Dass die wechselnden Ausstellungen, welche die Schallaburg jährlich zwischen Mai und November beherbergt, immer einen Besuch wert sind, habe ich schon gemerkt. Nicht einmal bin ich begeistert durch die historischen Mauern flaniert, habe Exponate bestaunt, Geschichten gelesen und mehr über Venedig oder die Wikinger erfahren. Bei meinem letzten Besuch im Juni mache ich darüber hinaus eine weitere Entdeckung: Neben den Ausstellungsräumen gibt es auch noch mehr „Burg“ und einen schönen historischen Garten zu entdecken.
Ankunft durch den historischen Schlossgarten
Anders als üblich entscheide ich mich dieses Mal für einen kurzen Fußweg und erreiche die Schallaburg über den Turniergarten. Ich „schlüpfe“ durch die Burgmauer und bleibe erstmal stehen. Vor mir liegt ein schön gestalteter Garten, dahinter liegt erhöht die Schallaburg. Was für ein Empfang, denke ich mir, während ich langsam auf die Burg zugehe. Zu meinen beiden Seiten erstrecken sich geometrisch gestaltete Rasenflächen. Duftender Lavendel und Rosen rahmen Sitzplätze direkt an der Burgmauer ein, im Apfelgarten stehen im Schatten der Bäume verstreut Liegestühle.
Ein Apfelgarten war übrigens eine ganz typische Anlage in Renaissanceburgen, wie ich später noch erfahren werde und überhaupt steckt der in den 1970er Jahren neu angelegte Schlossgarten voller Geschichten und Überraschungen. So birg der Renaissancegarten die vermutlich letzte Renaissance-Schießstatt Europas und Reste eines Ballhauses, wo – so liest man auf der Website der Schallaburg – ein Vorläufer von Tennis gespielt wurde.
Was für ein Einstand, liebe Schallaburg, denke ich mir. Die Burg selbst rückt bei jedem Schritt mehr in den Fokus und schürt die Vorfreude auf das, was nun bald kommen mag: ein Burgspaziergang voller Wissen, Kultur und Geschichte.
Das wichtigste Exponat der Schallaburg: die Burg
Bevor ich nämlich in den berühmten Renaissance-Innenhof mit seinen berühmten Terrakotten- Figuren und prächtigem Arkadengang komme, biege ich noch rechts ab. Weg von dem berühmten, kunstvollen Renaissancebau aus dem 16. Jahrhundert, dem Ausstellungsort und Café zu dessen älteren Teilen. Denn – und das ist eigentlich das, was mir tatsächlich total neu ist – auch diese, können Besucher bei einem Rundgang besichtigen.
Die Burg neben der Burg
Die Schallaburg ist natürlich, so wie viele Burgen, ein Konglomerat aus verschieden alten Bauteilen. Von den ersten, die aus der 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts stammen (Palas, Ringmauer, Krypta, Kapelle) bis hin zu deren opulenten Ausbau im 16. Jahrhundert. Ich beginne meinen Besuch beim ältesten Teil. Empfangen werde ich von einem unscheinbareren Innenhof, der aber ebenso durch seine Arkadengänge und vielen Details beeindruckt. Langsam durchquere ich den Burghof, werfe einen Blick in die romanische Kapelle ,die Krypta und durchstreife den Palas. Dieser gehört übrigens zu den ältesten, erhaltenen Wohnbauten Österreichs.
Das mache ich in aller Stille, denn die meisten Besucher gehen hieran vorbei, wenn sie zielstrebig die Ausstellungsräume ansteuern. Nach einem Blick in die Rauchkuchl und der schönen Aussicht von der Ringmauer aus, erkunde ich auch noch die, teils mit Fresken geschmückten, Räume im Inneren.
