Virgilkapelle, Wien

Die Virgilkapelle – Im Museum des Mittelalters

1972 wurde die unterirdische Virgilkapelle am Wiener Stephansplatz dank der Grabungen im Zuge des U-Bahn Baus wieder entdeckt. Während die Kapelle die letzten Jahre nur in absoluten Ausnahmefällen zugänglich war, hat sie seit letzten Dezember als Museum des Mittelalters seine Tore für Besucher geöffnet.

Die Virgilkapelle ist derzeit wegen Renovierungsarbeiten geschlossen

Ja natürlich, Wien strotzt nur so vor Geschichte und Kultur. Da gibt es einen Haufen Sehenswürdigkeiten, die schon Jahrhunderte überdauert haben. Aber so richtig alte, davon gibt es heute eher weniger. Weil ja doch einiges an Kriegen durch Österreich und Wien zogen und weil natürlich auch abgerissen und adaptiert wurde. Auf der Schnelle fallen mir da eigentlich als Beispiel ganz alt nur die Ruprechtskirche, ein paar römische Mauern und – seit 1972 wieder präsent – die Virgilkapelle ein. Und letztere ist nun nicht nur seit 1972 wieder im Bewusstsein der Wiener und Wien Besucher angelangt und für selbe durch eine Glasscheibe zu betrachten, nein, letztere kannst du seit Dezember 2015 auch wieder besichtigen. So richtig life und ohne Glasscheibe.

Das Museum des Mittelalters

Grund des Besuchs wird natürlich der Bau an sich sein, den du ja immer nur verstohlen durch die Glasscheibe besichtigen konntest und den du jetzt hautnah erleben kannst. Worum genau handelt es sich aber?

Backgroundinfo zur Virgilkapelle

Dinge, die du natürlich auch bei einer Besichtigung mit dem Audio Guide zu hören bekommst. Wenn du aber ein wenig Vorab Information möchtest, dann sollst du sie hier haben: die Virgilkapelle stammt aus dem frühen 13. Jahrhunderts und wurde wahrscheinlich um 1220 bis 1230 als Unterbau für eine geplante Kapelle am Stephansplatz errichtet. Nur wenige Jahre später erfolgte die Dekoration der Kapelle mit Wandmalerei (Radkreuze und Fugenmalerei). In den nächsten 100 Jahren wurde der Bau dann weiter umgebaut. Grund dafür: der Aufbau der zweistöckigen Maria-Magdalena Kapelle, die sich über diesen unterirdischen Bau erhob und Teil des ehemaligen Stephansfriedhof war (der Stephansdom als dazugehörige Kirche stand ja gleich ums Eck). Noch heute kannst du übrigens die Dimensionen des ehemaligen Baus am Pflaster des Stephansplatzes ablesen!

Ein Besuch der Virgikapelle:

Dort wo damals das Schaufenster auf die Virgilkapelle in der U-Bahn Station Stephansplatz war, genau dort befindet sich heute auch der Eingang ins Museum. Eigentlich nicht zu übersehen, aber natürlich, du musst schon „in den Untergrund“ gehen, um den Eingang zu entdecken. Nachdem du dein Ticket erworben hast, wirst du auch mit einem kostenlosen Audio-Guide ausgestattet, der dir in Folge alle Besonderheiten des Baus erklären wird. Und du wirst rasch merken, das ist kein 0815 Audio Guide; nein das ist eigentlich ein i-Pad. Warum ist das erzähle ist jetzt aber nicht meine Apple-Begeisterung, also quasi das „i“, sondern den Mehrwert, den du dadurch erhältst. Weil hier eben nicht nur erzählt wird, sondern parallel dazu auch Grund- und Aufrisse und Rekonstruktionen der Kapelle gezeigt werden. In Anbetracht der etwas komplizierten Baugeschichte der Virgilkapelle eine wirklich gute Idee, damit du dich auch wirklich gut auskennst.

Nachdem du dir auf der Plattform schon mal einen Überblick über den unterirdischen Bau geholt und dir die ersten Informationen auf dem Audio-Guide angehört hast, geht’s auch schon die neu gebaute Wendeltreppe hinunter und weiter hinein in den Raum. Vorbei an dem großen roten Radkreuz, das jede einzelne Nische der Kapelle ziert, an der Bruchsteinmauerwand immer weiter hinunter – immerhin ist der Raum ja auch relativ hoch. Zu jedem einzelnen Punkt gibt’s dann auch einen Audio-Guide Beitrag: über die Zisterne in der Ostnische, das Gewölbe, die Pfeiler und die bis heute ungeklärten Fragen, wie den ursprünglichen Zugang zur Kapelle. Die Texte erklären dir vor allem wie die Kapelle entstand und gebaut wurde, wie das Gewölbe entstand und andere bautechnische Dinge. Klar, ist doch über die Nutzung bis ins 14. Jahrhundert auch nichts bekannt.

Wandmalereien in der Virgilkapelle, Wien
Detail Wandmalerei in der Virgilkapelle, Wien

Beeindruckend ist das auf alle Fälle. Die Wandmassen, die durch feine Fugenmalerei (die dünnen roten Striche, die eine Quaderung vortäuschen) aufgelockert erscheinen, die mächtigen Radkreuze in den Nischen und der dunkle Raum, der nur durch elektrisches Licht beleuchtet wird.

Mehr über das Mittelalter: der anschließende Museumsraum

Klar die Virgilkapelle ist natürlich Bestandteil des Mittelalters, ganz klar. Wie sah die Situation aber generell in Wien aus? Wie lebten die Leute, wie kannst du dir die Größe und das Aussehen der Stadt vorstellen? All diese Fragen kannst du dir im Anschluss in dem Museumraum beantworten lassen. Hier kannst du diverse Exponate (wie beispielsweise das Wiener Stadtsiegel) besichtigen, aber auch mittels diversen Bildschirmen mehr über das Leben im mittelalterlichen Wien erfahren. Als Highlight gibt’s dann auch einen Film ganz zum Schluss, der dir dann auch visuell vor Augen führt, wie es denn tatsächlich ausgesehen haben könnte. Hier, ganz am Ende, findest du übrigens auch die einzige Sitzmöglichkeit, um dich ein wenig auszuruhen.

Museum des Mittelalters, Virgilkapelle Wien
Besuch in der Virgilkapelle Wien

Tipps von freets für den Besuch der Virgilkapelle

  • Freier Eintritt jeden ersten Sonntag des Monats und immer für alle unter 19 Jahren

  • Auch der Audio Guide ist kostenlos.

  • Anreise: Da die Virgilkapelle direkt in die U-Bahn Station Stephansplatz integriert wurde, ist sie natürlich perfekt mit der U1 und U3 erreichbar. Die Kapelle befindet sich auf der letzten Ebene vor dem Ausgang Stephansplatz.

Besucherinfos
Adresse:U1 Station Stephansplatz
Öffnungszeiten:Di-So: 10:00 - 17:00
Preisspanne:€ (Erwachsene ab 19 Jahren 5,00)
Dauer:1 Stunde
Aktualisiert:April 2024
Zuletzt erlebt:Oktober 2015
Claudia Schlager

Autorin Claudia Schlager

Reise-, Ausflugs- und Fotoenthusiast, Storyteller, 2fache Mädchenmama, Kunsthistorikerin, Genussmensch und Naturliebhaberin aus dem südlichen Niederösterreich. Mit freets verbinde ich seit 2015 einen Großteil meiner Leidenschaften und gebe regelmäßig Einblick in meine kleinen und großen Entdeckungen.