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Brügge hat mein Herz im Sturm erobert. Die belgische Stadt gehört unweigerlich zu den schönsten Städten, die ich jemals besucht habe. Dazu muss man vielleicht wissen, dass ich ein großer Fan von kleinen, historischen Städten bin. Diejenigen, in denen es noch ruhiger zu geht, in denen Kopfsteinpflaster die Gassen zieren, historische Gebäude Besucher ins Staunen versetzen und Bars und Cafés zu gemütlichen Pausen laden. Städte, die voller Geschichten stecken, von der Größe her aber überschaubar bleiben.
Dass Brügge in diese „Kategorie“ fällt, war mir schon vor der Anreise klar. Auch, dass es mir hier wohl gefallen würde. Dass es hier viel zu entdecken gibt und mich die kleinen Grachten und Kirchen wohl ins Staunen versetzen würden. Aber mit dieser anhaltenden Begeisterung vor Ort hätte ich nicht gerechnet. „Egal wo man hinschaut, hier ist es einfach überall schön,“ meinte meine Freundin und Reisebegleiterin schon am ersten Tag und sie sollte Recht behalten. Im Grunde ist es genau das, das mich so an Brügge fasziniert. Egal wohin man schaut, es ist hier einfach immer bezaubernd. Hinter fast jeder Ecke liegen idyllische Plätze und beeindruckende Gebäude, die alle ins Staunen versetzen.



Natürlich –auch das muss ich vorher festhalten – die Reise an sich war schon besonders. Es war die erste Städtereise ohne Kinder und Mann, der erste Mädelstrip ins Ausland. Eine Reise, bei der wir beide ähnliche Pläne verfolgten: Wir wollten die Stadt ziellos durchstreifen, spontan in gemütliche Cafés einkehren, bis zum späten Abend zusammensitzen und das verlängerte Wochenende entspannt genießen. Was dazu führte, dass wir ganz unvorbereitet und ohne Vorab-Recherche am Bahnhof in Brügge ausstiegen, um zu Fuß ins Herzen der Stadt zu gelangen.
Tipp zur Anreise: Brügge ist ideal von Brüssel aus mit dem Zug zu erreichen. Es gibt eine direkte Verbindung von knapp 2 Stunden vom Flughafen Brüssel.
Ehemaliges Handelszentrum und historische Juwel
Schon der Weg zum Hotel führt uns vor Augen, wie besonders der Platz ist, an dem wir hier gelandet sind. Ein Ort, der bereits auf das 9. Jahrhundert zurückgeht und dank seiner strategisch günstigen Lage nahe der Küste und an einem Fluss bald zu einem florierenden Handelszentrum avancierte. Kaufleute aus ganz Europa ließen sich im Laufe des Mittelalters hier nieder, Gebäude wie der Belfried, oder das Sankt-Jans-Hospital entstanden in dieser Zeit. Vor allem im 15. Jahrhundert erlebte Brügge ein goldenes Zeitalter und zählte mit mehr als 60.000 Einwohner zu einer der größten Städte Europas.
Die hohen, schmalen Backsteinhäuser, die das heutige Stadtbild ebenso prägen stammen wohl größtenteils aus dem 19. Jahrhundert, als Brügge mit dem Anschluss ans Eisenbahnnetz einen erneuten Aufschwung erlebte. Eine glorreiche Geschichte, der bestimmt noch viel hinzuzufügen wäre. Die sich natürlich aber auch bestens direkt im Herzen der Stadt erkunden lässt. Sei es bei einem gemütlichen Stadtbummel, oder beim Besuch der vielen spannenden Museen.
Und hier kommen schon meine Tipps für einen Aufenthalt in Brügge:
1) Die schönsten Sights besuchen
Die nächsten beiden Tage werden wir durch sämtliche Straßen und Gassen Brüggers schlendern. Ein „Must-See“ von speziellen Orten zu erstellen, fällt mir hier aber besonders schwer, da es einfach so Vieles zu entdecken gibt. Die Stimmungen an bestimmten Orten sind einfach magisch, die schmalen Grachtenhäuser überall sehenswert. Ausgangspunkt unserer Entdeckungen ist übrigens unser Hotel „Martin’s Brugge“, das direkt hinter dem großen Marktplatz Brügges liegt. Das moderne Hotel punktet zwar nicht mit einer schicken Fassade, aber mit gepflegten Zimmern, einen umfangreichen Frühstücksbuffet und – das vor allem – einer absolut genialen Lage.
Groote Markt & Belfried
Der „Groote Markt“ bildet seit dem Mittelalter das Zentrum der Stadt und darf natürlich bei keinem Städtebesuch fehlen. Hohe Bürgerhäuser mit kunstvollen Schmuckgiebeln begrenzen die West- und Nordseite des Marktplatzes, darüber hinaus begeistert der Provinzialpalast und das alte Postgebäude mit seinen zahlreichen kunstvollen Details. Außerdem wird der Platz von zahlreiche Cafés und Restaurants belebt, die natürlich wie gemacht sind für einen gemütlichen Kaffee oder ein kühles Bier in einem der Gastgärten. (Tipp: Preislich machte es 2024 keinen Unterschied, ob wir direkt am Markt oder anderorts in der Stadt einkehrten, von der Atmosphäre ist es hier aber natürlich schon sehr speziell).




