Wer in Payerbach mit dem Zug fährt, nimmt tendenziell die Südbahn. Steigt beim großen ÖBB Bahnhof in Richtung Mürzzuschlag oder Wien ein, kauft sein Ticket per App am Handy und bequemt sich gemütlich in den Niederflurwaggon. Klimatisiert, versteht sich, damit es im Sommer schön angenehm (oft viel zu) kühl ist.
An einigen Sonn- und Feiertagen im Jahr geht es aber auch anders. Weg von der Moderne und hinein in die Vergangenheit. Auf den Fahrten mit der Höllentalbahn steht Nostalgie und Geschichte im Vordergrund. Auch wir gehen an diesem Augustwochenende zum kleinen, abseits gelegenen Bahnhof der Höllentalbahn. Nur ein Gleis endet hier, nur eine Bahn fährt: die Höllentalbahn.
1926–1963: die Höllentalbahn als Lokalbahn
Schon bei unserem Eintreffen 20 Minuten vor Abfahrt wurde die Höllentalbahn bereits auf Schiene gebracht und wird bereits neugierig von den Fahrgästen inspiziert. Auch wir schauen uns den Museumszug neugierig an: Den restaurierten Triebwagen aus dem Eröffnungsjahr 1926 und die anschließenden grünen Waggons. Ich gebe ja zu, so der große Zug-Begesiterte bin ich ja eigentlich gar nicht und ich kann mit den technischen Details und Besonderheiten anfangs gar nicht so viel anfangen. Dafür bin ich aber umso geschichtsbegeisterter und sofort sehe ich vor meinem inneren Auge die Wanderer aus den 30er Jahren, die mit altmodischen Rucksäcken und Wanderschuhen zum großen Rax-Abenteuer aufbrechen.
Es waren tatsächlich Wanderer, aber auch Arbeiter die hauptsächlich die Höllentalbahn nutzten, wie uns später im Rahmen der Erlebnisfahrt berichtet wird. Dass die damalige Materialbahn (1918 eröffnet) im selben Jahr wie die Rax Seilbahn 1926 eröffnet wurde ist natürlich kein Zufall. In aller Eile wurden für die Eröffnung 2 Triebwagen und 4 Beiwagen am höchsten Stand der Technik beschafft: eine elektrisch betriebene Schmalspurbahn zu Zeiten, wo am Semmering noch die Dampfbahn verkehrte. Die Fahrt mit der Höllentalbahn muss demnach ein großes Abenteuer gewesen sein.
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Eine Erlebnisfahrt ins Höllental
Nach dem Ankommen, Anschauen und einem Begrüßungsgetränk mit unseren Mitreisenden steigen wir in den Großraumwaggon ein und beginnen unser eigenes kleines Abenteuer, unsere persönliche kleine Zeitreise. Wir sichern uns einen Platz am Fenster zur besseren Aussicht und genießen schon bald den Fahrtwind, der aus den halboffenen Fenstern in den Waggon dringt. Bald lassen wir den kleinen Payerbacher Bahnhof hinter uns und ruckeln durch die schöne Landschaft. Genießen Blicke auf die Rax, die Schwarza und entdecken alte kleine Bahnhöfe, welche die meiste Zeit des Jahres ohne Zweck bleiben. Doch nicht nur der Blick raus lohnt sich. Auch drinnen gibt es eine Menge zu entdecken und so halte ich mich nicht lange auf den Holzbänken, sondern schaue mich auch hier ein wenig um.
Bald kommt unser Schaffner (mit Juniorschaffner), ein Vereinsmitglied, der die Museumsbahn nun seit 40 Jahren am Laufen hält. Er beantwortet schon hier Fragen und gibt uns unsere Fahrscheine für die heutige Fahrt. Originaltickets übrigens. Denn als die Bahn bereits 1963 eingestellt wurde (wegen Betrieb des Postbusses und angeblichen Sicherheitsmängeln) gab es noch tonnenweise vorgedruckte Fahrscheine, die noch heute an die Fahrgäste ausgeteilt werden. Passt perfekt finde ich.
Spannende Geschichten über die Museumsbahn
Bei Hirschwang steigen wir aus. Endstation, damals wie heute. Die Fahrgäste versammeln sich auf den Gleisen und um das Vereinsmitglied und hören die spannenden Geschichten zur Bahn. Die Art der Führung, so finden wir abschließend alle, ist absolut gelungen – amüsant und informativ. Keine Spur von Langweile, kommt hier selbst für absolute Laien (wie mich) nicht auf.
Wir erfahren alles, das es über die Anfänge und das Ende der Höllentalbahn zu wissen gibt. Über deren technischen Raffinessen und Highlights, die zum Teil auch heute noch für Aufsehen sorgen würden. So wird beispielsweise der Storm der Schmalspurbahn aus der Schwarza bezogen, der Verbrauch ist dank stetigem Gefälle sehr gering. Aber auch die Leistung des ehrenamtlichen Vereins ist bemerkenswert, der die Bahn immerhin seit 40 Jahren am Laufen hält; und Stück für Stück renoviert, sodass mittlerweile die Strecke komplett ausgetauscht wurde.
Besichtigung von Remise und Umformeranlage
Auch die Remise steckt voller positiver Überraschungen. Eine große Halle für Reparaturen, voller historischer Züge, die es zu besichtigen gibt. Bis wir im Anschluss wieder in die Höllentalbahn steigen und den Heimweg antreten. Zwischenstopp gibt’s nochmal beim kleinen Bahnhof in Reichenau samt Führung durch die Umformeranlage. Wir entscheiden uns dieses Mal für einen kurzen Abstecher zur Schwarza (den Kindern ist das dieses Mal doch lieber). Wer will kann auch auf ein schnelles Eis zum nicht weit entfernten Nöbauer (Konditorei beim Reichenauer Kurpark) bis es nach 20 Minuten zurück nach Payerbach geht und ein gelungener Halbtagesausflug wieder zu Ende geht.
Mein Fazit zur Fahrt mit der Höllentalbahn
Eine spannende Führung, ein so schöner historischer Zug und alles in allem ein echt super Erlebnis.
Weitere Tipps von freets
Parkplätze gibt's am Bahnhof Payerbach reichlich.
Die Anreise geht perfekt mit dem Zug. Die Betriebszeiten der Höllentalbahn sind auf die Südbahn abgestimmt.
Ca. 10 Minuten Extraweg von einem Bahnhof zum anderen einplanen.
Du kannst auch in Reichenau oder an den anderen Bahnhöfen zusteigen.
Der Zustieg in die Waggons ist nicht barrierefrei – das Team hilft aber sicher gern, wo es geht.
Auf der Website der Höllentalbahn erfährst du, welche Loks wann verkehren. Spezialinfos für Zugliebhaber.
Autorin Claudia Schlager
Reise-, Ausflugs- und Fotoenthusiast, Storyteller, 2fache Mädchenmama, Kunsthistorikerin, Genussmensch und Naturliebhaberin aus dem südlichen Niederösterreich. Mit freets verbinde ich seit 2015 einen Großteil meiner Leidenschaften und gebe regelmäßig Einblick in meine kleinen und großen Entdeckungen.
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