Neulich hab’ ich davon berichtet, dass die Kriminacht vor der Tür steht. Dass es da einige namhafte, großartige österreichische Autoren zu hören gibt. In angenehmer, entspannter Kaffeehausatmosphäre, mit ihren wohl weniger entspannten Krimis. Die dann den Kontrast zur gemütlichen Atmosphäre bilden werden, aber das ist ja schon gut so. Die Kriminacht ist auch ideal dazu geeignet, neue Autoren kennen zu lernen. Weil bei kostenlosen Veranstaltungen hast du überhaupt nichts zu verlieren, notfalls war es hald’ umsonst. Umgekehrt hat es aber auf alle Fälle so einiges für sich, einen Autor und dessen Werk so ganz spontan und direkt kennen zu lernen. Mir ging’s – und das hab ich auch erzählt – letztes Jahr so mit Bernhard Aichner. Den ich nur durch die Lobeshymnen von Thomas Raab auf dessen Facebook Seite vom Namen her kannte. Und weil ich auf das Urteil vertraute mir gleich einen Tisch im Café Landtmann sicherte und den Autor und das Buch „Totenfrau“ kennenlernte.
So viel dazu: mir hat die Lesung mit dem unglaublich sympatischen Autor sehr gefallen. Und ich hab’ das Buch geliebt. War in den ersten fünf Minuten trotz Vorwarnung dermaßen schockiert und gefesselt von der Geschichte, dass es kein Zurück mehr gab. Dass ich wie gebannt den Rest der Lesung lauschte und natürlich am Ende ein Exemplar erwerben musste – samt Widmung versteht sich. Ein Buch, das ich dir quasi als Erinnerung und möglichen Vorgeschmack auf die kommende Kriminacht ein wenig näher bringen möchte.
Totenfrau – ein Thriller von Bernhard Aichner
Totenfrau also. Ein Buch, das die letzten Monate Furore gemacht hat. Das den Autor auch den Crime Cologne Award 2015 einbrachte und das schon in mehrere Sprachen übersetzt wurde. Ein Buch, das dich ab dem ersten Kapitel packt und bis zum Ende nicht mehr los lässt, so viel steht fest.
Worum geht’s?
Protagonist ist Blum und Blum ist Bestatterin. Außerdem ist sie liebende Ehefrau und Mutter zweier Kinder. Sympathisch, glücklich und lebensfroh. Eigentlich. Wäre da nicht die Tatsache, dass sie schon innerhalb der ersten fünf Seiten zwei Menschen ermordet. Einfach mit den Boot davon segelt und die beiden ertrinken lässt. Wobei, Gründe hatte sie da ja genug dazu. Die du auch in der weiteren Geschichte erfährst. Die, die Tat dann irgendwie ein wenig zurücknehmen, ein wenig verständlich machen und damit auch die Protagonistin wieder in der Sympathieskala ein gutes Stück rauf rutschen lassen. Immer höher, wenn du sie im Umgang mit ihrer Familie erlebst und ihren Mitmenschen. Alles ist wieder gut, ihr Leben ist gut, du bist wieder versöhnt. Happy End quasi. Nur, dass das erst der Anfang ist. Denn dann steigt Mark, ihr Mann, aufs Motorrad und wird von einem Auto erfasst. Blum steht an der Tür und muss alles mitansehen. Auch die Fahrerflucht.
Muss Mord Sünde sein?
Blum trauert um ihren Verlust. Versucht ihren beiden Töchtern zu liebe weiter zu machen; und entdeckt schließlich durch Zufall, dass der Unfall kein Unfall war. Dass fünf Männer dahinter stecken. Blum will Antworten, beginnt zu recherchieren und gerät immer weiter in die Geschichte, die hinter dem „Unfall“ steckt. Und sie will Rache.
Mehr will ich natürlich nicht verraten; ein wenig Spannung lassen und so viel vorab, da kommt noch so einiges auf dich zu. Wenig Spannung ist in diesem Fall ein wenig untertrieben. Eine großartige Geschichte. Eine Geschichte mit einer sympathischen Mörderin und mit der zentralen Frage: kann Mord nicht doch manchmal gerechtfertig sein?
Dazu der großartige Stil Aichners, die kurzen, pointierten Sätze, die dich schonungslos in die Geschichte ziehen. Die Pressemittelung von „Stern“ trifft es auf den Punkt: "Bernhard Aichner schreibt rasant. Sein atemloser Stil mit kurzen, prägnanten Sätzen sorgt für Tempo und Spannung. Diese Verknappung geht jedoch nicht auf Kosten der Qualität. Im Gegenteil: die Figuren haben Tiefe, und besonders die Dialoge überzeugen."
Noch eine gute Nachricht! Mit dem Ende ist noch lange nicht das Ende erreicht! Totenfrau ist der erste Teil einer Trilogie.
Autorin Claudia Schlager
Reise-, Ausflugs- und Fotoenthusiast, Storyteller, 2fache Mädchenmama, Kunsthistorikerin, Genussmensch und Naturliebhaberin aus dem südlichen Niederösterreich. Mit freets verbinde ich seit 2015 einen Großteil meiner Leidenschaften und gebe regelmäßig Einblick in meine kleinen und großen Entdeckungen.
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