Der Wandertipp auf den Gösing ist eigentlich bereits seit 2016 auf meinem Blog zu finden. Damals durfte ich im Namen eines Lesers dessen persönliche Erzählung samt Fotos für einen kurze Beschreibung im Blog verwenden. Nun, ein wenig mehr als vier Jahre später, bin ich endlich selbst den Weg gewandert. Mit kundiger Wanderbegleitung (du ahnst es, jene, die mir schon damals den Tipp gab) ging es an einen frühlingshaften Märztag in den Naturpark Sierningtal – Flatzer Wand und auf den 898m hohen Gösing. Grund genug, nun meine eigenen Erfahrungen zu teilen, finde ich.
Von den 11 Leichen durch den Nadelwald
Ausgehend vom Parkplatz bei den „11 Leichen“ zwischen Mahrersdorf und Ternitz wandern wir los. Anders als üblich wählen wir dieses Mal den Weg, der rechts am Materl vorbeiführt (den oberen) und erreichen bald den Nadelwald. Bewusst gemütlich lege ich die ersten Meter zurück. Schon jetzt führt der Weg leicht bergauf. Das wird sich die nächsten zwei Stunden nicht groß ändern, verrät mir mein Papa, zwei Stücke sind dann besonders steil. 480 Höhenmeter kommen natürlich nicht von irgendwoher, denke ich, während ich langsam aber stetig durch den Nadelwald wandere.
Umso mehr genieße ich die Ruhe und Langsamkeit. Nur selten begegnen uns andere Wanderer. Heute am Donnerstagvormittag ist es naturgemäß ruhiger, aber auch sonst ist das Wandergebiet nicht sehr überlaufen und noch ein kleiner Geheimtipp im südlichen Niederösterreich. Ich höre die trockenen Nadeln und Zapfen unter meinen Füßen knacken, rieche den aufgeheizten Waldboden, genieße die Sonnenstrahlen und die Ausblicke, die sich mir immer wieder bieten. Außerdem freue ich mich über die ersten blühenden Sträucher (Palmkatzerl und Dirndl) und Blumen. Besonders der kräftig leuchtende Huflattich verleiht dem Waldboden eine herrlich bunte Note.
Die (meist sehr gute) Beschilderung nehmen wir kaum wahr, denn mein Papa kennt den Weg „wie im Schlaf“. Als ehemaliger Ternitzer und begeisterter Wanderer ist er mit seinen (genauso wanderbegeisterten) Eltern schon sehr oft hier gewesen und hat während des Wegs diverse alte Geschichten und heimatkundliche Erläuterungen parat.
Vom versteckten Gipfel und spektakulären Aussichten am Gösing
So vergehen die 1,45 Stunden (fast) wie im Flug. Die beiden Steilstücke legen wir eher still zurück, ab und zu erklärt mir mein Papa, wo man bei gewissen Abzweigungen noch hin wandern könnte. Beispielsweise zum Naturfreundehaus auf der Flatzer Wand (gut beschildert), von dem man dann auch wieder retour zum Gipfel des Gösings wandern kann. Oder zur Fleischesserföhre – ein Naturdenkmal (Schwarzföhre). Ich begnüge mich heute mit dem Gipfel und den Aussichten rund herum. Besagter Gipfel ist übrigens eher versteckt, mitten im Wald. Das schlichte Gipfelkreuz reiht sich wunderbar in die hohen Waldbäume ringsherum ein, das (kurioserweise) daran befestigte Thermometer verrät 14° im Schatten. Kurz bleiben wir stehen, genießen den kleinen Triumph, danach machen wir uns auf den Weg zum Pausenplatz.
Nur ein paar Schritte entfernt, bei einem Felsabbruch, eröffnet sich ein grandioser Blick auf den Schneeberg. Bestens platziert wartet eine Bank auf müde und hungrige Wanderer, die hier ein wenig Kraft tanken wollen. Begeistert schaue ich auf den verschneiten Schneeberg und lasse den Blick über die umliegende Berge schweifen. Die Bank verschmähe ich aber für meine Pause (zu schattig) und suche mit ein Stück abseits ein schönes Platzerl in der Sonne.
Lohnenswerter Abstecher zum Aussichtspunkt Hühnersteig
Gut gestärkt machen wir uns auf den Rückweg. Der Waldweg (rote Markierung) verläuft nun glücklicherweise nur mehr bergab. Auf halbem Weg erreichen wir den sogenannten Hühnersteig und auch wenn ich schon etwas müde bin, muss ich der Beschilderung „Aussichtspunkt“ einfach folgen. Nur wenige Meter später stehe ich am nächsten Felsabbruch und schaue über die Landschaft. Dieses Mal sind es der Wechsel, der Gfieder, Kohlberg, der große Otter und andere Erhebungen, die ich bewundere. Lange stehen wir hier und genießen diesen schönen Platz. Wir beobachten einen Bussard, der sanft durch die Luft gleitet, hören das Krächzen der Kolkraben und das Trommeln des Spechts; und ganz zum Schluss entdecken wir auch noch eine wunderbar aufgeblühte Kuhschelle. Ein perfekter Abschluss.
Mein Fazit zur Wanderung am Gösing
Ein noch unentdecker, ruhiger, aber doch recht fordernder Weg, der wunderschöne Aussichten parat hält und eigentlich immer schön zu gehen ist. Meinerseits gibt's eine uneingeschränkte Empfehlung.
Weitere Tipps von freets
Parkplätze sind am Ausgangspunkt vorhanden
Du kannst die Wanderung noch ausbauen. Direkt am Ausgangspunkt findest du eine alternative Runde (wenn du die ganze Zeit der roten Markierung folgst – in Summe 12km), du kannst zum Naturfreundehaus wandern (nur am Wochenende geöffnet) oder zur Fleischesserföhre.
Der Weg ist teilweise steinig und mit Wurzeln versehen, und demnach nicht kinderwagentauglich
Gehst du die Runde wie beschrieben gibt es keine Einkehrmöglichkeit.
Autorin Claudia Schlager
Reise-, Ausflugs- und Fotoenthusiast, Storyteller, 2fache Mädchenmama, Kunsthistorikerin, Genussmensch und Naturliebhaberin aus dem südlichen Niederösterreich. Mit freets verbinde ich seit 2015 einen Großteil meiner Leidenschaften und gebe regelmäßig Einblick in meine kleinen und großen Entdeckungen.
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