Langsam gehen wir den Hof des Heimatshauses entlang. Mein Blick schweift abwechselnd zu der blendend weißen Fassade und dunkelgrünen Fensterläden des langestreckten Häuserkomplexes und den üppig blühenden Oleander, die dem Hofgassenhaus einen kräftigen rosa-pinken Farbtupfer verleihen. Bald bleibt mein Blick aber an den säulengeschmückten Eingang hängen. Dieser liegt – wie wir später erfahren werden, ganz klassisch erhöht im erste Geschoss.
Als wir das Heimathaus betreten schlägt uns sofort angenehm kühle Luft entgegen. Frau Lehner, die uns heute durch das kleine Museum führen wird, empfängt uns herzlich. Schon im ersten Raum entdecken wir eine Küche und zahlreiche Gegenstände darauf. Doch bevor wir alles genauer inspizieren, erzählt Frau Lehner mehr über dieses Haus und was es so besonders macht.
Ein Stück UNESCO-Weltkulturerbe in Mörbisch
Das Heimatmuseum, oder besser das Haus, das es beherbergt, ist ein typisches Hofgassenhaus aus dem späten 19. Jahrhundert. Ein Haustyp, der in Mörbisch nicht unüblich war, oder eigentlich noch ist. Denn die Altstadt des burgenländischen Ortes beherbergt einige Hofgassenhäuser und wurde deswegen auch Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. WOW, denke ich mir, noch nie davon gehört. Besser spät als nie, denke ich außerdem, denn die Hausanlage ist absolut sehenswert. Die verschiedenen Gebäudeteile reihen sich aneinander, der langestreckte Innenhof erinnert tatsächlich an eine kleine Gasse. Was das Heimathaus außerdem ganz besonders macht: Es ist eines der wenigen Häuser, das beim großen Brand in Mörbisch unversehrt blieb.
Und so lassen wir uns von Frau Lehner in eine vergangenen Zeit mitnehmen. Wir erkunden gemeinsam die möblierten Räume des Hauses, hören mehr über die damalige Lebensweise, bestaunen die Trachten, klettern zum Schüttkasten, besichtigen den Weinkeller und lassen uns diverse Gerätschaften des damaligen Lebens erklären und vorführen. Dabei dürfen die Mädels durch die Gegend laufen, selbstständig die Räume entdecken und auch den ein oder anderen Gegenstand ausprobieren. Besonders das Butterfassl, die großen Weinfässer und die unterschiedlichen Schlafmöglichkeiten (die Bettlade!) faszinieren sie.
Geschichten über Geschichten aus vergangenen Zeiten
Ich bin wiederum ganz begeistert von all den Erzählungen. Immer wieder hat Frau Lehner Geschichten aus der damaligen Zeit parat. Sie erzählt uns beispielsweise über die Tradition des Hochzeitguglhupfs, dessen Rezept nebst zahlreichen Guglhupfformen auch ausgestellt ist, zeigt uns auf alten Fotografien ortsbekannte Persönlichkeiten und erklärt, was es mit den vielen Initialen auf all der Kleidung und den Gegenständen auf sich hat. So tauchen wir Schritt für Schritt weiter in die vergangene Zeit ein und bekommen eine vage Vorstellung, wie es damals in Mörbisch zugegangen sein muss.
Nach einer ausführlichen Tour schlendern wir zwischen den duftenden Oleander zurück zur Hauptstraße des Dorfes, das ja selbst eine kleine Entdeckungstour wert wäre.
Mein Fazit zum Heimathaus Mörbisch
Ein wunderschönes Haus, sehr viele spannende Geschichten zur Region und viele alte Alltagsgegenstände. Ein abwechslungsreiches, kleines Museum, das zum Entdecken einlädt (dank verschiedener Raum-/Hausteile kann hier auch wirklich jeder Winkel entdeckt werden) und in dem man Gegenstände auch angreifen darf.
Weitere Tipps von freets
Parkplätze sind in relativer Nähe vorhanden.
Mit der Burgenland-Card gibt’s gratis Eintritt, die 3 Euro pro Person (ab 10 Jahren) sind aber ebenfalls absolut gut investiert.
Das Heimathaus unbedingt mit Führung besichtigen, es gibt so viele spannende Geschichten zu den ausgestellten Gegenständen.
Das Haus ist nicht barrierefrei zugänglich, Kinderwägen kommen ins Areal aber nicht in die Gebäude.
Hunde sind nicht erlaubt.
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Autorin Claudia Schlager
Reise-, Ausflugs- und Fotoenthusiast, Storyteller, 2fache Mädchenmama, Kunsthistorikerin, Genussmensch und Naturliebhaberin aus dem südlichen Niederösterreich. Mit freets verbinde ich seit 2015 einen Großteil meiner Leidenschaften und gebe regelmäßig Einblick in meine kleinen und großen Entdeckungen.