Aussicht am Unterberg in Niederösterreich

Sagenhaft. Der Unterberg in Niederösterreich

Werbung*

Der Unterberg in Niederösterreich ist mit seinen 1.342 Metern einer der höchsten Gipfel in den Gutensteiner Alpen. Er liegt am westlichen Ende des Piestingtales, auch liebevoll Biedermeiertal genannt, und ist nicht nur zur schneefreien Jahreszeit ein beliebtes Ausflusgziel. Im Winter sorgt nämlich das Naturskigebiet für Wedel- und Pistenvergnügen. Und was nicht erkennbar ist: Den Unterberg begleiten seit jeher sagenumwobene Geschichten und Erzählungen.“

Blaue Container sind am Rand des Schotterplatzes aufgestellt, eine weiße Tafel mit blauer Inschrift „Schiverleih & Shop“ ziert das zusammengewürfelte, nur im schneereichen Winter aktive, Verleihzentrum. Wir befinden uns am Parkplatz Drahtal des Naturskigebietes am Unterberg. Hier werden zur kalten Jahreszeit die Liftkarten verkauft, die Parkplätze eingeteilt, die Zubringerbusse zu den Liften verkehren ab hier. Im Sommer kehrt aber Ruhe ein, Busse stehen still, Kassen sind geschlossen. Der Parkplatz ist jedoch praktischerweise frei anfahrbar, gegenüber den blauen Containern kann man sich einen schattigen Platz für den fahrbaren Untersatz suchen.

Am Weg zum Unterberger – Der Sage erster Teil

Vom Parkplatz Drahtal führt ein rot markierter und beschilderter Schotterweg in den dichten Mischwald im Lamwegtal. Hier wandelt man auf Spuren eines Hirten und seiner Viehherde, welcher sich in Zeiten einer langwierigen Dürre auf den Unterberg aufmachte, um für sein Vieh saftiges Gras zu suchen. Der Unterberg wurde von Mensch und Tier seit langer Zeit gemieden, war der Berg doch Lebensraum des Riesen Unterberger, welcher nicht zurückschreckte, Menschen und Tiere zu verzehren.

Nach wenigen Metern auf der Schotterstraße wird diese halbrechts auf einen Waldsteig verlassen. Zur Rechten befindet sich die Myralucke, eine aktive Wasserhöhle, welche auf einer Länge von 300 Metern erkundet werden konnte. Sie ist nicht frei zugänglich. Der Hirte kam auch hier vorbei, Nebel setzte ein, er stieg mit seiner Herde weiter empor.

Doch meist begleitet einem im Sommer wunderschönes Aussichtswetter. Am gleichen Wege wie eine Variante des Wiener Wallfahrerweges steigt man den markierten und schattigen Waldsteig bergan, dieser mündet wieder in eine Schotterstraße und bald wandert man am Rand einer Skipiste weiter gen Himmel, während sich der imposante Schneeberg rückblickend in den Horizont drängt.

Aussicht am Unterberg in Niederösterreich
Aussicht am Unterberg, Niederösterreich

Die Piste wird flacher, der weitere Aufstiegsweg führt links auf einer Naturstraße weiter, zusätzlich gelb markiert und mit Schildern versehen. Wenn die Bergrettungshütte zur Rechten auftaucht, ist das Unterberg Schutzhaus nicht mehr weit.

Auch bis hierher hatte es der Hirte mit seiner Herde geschafft und ward ob dem Nebel vom Riesen ungesehen geblieben. Saftiges, frisches Gras fand er am Unterberg, sein Vieh musste nicht hungern. Direkt neben dem Unterberg Schutzhaus startet der Aufstiegsweg, der erdige und steile Pfad führt durch den Wiesenhang empor auf den Unterberg-Gipfel. Ein Gipfelkreuz, jedoch ohne Gipfelbuch, und eine Sitzbank etwas weiter im Nordosten markieren den höchsten Punkt am Unterberg. Hier erlebt man eine traumhafte Aussicht auf Schneeberg, Rax, Semmering und Ötscher, an klaren Tagen ist sogar Wien erkennbar.