Die Schallaburg aus dem 16. Jahrhundert
Nach dieser unverhofften Burgbesichtigen dringe ich zum Kern der heutigen Anlage und meines Besuchs vor: der Ausstellung in der Schallaburg. Natürlich nehme ich auch hier ganz bewusst die Architektur wahr. Diesen besonderen Teil der Burg, der in dessen Hochzeit vor knapp 500 Jahren unter Hans Wilhelm von Losenheim errichtet wurde; und der Teil der Burg, der die Schallaburg zu den schönsten Renaissanceburgen Österreichs macht.
Unfassbare 1600 Terrakotten-Figuren schmücken den doppelgeschossigen Arkadengang und verleihen dem Gesamteindruck eine ganz besondere Note. Wappen, römische und griechische Mythen und Legenden werden dargestellt und spiegeln die klassische Bildung des Bauherren wider.
Die Schallaburg als Ausstellungszentrum
Während ich die eigene Stimmung genieße, über den Arkadenhof, das Café und ein kleines Wikingerschiff schaue nähere ich mich dem Eingang zu den Ausstellungsräumen. Die Wikinger sind heuriges Thema und dieses findet sich innen sowie außen überall wieder. Im Wikingerschiff im Arkadenhof, aber auch im Turniergarten mit passenden Fragen, an den Toiletten (Wikingerfiguren statt den üblichen Symbolen) und auch in der Gestaltung der Ausstellungsräume. Eine Liebe zum Thema und Detail, die ich auch bei meinen anderen Ausstellungsbesuchen beobachten konnte.
Heute betrete ich die Räumlichkeiten über einen Landungssteg und lange in einer anderen Welt, einer anderen Zeit, an einem anderen Blickwinkel. Aus zeitgenössischer Sicht hätte es die Wikinger gar nicht gegeben, erfahre ich gleich als erstes, der klassische Helm mit Hörner (Hallo Wickie) sei wohl ein Produkt aus Wagners „Ring der Nibelungen“ aus dem 19. Jahrhundert. Nur so viel vorab: noch andere, spannende, wissenswerte Dinge folgen.
Mehr als 500 Ausstellungsobjekte, Computerrekonstruktionen, Reproduktionen und Rekonstruktionen schaffen ein lebendiges Bild der ehemaligen Skandinavier. Interaktive Stationen lockern den Besuch auf. Übrigens auch alles Dinge, die sich wie in roter Faden durch die jährlich wechselnden Ausstellungen ziehen.
Mein Fazit zur Schallaburg
Ein sehenswertes, abwechslungsreiches Ausflugsziel. Die Ausstellungen sind informativ, großartig gestaltet, die Burg sowieso ein Hingucker. Viel Zeit einplanen!
Weitere Tipps von freets
Führungsangebot: Ich selbst hab’ keine Führung gemacht, aber sie am Rande mitbekommen und Dinge erfahren, die ich sonst übersehen hätte.
Ausstellungsbereich, Schlossgarten und Restaurant ist barrierefrei zugänglich.
Ein Besuch ist auch gut für Familien geeignet. Das gesamte Areal ist kinderwagentauglich, die Ausstellung immer mit interaktiven Stationen gespickt und die alte Burg, der Turniergarten, der Spielplatz im Burggraben und andere Events (mehr dazu auf der Website der Schallaburg) sorgen für jede Menge Abwechslung.
Erstmals gibt es auch ein Escape the Room Game auf der Burg; und es gibt diverse Märkte und Feste sowie ein instinktives Bogenschießen (ab 8 Jahre möglich).
Kombitickets mit Stift Melk und Schloss Artstetten erhältlich
Der Burgrundgang findet jeweils am Sonn- und Feiertag um 13:00
Autorin Claudia Schlager
Reise-, Ausflugs- und Fotoenthusiast, Storyteller, 2fache Mädchenmama, Kunsthistorikerin, Genussmensch und Naturliebhaberin aus dem südlichen Niederösterreich. Mit freets verbinde ich seit 2015 einen Großteil meiner Leidenschaften und gebe regelmäßig Einblick in meine kleinen und großen Entdeckungen.
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