Natürlich, vorab ist klar, ein Tag in Graz ist nicht genug. Da wirst du einfach nicht alles zu sehen bekommen, nicht alle Facetten – von denen es wirklich viele gibt – kennen lernen. Du wirst dich eher auf die klassischen Sights konzentrieren, auf Kultur, Kunst und auf ein wenig durch die Stadt Flanieren. Aber, und das ist natürlich auch klar, Graz ist ja nicht aus der Welt. Schon gar nicht für dich aus dem östlichen Österreich und schon gar nicht für die Bewohner des südlichen Niederösterreichs. Da fährt man immerhin genauso lange nach Graz wie ins Waldviertel oder nach Hainburg. Ideal also für einen Tagesausflug und natürlich auch ideal zu erreichen: ob mit Auto oder Zug, denn der Bahnhof liegt in Graz ganz zentral.
Klar ist auch, dass der heutige Tipp „Ein Tag in Graz“ also nur Gusto machen kann, herauspicken kann. Höchst selektiv ist. Weil du das bei einem Tagesausflug nach Graz auch sein muss. Natürlich kannst du theoretisch deinen Schwerpunkt auch ganz wo anders setzen, kannst dich eher dem Thema City of Design (seit 2011) widmen, anstelle des klassischen Städtebesuchs. Ich verrate dir heute aber meine Fixpunkte, die es beim ersten Graz Besuch, beim ersten Kennenlernen der Stadt geben sollte.
Die Altstadt von Graz
Beginnen wirst du in der Grazer Innenstadt. Weil man sich ja gerne vom Kern vorarbeitet und weil du wahrscheinlich auch einfach hier ankommen wirst. Und zu guter Letzt, weil du ja natürlich auch hier den ältesten Teil der Stadt vor dir hast, das historische Zentrum, die Alt- und Innenstadt. Hier warten Einblicke in die Geschichte auf dich, aber auch die berühmten ziegelroten Dächer, hier warten Restaurants und Cafés, Bäckereien, Eisdielen und Shops.
Hier kannst du also ganz frei entschließen, was du machen möchtest. Einmal in Ruhe ein Eis essen? Oder mit einem guten Frühstück oder Kaffee in den Tag starten? Oder doch ein wenig Schaufenster Bummel betreiben und in den ein, oder anderen Shop hineinschauen? Oder einmal alles auf dich wirken lassen, langsam durch die Straßen schlendern, die Häuserfassaden betrachten, die Kirchentürme und versteckte Innenhöfe entdecken? Egal wofür du dich entscheidest, es hat alles seinen Reiz keine Frage. Ich bin ja persönlich für einen ruhigen Einstieg. Also besagter Kaffee und besagtes einmal alles auf sich Wirken lassen. Ein wenig herum schlendern, vom Murufer in Richtung Schlossberg.
Wenn du dann schon neugierig wirst auf die Geschichte der Stadt, auf die Besonderheiten, auf die „Sighs“, dann bist du hier auch goldrichtig aufgehoben. Kannst gleich mal am Hauptplatz stehen bleiben und einfach den Blick schweifen lassen: zu den erhaltenen Laubengängen aus dem Mittelalter, zum neubarocken Rathaus (Anfang 19. Jhdt.), den bunten Stuckfassaden.
Der Landhaushof
In der Herrengasse liegt dann auch ein weiteres „Must-See“ von Graz: das Grazer Landhaus. Ein gewaltiger Bau aus dem 16. Jahrhundert, ein Bau für die Landstände der Steiermark, der noch heute von der Steiermärkischen Landesregierung benutzt wird. Auch wenn du das Landhaus selbst nicht besichtigen möchtest, rate ich dir einen kurzen Abstecher in den Innenhof. Denn hier erwartet dich ein dreigeschossiger Arkadenhof im Stil der Renaissance.
Die Sakralbauten der Stadt: der Dom und das Mausoleum in Graz
Wenn du deine Runde weiter in Richtung Schlosspark ziehst, wirst du noch mehr von der Geschichte der Stadt entdecken. Beispielsweise den Grazer Dom, der auf Initiative Kaiser Friedrichs III. errichtet wurde und noch heute in seiner vollen gotischen Pracht erhalten ist. Oder das dazu kontrastierende Mausoleum Ferdinands II. von Habsburg (1. Hälfte 17. Jhdt.) direkt vor dem Dom. Ein ebenfalls gewaltiger Gebäudekomplex, ein eigens errichteter Grabbau für den Kaiser, ein gegenreformatorisches Zeichen; und immerhin einer der bedeutendsten manieristischen Bau Österreichs und der größte Mausoleumsbau der Habsburger. Das kann sich sehen lassen oder?
Die Versöhnungstreppe in der Grazer Burg
Wenn wir schon bei den Habsburgern wären, dann lass’ mich dir noch einen letzten Sightseeing Tipp für die Grazer Innenstadt geben: die Doppelwendeltreppe. Gelegen in der ehemaligen Residenz der Habsburger, der Grazer Burg, quasi gleich ums Eck. Diese spezielle Treppe stammt noch aus 1499 und wurde von Maximilian I. errichtet. „Eine Treppe, was ist da besonders?“ wirst du dich vielleicht fragen! Nun, dass es eigentlich zwei sind. Oder zumindest eineinhalb. Genauer gesagt zwei gegenläufige Treppen, die sich in jedem Stockwerk vereinen und wieder trennen.
