahnhof Semmering stehen und lese die kurze Information über den berühmten Italiener Hr. Ghega. Auch später frische ich mein verstaubtes Schulwissen auf und erfahre spannende Dinge über den Bau der Semmeringbahn. Über die technischen Schwierigkeiten, die menschlichen Tragödien und die Besonderheiten dieser Zugstrecke. Wer nicht immer stehen bleiben möchte, kann die Geschichten übrigens auch als Audio Guide mittels QR-Code einfach aufs Handy laden.

Von Semmering übers Kurhotel zum 20 Schilling Blick

Nach dem ersten Stopp wandern wir los. Schnell verlassen wir den Bahnhof Semmering, bald auch den Kinderbahnhof (ein kleiner Kinderspielplatz für alle zugbegeisterten Kleinen) und erreichen den Wald. Relativ gemütlich (wenn auch immer wieder auf und ab) gehen wir in Richtung Breitenstein.

Beim Bahnhof Wolfsbergkogel erreichen wir das idyllisch gelegene Kurhotel und spähen durch die Waldbäume auf das nicht minder imposante Südbahnhotel und die umgebenden Jahrhundertwende-Villen. Schon im 19. Jahrhundert, schon vor dem Bau der Bahn, war der Semmeringpass und der Ort selbst beliebtes Sommerfrische-Ziel der Wiener. Der Bau der Semmeringbahn machte ab 1854, als die Bahn in Betrieb ging, eine direkte Zugverbindung von Wien hierher möglich.

Aussicht vom Doppelreiterkogel auf die Semmeringbahn
Von der Aussichtswarte am Doppelreiterkogel kann man herrlich auf die Semmeringbahn und die Umgebung schauen. Auch landschaftlich wunderschön.

Nach wenigen Schritten durch den (wirklich wunderschönen) Wald, erreichen wir die Aussichtswarte am Doppelreiterkogel. Ein erster Vorgeschmack auf die unzähligen tollen Ausblicke, die noch folgen sollten. Wir nehmen uns viel Zeit und genießen die herrlichen Blicke auf den Schneeberg, die Rax, auf den Semmering und die umliegende Gegend. Und natürlich auch auf die Semmeringbahn, die Kalte Rinne, die Polleroswand und den Weinzettelwand-Tunnel.

20 Schilling Blick
Was für eine Kulisse! Der berühmte 20Schilling Blick mit Blick auf die Polleros-Wand, die Kalte Rinne, die Rax und ich, ganz klein und staunend, davor.

 

20Schilling Blick im Herbst
Übrigens auch im Herbst schön, wie ich rund ein Monat später feststellen durfte.

15 Minuten später geht es mit Top-Aussichten weiter. Dieses Mal am sogenannten 20 Schilling Blick. Ein Aussichtspunkt, der seinem Namen einer Auszeichnung verdankt. Die erste normalspurige Gebirgsbahn Europa wurde als weltweit erste Bahnstrecke 1998 als UNESCO-Weltkultur Erbeausgezeichnet. Jener Blick auf die Polleroswand und die Kalte Rinne hat es als Anerkennung der technischen Leistung auf den damaligen 20Schilling Geldscheingeschafft. Diese Aussicht vor unseren Augen ist quasi durch zahlreiche Hände und an genauso vielen Augen vorüber gegangen und kann heute nur noch live bewundert werden. Ist aber sowieso schöner, finden wir.

Unter Viadukten und an Bahngleisen am Bahnwanderweg bis nach Breitenstein

Natürlich könnte man jetzt sagen, die Highlights der Strecke wurden nach einer Stunde erreicht. Und tatsächlich gibt es ja auch kleinere Runden, die genau diese beinhalten. Aber auch die übrigen 2,5 Stunden haben viel zu bieten. Angefangen von den „kleinen“ Dingen, wie die zahlreichen Zyklamen am Wegesrand, oder die von hunderten Herbstzeitlosen übersäte Wiese. Im Februar soll es hier unzählige Schneerosen geben, einige Tafeln im Wald erzählen von Seidelbast und anderen Pflanzenraritäten, die hier wachsen.