Unterberg Schutzhaus
Martin Moser am Unterberg im Sommer
Unterberg, Nordseite

Selbst der Hirte kam bis hierher, doch passierte dies eher unabsichtlich, denn er konnte wegen dem Nebel den Gipfel nicht ausmachen. Als er oben angekommen war, verzog sich der Nebel und er stand vor zwei großen Baumstämmen. Er bemerkte, dass dies gar keine Baumstämme darstellten, sondern die Beine des Riesen waren, da war es aber schon zu spät. Der Riese schnappte sich den Hirten mit seinen großen Händen, bevor er ihn in seinen Rachen stecken konnte, öffnete er seine Faust. Diesen Moment nutzte der Hirte, sprang von seiner Hand auf einen Baum, hielt sich daran fest. Der Zufall wollte es so, dass sich in diesem Baum ein Luchs auf die Lauer legte, erschrocken von dem Zwischenfall sprang der Luchs vom Baum herab und landete am Fuß des Riesen. Der Riese glaubte den Menschen auf seinem Fuß und stampfte fest auf. Unter der Wucht des Aufpralls gab der Boden nach und der Riese fiel in eine Höhle, welche sich Windloch nannte. Die Höhle gibt es wirklich, der Einstieg befindet sich nordöstlich etwas unterhalb vom Gipfel neben einem Holzzaun und ist mit einem Metallgitter versperrt.

Ruhe und Einkehr am Unterberg – Der Sage zweiter Teil

Es lässt sich lange aushalten am Gipfel des Unterbergs, doch wenn der Magen knurrt, sollte man den Lauten nachkommen und das Unterberg Schutzhaus aufsuchen. An der Sonnenterrasse können die körpereigenen Kräfte wieder mobilisiert werden, ob fleischreiche oder fleichlose Kost, kühle und warme Getränke. Hier lässt es sich wahrlich aushalten.

Selbst der Riese fand Gefallen an der Höhle, in welche er gestürzt war. Er fand einen Ausgang auf der Westseite der Höhle, ein großer See versorgte ihn mit klarem Bergwasser. Zur gleichen Zeit waren elf Zwerge aus dem Ötsch-Reich bei der Raxkönigin gelandet, auf der Suche nach eigenem Land, welches sie bestellen konnten. Die Raxkönigin konnte ihnen kein Land bieten, doch war der Unterberg ob der Anwesenheit des Riesen frei von jeglicher Besiedelung. Die elf Zwerge und der Tatzelwurm Stanislaus, welcher noch eine offene Rechnung mit dem Riesen zu begleichen hatte, machten sich auf den Weg zur Höhle des Riesen.

Ohne offener Rechnung verlassen wir wieder das Unterberg Schutzhaus, wer dieses jedoch noch nicht verlassen möchte, kann auch das Nächtle im Haus verbringen. Zimmer und Matratzenlager stehen bereit, vor allem weil auch einige Weitwanderwege direkt am Unterberg Schutzhaus vorbeiführen: Wiener Mariazellerweg 06, Waldmarkweg 622, Voralpiner Weitwanderweg 04, der Piestingtaler Rundwanderweg 231 sowie der Europäische Fernwanderweg E4.

Die Zeit vergeht wie im Fluge – Der Sage dritter Teil

Als Rückweg zum Ausgangspunkt wird der schon bekannte Aufstiegsweg gewählt. Alternativ kann auch der gelb markierte Weg ab der Skipiste begangen werden, dieser führt entlang eines Bächleins hinab zum Parkplatz. Doch kommt man auf diesem Weg nicht mehr an der Myralucke vorbei, welcher in der Sage noch eine wichtige Rolle einnehmen soll. Der Riese wurde von einer listigen Krähe gewarnt, dass die elf Zwerge und der Tatzelwurm unterwegs waren, um den Riesen zu bekämpfen. Mit einem Zauberspruch vorbereitet, überraschte der Riese die Ankömmlinge, der Tatzelwurm öffnete seinen Mund und die elf Zwerge verschwanden im Bauch des Wurms. Der Tatzelwurm musste tatenlos alles über sich ergehen lassen. Der Zauberspruch sollte 100 Jahre gelten, der Riese Unterberger war unbesiegt geblieben.

