Dass der Familie Liechtenstein so einiges an Ausflugszielen zu verdanken ist, hat sich vielleicht schon etwas rum gesprochen. Da gibt es den Husarentempel im Naturpark Föhrenwald bei Mödling, der sich mit einer wunderbaren Wanderung erreichen lässt und da gibt es den Naturpark Sparbach, der ebenfalls ein tolles Ausflugsziel darstellt und sogar eine kleine Ruine bereit hält. Die Burg Liechtenstein reiht sich in diese Riege der Ausflugsziele ein. Die Stammburg der Familie Liechtenstein liegt in unmittelbarer Nähe in Maria Enzersdorf und übertrifft in dessen Dimensionen besagte Ruine in Sparbach bei weitem. Versteht sich, dass man zum Wohnen doch etwas Größeres und Repräsentatives benötigte. Und immerhin ist die Familie Liechtenstein ja auch nicht irgendwer, regiert sie doch über das heutige Fürstentum Liechtenstein.
Die Burg Liechtenstein bei Mödling: Ein Ausflugstipp für Mittelalterfans
Mit der Burg Liechtenstein gibt es am Rande des südlichen Wienerwalds eine tolle romanische Burg zu besichtigen. Eine halb verfallene Umfassungsmauern mit Zinnen, ein kleiner mit Pflanzen überwucherter Rundturm, darin die mächtige Burganlage mit einem hohen Turm und schmalen Fenstern. Dicke Mauern ragen auf den rund 300 Meter hohen Felsen vor den Besuchern auf. Bilden zu den umliegenden Wiesen und bewaldeten Hügeln des Wienerwalds einen herrlichen Kontrast. Was das Äußere verspricht, hält auch das Innere der Burg. Das du im Rahmen einer Führung besichtigen kannst. Jede volle Stunde öffnet die Burg Liechtenstein ihr Burgtor, lässt die imaginäre Zugbrücke für dich herunter und gibt dir den Weg frei in den Burghof. Rund 50 Minuten kannst du dann eintauchen in eine längst vergangene Zeit: in die Welt des Mittelalters.
Eine Mittelalterburg entsteht: mehr zu den Ursprüngen der Burg Liechtenstein
Rund 1130 wurde die Burg Liechtenstein von der Familie Liechtenstein als deren Stammsitz errichtet und bis 1295 als Wohnsitz benutzt. Ein wenig anders hat sie damals aber schon ausgesehen. Teil 1 der Familie Liechtenstein errichtete die ersten zwei Stockwerke der Burg im romanischen Stil. Dicke Mauern, kleine Fenster, eine klassische romanische Burgkapelle und schwere Arkaden zeugen noch aus dieser Zeit. Von einem dritten Stockwerk, von den Holzbalkendecken, der prächtigen Herrenstiege mit Säulen und dem hohen, alles bestimmenden Turm, gab es damals noch keine Spur.
Dafür zeichnete sich dann Teil 2 der Familie Liechtenstein verantwortlich. Denn nach zahlreichen Besitzerwechseln kam die Burg 1812 wieder „heim“ zur Familie Liechtenstein woraufhin sie Ende des 19. Jahrhunderts aus- und umgebaut wurde. Weil man die Burg natürlich einerseits wieder auf Vordermann bringen musste, andererseits repräsentativ als Museumsburg ausbaute. Spätere (bzw. frühere) gotische Zutaten wurden dabei einfach rigoros entfernt, um ein stimmiges, romanisches Bild, zu erreichen. Ganz im Sinne des damaligen Historismus’. Ebenfalls aus dieser Zeit stammt der Turm, der sicher auch zur Vorstellung einer perfekten Mittelalterburg gehörte.
Das älteste Burgmuseum Österreichs
Zusätzlich wurde ein drittes Stockwerk errichtet, das bewusst als Museum gestaltet wurde. So, wie man sich das Mittelalter damals eben vorstellte. Dazu kamen Ausstattungs- und Einrichtungsstücke, wie Möbel, Kleider, Reliefs oder Waffen, die von überall zusammengetragen wurden. Und so entstand nicht nur eine größere, (neo-)romanische Burg, sondern auch das älteste Burgmuseum Österreichs.
Traumhafte Kulisse und Aussichten: 50 Minuten in der Burg Liechtenstein
Was du alles bei einer Führung erleben kannst? Das Beschriebene selbst entdecken, dir ein eigenes Bild machen. Die kleine romanische Kapelle, die damaligen Wohnräume der Familie Liechtenstein besichtigen, oder dir ansehen, wie denn dein Bild vom Mittelalter im Gegensatz steht zu jenem aus dem 19. Jahrhundert und der Wirklichkeit. Was nun alles richtig und was falsch ist, an der rekonstruierten Burganlage im 3. Stock. Und dabei gleich einen Abstecher auf den Balkon machen und die wirklich einmaligen Ausblicke über das Wiener Becken und den Wienerwald genießen. Wo natürlich im Anblick des Donauturms oder des AKHS das mittelalterliche Bild ein wenig ins Wanken gerät. Und du trotz warmer Temperaturen und fantastischem Ausblick das Argument des Tourguides verstehen kannst, dass es fast mit Nebel schöner ist. Weil man dann nicht abgelenkt ist vom Neuen, Modernen. Weil man dann viel mehr in dieser Welt gefangen ist.
Passieren kann es also schon, dass im Rahmen des Ausflugs dein Mittelalterbild ein wenig zurecht gerückt wird. Obwohl die Burganlage ja tatsächlich romanisch und daher mittelalterlich ist. Aber weil Mittelalter nicht gleich Mittelalter ist. Und weil es die Tourguides exzellent verstehen, hartnäckige Mythen, die ihren Ausgang bereits im 19. Jahrhundert und bei der Burg selbst nahmen, zu korrigieren. Trotz der möglichen Desillusionierung steht aber fest: eine herrliche, mittelalterliche Kulisse wartet da auf dich. Innen sowie außen. Das haben nicht nur Besucher der Burg Liechtenstein erkannt, sondern auch Produzenten. So kam es auch schon vor, dass die Burg als Drehort für Filme wie „Die 3 Musketiere“, „Herr der Ringe“, oder – ein wenig österreichischer und kleiner „Kommissar Rex“ genützt wurde.
Weitere Tipps von freets für deinen Ausflug zur Burg Liechtenstein
Hunde haben Zutritt zur Burganlage, jedoch nicht in die Führungsräume
Die Führungsräume sind nicht beheizt – es kann also kalt werden! Laut unserem Guide ist der Februar die kälteste Jahreszeit
Ein großzügiger Parkplatz ist rund 400 Meter von der Burg entfernt. In weniger als 5 Minuten bist du an deinem Ziel angelangt.
Kinderwägen sind in der Burg nicht erlaubt, können für die Dauer der Führung aber bei der Information abgestellt werden
Autorin Claudia Schlager
Reise-, Ausflugs- und Fotoenthusiast, Storyteller, 2fache Mädchenmama, Kunsthistorikerin, Genussmensch und Naturliebhaberin aus dem südlichen Niederösterreich. Mit freets verbinde ich seit 2015 einen Großteil meiner Leidenschaften und gebe regelmäßig Einblick in meine kleinen und großen Entdeckungen.
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