Schwalbenschwanz Enzian
Auch abseits von Ausblicken und Semmeringbahn gibt es hier viel zu entdecken: Zyklamen, Herbstzeitlosen oder diesen Enzian.

Aber auch von der Semmeringbahn gibt es noch Spannendes zu sehen. Allen voran die beiden Viadukte, die den Wanderweg kreuzen. Fast unvermittelt tauchen sie vor uns auf und lassen erahnen, welche technischen Herausforderungen beim Bau der Semmeringbahn auftauchten. Immerhin fährt die Bahn alleine von Gloggnitz bis Mürzzuschlag über 16 solcher Viadukte, über 100 gewölbte steinerne Brücken und durch 15 Tunnels. Beeindruckend, vor allem so praktisch von Angesicht zu Angesicht.

Blick aufs Viadukt beim Bahnwanderweg
Verschnaufpausen können sich auch auszahlen. Wirkt natürlich umso schöner, wenn ein Zug übers Viadukt am Bahnwanderweg fährt.

Viadukt am Bahnwanderweg

Kalte Rinne, Bahnwanderweg
Das berühmteste Viadukt, die Kalte Rinne, am Bahnwanderweg.

Wir durchqueren Viadukt Nummer eins und kämpfen uns den steilen Waldweg nach oben (dieses Stück ist mir noch von meiner Kinderheit in Erinnerung – es ist das steilste Stück des Wegs). Genießen danach umso mehr den Blick hinunter auf das Viadukt und freuen uns wie kleine Kinder, als tatsächlich ein Zug in unserer kurzen Verschnaufzeit drüber fährt.Selbes gilt dann auch für die „Kalte Rinne“, das berühmte zweistöckige Viadukt, das als Schlusshighlight auf unserem Weg liegt.

Tourdaten: rund 10km, 3,5 Stunden ohne Pause; Bahnhof Semmering, entlang dem Bahnsteig vorbei beim Ghega Denkmal – Beschilderung Bahnwanderweg | Bahnhof Breitenstein folgen

PIN Bahnwanderweg
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Meine Tipps für deine Wanderung am Bahnwanderweg

  • Parkplatz: beim Bahnhof Semmering oder Breitenstein vorhanden
  • Anreise: mit dem Zug: Nachdem der Ausgangspunkt an der Südbahn liegt ist der Bahnhof natürlich ideal auch mit Zug erreichbar. Hier kannst du in Semmering aussteigen und von Breitenstein wieder retour fahren. Auto: Wenn du nicht hin und retour gehen möchtest, nimm am besten den Zug von Breitenstein nach Semmering und wandere zum Auto zurück.
  • Mehr: Du kannst bis nach Klamm (15km), Payerbach (20km) oder Gloggnitz (23km) weiter gehen. Der steirische Bahnwanderweg wurde als Themenweg gestaltet und führt 17km von Semmering nach Mürzzuschlag. Den Helden der Freizeit hab‘ ich übrigens 5 weitere schöne Wanderungen in Herbst aus der Region verraten.
  • Weniger: vom Bahnhof Wolfsbergkogel bis zum 20 Schilling Blick wanderst du 15 Minuten, von dort geht es wieder durch den Wald zurück zum Kurhotel und Ausgangspunkt. Eine schöne halbstündige Kurzwanderung, die dich an vielen Highlights des Bahnwanderwegs führt.
  • Hunger bekommen? Wenn du den Weg umgekehrt gehst, erreichst du bald nach dem Bahnhof das Seewirtshaus – in meinem Blogartikel „Genussvoll wandern“ findest du mehr Infos und drei weitere Touren, die sich perfekt mit einer Einkehr ins Wirtshaus verbinden lassen (*Werbung)

Besucherinfos

Ausgangspunkt: Bahnhof Semmering oder Breitenstein
Öffnungszeiten: jederzeit
Preis: kostenlos
Schwierigkeitsgrad: mittel
Länge: 10,6 Kilometer
Dauer: 3,5 Stunden
Aktualisiert: Jänner 2022

Zuletzt besucht: Juli 2021

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