Tipp: Wenn du schon müde wirst oder meinst, es wäre mal wieder Zeit für eine Pause, dann schau doch in die Sporrgasse. Hier reiht sich ein Café neben das andere. Oder du gehst nochmal ganz zurück und biegst am Ende der Sporrgasse rechts ab. Nur wenige Meter weiter befindet sich das große Kaufhaus Kastner&Öhler. Auf der Dachterrasse gibt’s das Café Freiblick und du kannst es dir vom Namen her vielleicht schon denken: von hier hast du einen wirklich großartigen Blick auf die Grazer Altstadt; und kannst dich auch gleich stärken. Runterschauen kannst du übrigens auch ohne etwas zu konsumieren.
Die Aussicht vom Schlossberg genießen!
Klar, den Schlossberg „erklimmen“, das muss bei einem Graz Besuch schon sein, zumindest beim ersten. Das gehört quasi dazu und darauf solltest du auch keineswegs verzichten. Denn der Ausblick auf Graz ist natürlich ein Traum, da brauchen wir gar nicht zu diskutieren. Hier hast du einen einmaligen Blick über die berühmten roten Ziegeldächer, die es immerhin in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes geschafft haben.
Gestärkt oder noch motiviert geht es also bergauf. Entweder zu Fuß („am Fuße des Schlossbergs“, Ende Sporrgasse) oder bequem mit der Schlossbergbahn, die dich im mindesten ¼ Stunden Takt nach oben bringt. So viel gleich vorab: ein Schloss erwartet dich hier nicht, das wurde Anfang des 19. Jahrhundert geschliffen. Erhalten hat sich aber der Uhrturm und Teile der Kasematten (Kellerräume, die sich in und unter der Stadtmauer befanden). Statt einer Festung gibt es hier vor allem eins: einen wunderschön angelegten Park, der zum Verweilen einlädt: und natürlich, davon war schon die Rede, fantastische Aussichten auf die Grazer Innenstadt.
Übrigens kannst du hier auch fantastisch essen! Selbst hab’ ich noch kein Restaurant ausprobiert, aber gehört davon und gelesen. Vor allem vom Restaurant „aiola“ – das auch mit 14 Gault Millaut Punkten ausgezeichnet wurde. Und das heißt normalerweise nur Gutes!
Zurück kannst du den Weg über die Schlosstreppe nehmen!
Das Schloss Eggenberg samt Schlosspark
Zugegeben, das war schon ein ordentliches Programm. Aber wenn du noch Zeit und Lust für einen weiteren Programmpunkt hast, wenn du noch mehr sehen willst – oder schon 100 Mal am Schlossberg warst und diesen auslassen möchtest – dann ist dieser Tipp Gold wert! Dann setzt du dich am besten in die Straßenbahn 1 in Richtung Eggenberg/UKH. Und steigst beim Schloss Eggenberg aus. Ein wenig außerhalb liegt es also, das letzte Ziel, das ich dir unbedingt ans Herz legen möchte: das Schloss Eggenberg. Eines der bedeutendsten Schlösser der Steiermark, ebenfalls ein Bestandteil des UNESCO-Weltkulturerbes.
Die Lage etwas außerhalb macht dabei gar nichts, denn dank der tollen Anbindung bist du im „null komma nix“ dort. Gefühlt ist es aber eine andere Welt. Eine ruhige und beschauliche Welt. Die Welt eines prunkvollen Schlosses, eingebettet in einen wunderschönen Landschaftsgarten. Eine Welt für sich. Tatsächlich soll das Schloss das Universum repräsentieren: so soll es hier beispielsweise 365 Fenster und 52 Türen geben, die für die Zeit stehen. Im Schloss wird das Konzept fortgesetzt, nicht zuletzt mit dem Planetensaal. Ob du das Schloss nun besichtigen möchtest oder nicht ist dir überlassen. Aber selbst, wenn du es nur von außen erkundest, wenn du ein wenig in den großzügigen Landschaftsgarten aus dem 19. Jahrhundert spazierst, vorbei an versteckten Plätzen und schillernden Pfauen, zahlt sich der Besuch aus. Hier kannst du Abschalten, Entspannen und die Ruhe genießen; und wenn du möchtest in das Café im Parkpavillon einkehren.
Gründe für weitere Tage in Graz!
Dass das nicht alles war, brauch’ ich dir sicher nicht erzählen. Du brauchst nur an die Murinsel oder das Kunsthaus zu denken, an den sogenannten „steirischen Herbst“, an Festivals (Stichwort Nuke) oder an Designmärkte (Stichwort Feschmarkt). Du kannst die Stadt zu Fuß, per Segway oder mit der Vespa (Vespa Verleih Hotel Daniel) erkunden. Oder machst unterschiedliche „Touren“ mit. Du siehst also, Graz hat viel zu bieten und ein Ausflug lohnt sich auch mehrmals. Aber für einen Tag ist es meiner Meinung nach genug.
Autorin Claudia Schlager
Reise-, Ausflugs- und Fotoenthusiast, Storyteller, 2fache Mädchenmama, Kunsthistorikerin, Genussmensch und Naturliebhaberin aus dem südlichen Niederösterreich. Mit freets verbinde ich seit 2015 einen Großteil meiner Leidenschaften und gebe regelmäßig Einblick in meine kleinen und großen Entdeckungen.
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