Im Lehmwegtal (heute Lamwegtal) wünschte sich ein kinderloses Ehepaar unbedingt Kinder, die Mutter gebar Zwillingszwerge, die menschlichen Eltern fanden sich mit den kleinwüchsigen Kindern ab und erzogen sie wie Normalwüchsige. Die Zwerge wurden älter und erfuhren von der Geschichte, dass elf Zwerge vom Riesen Unterberger festgehalten werden. Sie waren kaum zu bremsen und wollten dem Riesen das Handwerk legen und den Zauber lösen. Über die Myralucke stiegen sie in das Reich des Riesen ein. So klein und wendig wie sie waren, lockten sie den Riesen mit Geräuschen und Stimmen durch die Höhle. Ein Seil, welches die Zwillingszwerge in der Höhle gespannt hatten, wurde dem Riesen zum Verhängnis. Er stolperte, fiel auf den Boden und blieb benommen liegen. Die Zwerge fesselten den Riesen, der Tatzelwurm trat hervor und die elf Zwerge konnten dessen Bauch verlassen. Der Riese war besiegt, der Zauber aufgehoben. Die dreizehn Zwerge und der Tatzelwurm lebten nun glücklich und zufrieden im Unterberg.

Wieder am Parkplatz angekommen, lässt die Sage einen nicht mehr los. Sagen sind Erzählungen, Geschichten, von Generation zu Generation überliefert, sollen unterhalten, schrecken und ängstigen. Von einem gewissen Wahrheitsgehalt kann man nicht sprechen. Blickt man zurück zum Unterberg, lässt die Tour im Geiste rückblickend nachwandern, kommt der Gedanke: oder etwa doch?

Tipps für die Wanderung am Unterberg

  • Anreise mit dem Auto über die A2, weiter auf B21 nach Pernitz, Abzweiger Richtung Myrafälle und Thal, zum Parkplatz Myralucke/Drahtal. Wenn du öffentlich kommen willst, ist die Anreise etwas schwieriger: ein Bus auf der Verbindung nach Thal fährt selten und du musst dann auch zu Fuß auf der Straße weiter in Richtung Ausgangspunkt

  • Auf Hälfte der Strecke gibt’s eine Einkehrmöglichkeit ins Unterberger Schutzhaus.

  • Du bist mit Hund unterwegs? Bei der Wanderung hast du keinen Kontakt mit Weidevieh, Wasser gibt’s außer beim Parkplatz jedoch keines mehr, am Schutzhaus Unterberg gibt’s aber eine Hundetränke

  • Mehr Informationen zu den Sagen gibt’s bei „Der verzauberte Riese und andere Sagen aus Niederösterreich, 1977, Birken-Verlag Wien“

  • Die Strecke ist Teil des Piesting Rundwanderwegs 231: Mehr dazu auf gehlebt.at.

Besucherinfos
Ausgangspunkt:Parkplatz Myralucke/Drahtal
Länge :8,6km
Dauer:ca. 2 Stunden
Schwierigkeitsgrad:mittel
Martin Moser beim Wandern

Gastautor Martin Moser

Niederösterreicher mit oberösterreichischen Wurzeln, Wandersmann, Autor, Gassigeher. Themenschwerpunkt: Aktiv in der Natur. Meine Freizeit verbringe ich dort, wo das Vogelgezwitscher den Autolärm ablöst und die Stille der Wald- und Bergwelt die Oberhand besitzt. Und meist ist meine Vierbeinerin mit dabei.

*Werbung

In dem Beitrag wurde eine oder mehrere Personen/Betriebe oder Destinationen verlinkt. Die Verlinkung (nofollow Link) erfolgte ohne finanzielle Gegenleistung und dient dem gegenseitigen Support.