Das berühmteste Gebäude am Groote Markt ist wohl der Belfried. Der 83 Meter hohe steinerne Turm ist nicht nur aus dem Film „Brügge sehen und sterben“ berühmt, er nimmt schon seit Jahrhunderten eine zentrale Stellung der Stadt ein. Im 13. Jahrhundert errichtet spiegelt er das Selbstbewusstsein des städtischen Bürgertums wieder, diente als Schatzkammer und Stadtarchiv, zur Gefahrenerkennung und von dessen Balkon wurden Gesetze verkündet. Bei unserer Besichtigung lernen wir das Gebäude noch näher kennen. 366 Stufen führen mehrere Geschosse nach oben und stecken voller Geschichte. Wir genießen die herrliche Aussicht über die Stadt, staunen über das kunstvolle Glockenspiel und lassen uns von der Geschichte begeistern.
Burgplatz
Gleich ums Eck vom großen Markt, nur eine Straße weiter, liegt mit dem Burgplatz ein weiterer atemberaubender Ort Brügges. Das gotische Rathaus aus dem 14. Jahrhundert ist dabei nur ein absolut sehenswertes Gebäude am Platz, an das sich weitere monumentale Häuser reihen. Mein Tipp: Auf einen der gelben Stühle Platz nehmen und das Bild wirken lassen.

Jan van Eyck Platz
Der Jan van Eyckplein war einer meiner Lieblingsplätze in Brügge. Ehemals lebhafter Hafen, strahlt der Platz heute eine unglaubliche Ruhe aus und kann Ausgangspunkt für einen Spaziergang entlang der Grachten sein, die hier ein Ende finden. Uns zog es jedenfalls immer wieder hierher, sei es für ein erstes kühles Getränk nach unserer Ankunft im sonnigen Gastgarten, bei einem ruhigen Morgenspaziergang oder am letzten Tag, um der Stadt (fürs erste) Lebewohl zu sagen.
Sint -Janshospital & die Kirchen Brügges
Auch die zahlreichen Kirchen, deren Türme unübersehbar in den Himmel ragen, sind absolut sehenswert. Die Salvatorkirche (Sint Salvatorskathedraal) mit ihren schlanken hohen Säulen, dem mittelalterlichen Lettner und unzähligen weiteren Detail beeindrucken uns ebenso, wie das Sint-Janshospital, an dessen Außenmauern wir staunend entlang gehen. Das ehemalige Spital gehört zu den ältesten Europas und zu den bedeutendsten Werke der Backsteingotik. Die Räume aus dem 12. Jahrhundert beherbergen heute eine Apotheke aus dem 17. Jahrhundert sowie eine bedeutende Ausstellung zum Künstler Hans Memling. Doch auch nur ein Streifzug entlang der alten Mauern, durch den Kräutergarten und zurück ins Herz der Stadt lohnt sich.




Das Beginenkloster und der Minnewaterpark
Als letztes Sight möchte ich euch das Beginenkloster ans Herz legen. Das Kloster aus 1245 ist noch heute bewohnt und beherbergt seit Jahren unverheiratete, fromme Frauen. Anders als Klöster, die wir aus Österreich kennen, führte die Lebensweise hier zum Bau einzelner Häuser, die sich um einen großen Platz gruppieren. Die Besichtigung ist kostenlos und bietet einen wunderbaren Einblick in ein Leben abseits des Trubels.
Wunderbar auch der anschließende Minnewaterpark mit dem „See der Liebe“ in dessen Zentrum. Früher soll man geglaubt haben, dass hier Wassernymphen leben, heute genießt man vor allem das viele Grün und entspannte Flair, vielleicht sogar bei einem kleinen Picknick.



2) Brügge bei einer Bootsfahrt erkunden
Natürlich lässt sich Brügge auch bestens bei einer Fahrt mit den zahlreichen Ausflugsbooten auf den Kanälen erkunden. Die Bootsfahrt beginnt an einer der fünf Anlegestellen im Zentrum der Stadt und bietet eine halbe Stunde lang außergewöhnliche Blickwinkel auf die charmante Stadt. (Tipp: Zeit fürs Anstellen einplanen, die Touristenaktivität ist sehr beliebt).
3) Ein Morgenspaziergang durch die Stadt unternehmen
Die Sonne war an diesem Sonntag bereits aufgegangen, die Stadt selbst schien aber noch in einen sanften Schlaf gehüllt. Unvergleichlich schön, stimmungsvoll und ruhig war es in den leeren Straßen, die Wasseroberfläche auf den Grachten bewegungslos. Während ich ziellos durch die Gassen schlendere, treffe ich nur vereinzelt ein paar Menschen beim Morgenlauf oder Hundespaziergang und entdecke auf eine unglaublich stille und entspannte Weise ein paar wunderbare Flecken Brügges. Erst als ich gegen 09:00 wieder am „Grooten Markt“ ankomme, scheint die Stadt lebendig zu werden.
4) Schokolade, Bier & andere Köstlichkeiten verkosten
Weltberühmte Schokolade und bunte Macarons, unzählige verschiedene Biersorten, salziges Pommes Frittes, Waffeln, Muscheln und noch so viel mehr. Auch Genussmenschen kommen in Brügge voll auf ihre Kosten und können in der belgischen Stadt nach Herzenlust schlemmen. Während wir unsere Nasen an den Schaufenstern diverser Chocolatiers „plattdrücken“, abends am Marktplatz Pommes essen und auf der Suche nach dem besten Bier schließlich (ebenfalls am Marktplatz) beim „Leffe“ landen, gibt es noch weit mehr Möglichkeiten. Diverse gemütliche Lokale eignen sich bestens zur Verkostung lokaler Spezialitäten und ein interaktives Biermuseum oder Schokoladenmuseum (Choco Story) machen Kulinarik zum Erlebnis.

5) Einen Abstecher an die belgische Küste unternehmen
Eine rund 10minütige Zugfahrt trennt Brügge von der belgischen Küste und der Nordsee. Auch wenn der von uns ausgewählte Küstenort Blankenberg nicht besonders malerisch ist bereuen wir unseren Abstecher ans Meer nicht. Wir spazieren am Strand entlang in Richtung Zebrügge (der große Hafen, der von Brügge aus auch auf einem Kanal paar Boot zu erreichen ist), lassen das kühle Meerwasser um unsere Füße spülen und kehren dem Küstenort im wahrsten Sinne des Wortes den Rücken. Ein Stück weit, rund 1 Kilometer entfernt, lassen wir uns zwischen Dünen in den Sand fallen. Wir schauen aufs Meer, beobachten die Wellen, die beständig auf die Küste zurollen und genießen ein wenig später in der kleinen hübschen Strandbar Tapas und einen kühlen Drink. Für einen Badetag ist das Wetter noch zu kühl, doch der Abstecher an den Strand ist trotzdem ein perfekter kleiner Ausflug.
Tipp: Der Bahnhof von Brügge ist von der Altstadt recht rasch zu Fuß zu erreichen, die Zugverbindungen an die Küste (oder auch nach Gent) top und die Züge waren stets auf die Minute pünktlich.
Noch ein paar Ideen für längere Aufenthalte
Ein Rad ausborgen und bis zur Stadtbegrenzung und der Windmühle fahren
Die vielen Museen besuchen und so die spannende Stadtgeschichte Brügges entdecken
einen Halbtagesausflug nach Gent unternehmen
eine Schnitzeljagd durch Brügge machen (Kosten rund 7 Euro)
...

Autorin Claudia Schlager
Reise-, Ausflugs- und Fotoenthusiast, Storyteller, 2fache Mädchenmama, Kunsthistorikerin, Genussmensch und Naturliebhaberin aus dem südlichen Niederösterreich. Mit freets verbinde ich seit 2015 einen Großteil meiner Leidenschaften und gebe regelmäßig Einblick in meine kleinen und großen Entdeckungen.
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