Wenn eine unscheinbare Lösswand zum Lebensmittelpunkt einer ganzen Vogelkolonie wird, steht zwischen Gols und Weiden wohl wieder der Sommer vor der Tür. Jedes Jahr beziehen die Bienenfresser dort ihr Sommerquartier, bauen Bruthöhlen, jagen Insekten, ziehen ihre Jungen auf, oder unternehmen erste Flugversuche. 2014 haben auch wir ihnen einen kurzen Besuch abgestattet.
Die Bienenfresser am Ungerberg beobachten
Schnell sind die wenigen Meter zur Lösswand von unserem Auto zurückgelegt, bald stehen wir mit gebührendem Sicherheitsabstand vor dem Brutplatz der Bienenfresser. Dass die Lösswand nur zur Fuß oder mit dem Rad erreichbar ist (ein guter Ausgangspunkt ist dabei das Gasthaus „Steckerlfisch“ nur wenige Gehminuten entfernt) stört uns gar nicht. Leise nähern wir uns, langsam, Schritt für Schritt. Beobachten leise die bunten Vögel und bewundern das auffällige rot-türkis-gelbe Federkleid und das rege Treiben vor der steilen Wand.
Ein Hingucker sind die exotisch anmutenden Artgenossen auf alle Fälle und glücklicherweise lassen sie sich von uns nicht im Geringsten stören. Die Vögel sind viel zu sehr mit der Fütterung ihres Nachwuchs beschäftigt, der in den gangartigen Bruthöhlen der Lösswand auf sie wartet. Ich bin fasziniert von Bienenfresser, auch wenn sie in Österreich gar nicht mehr so fremd sind. Schon im 19. Jahrhundert wurden die wärmeliebenden Vögel in Österreich gesichtet, ab 1950 auch im Burgenland rund um den Neusiedler See. Seitdem kommen sie jährlich.
Brutzeit der Bienenfresser am Neusiedler See
Ab Mai lassen sich die Bienenfresser zwischen Gols und Weiden nieder. Die Lösswand dient als Brutplatz einer ganzen Kolonie, die Vögel könnenauf einer Plattform, oder mittels einer geführten Wanderung, in aller Ruhe beobachtet werden. Je nach Monat werden die Bienenfresser mit etwas anderem beschäftigt sein: Beim Anlagen der Brutröhren Anfang Mai (in die in Folge 2-7 Eier platziert werden), beim Füttern ihrer Jungen im Juni oder den ersten Flugversuchen der kleinen Bienenfresser Ende Juli.
Dank der leuchtenden Farben – ihre türkisen Bäuche, gelben Kehlen und roten Köpfe und Flügel – heben sich die Bienenfresser perfekt von der Wand ab und lassen sich gut beobachten. Im August verlassen die Bienenfresser das Burgenland und begeben sich mit ihren nun flugtauglichen Jungvögel auf den Weg zu ihren Winterquartieren in Afrika. Die Brut und Aufzucht der Jungen ist abgeschlossen.
Ein paar spannende Detail über die Bienenfresser am Neusiedlersee
Die Faszination lässt auch nach unserem Besuch bei den Bienenfressern in Weiden/See nicht nach und so informiere ich mich ein wenig über die Vögel. Ein paar Fakten möchte ich schnell verraten:
Bienenfresser lieben die Wärme
Die Bienenfresser lieben warme Temperaturen. Ursprünglich waren sie in den Mittelmeerländern, am Balkan, der Arabischen Halbinsel oder im Westen Russlands angesiedelt; und weil es seit geraumer Zeit auch im Burgenland wärmer wird, wurde der Wohnort mit der Zeit ausgeweitet. Mittlerweile fliegen die Bienenfresser übrigens schon bis nach Dänemark oder den Britischen Inseln. Man sagt: Sie gehören zu den Gewinnern des Klimawandels.
Die Lösswand als Notlösung
Die Bienenfresser brauchen zum Brüten unbewachsene, steile sandige, lehmige oder lösshaltige Flächen, in die sie ihre bis zu 1,5m langen Brutröhren und Brutkammern graben. Lange nutzen sie dazu Flussufer, da die heute oftmals regulierten Flüsse nur mehr wenig passende Brutplätze bieten, weichen die Vögel auf Sand- und Lehmgruben, Weinterrassen und Hohlwege aus. Vor allem das Burgenland und Niederösterreich ergreifen Initiativen, um neue Brutplätze für die Bienenfresser zu schaffen.
Wie Bienen schmecken
250 Insekten verspeist ein Vogel pro Tag, zusätzlich muss auch der Hunger des Nachwuchses gestillt werden (vor allem in der 30tägigen Nestlingszeit - übrigens ein optimaler Besuchszeitpunkt, denn da tut sich ordentlich was vor den Bruthöhlen). Zum Futter gehören dabei – „Nomen est Omen“ – Bienen, aber auch Wespen, Hummeln, Hornissen und andere Insekten stehen am Speiseplan. Diese werden im Flug erbeutet und gegen einen Ast geschlagen. So fällt der Stachel ab, oder es entleert sich zumindest die Giftdrüse. Um auf Nummer sicher zu gehen, immunisieren die Tiere bereits ihren Nachwuchs: Sie bringen auch lebende Bienen mit in die Brutkammer. Die Jungen werden geringfügig gestochen und immunisiert.
Mein Fazit zum Ausflug zu den Bienenfressern
Ein sehenswertes "Spektakel", das wunderbar mit einem kleinen Ausflug zum Neusiedler See verbunden werden kann.
Weitere Tipps
Der Brutplatz ist nur zu Fuß zu erreichen, der Weg ist aber sehr kurz.
Laut Website der Gemeinde Weiden am See gibt es auch geführte Wanderungen. Hier am besten direkt dort nachfragen, leider führt der Link ins Leere.
Gucker nicht vergessen und gebührend Abstand halten.
Der Besuch ist idR eher kurz und lässt sich daher perfekt mit einem anderen Ausflug oder einem Badetag am Neusiedler See verbinden.
Autorin Claudia Schlager
Reise-, Ausflugs- und Fotoenthusiast, Storyteller, 2fache Mädchenmama, Kunsthistorikerin, Genussmensch und Naturliebhaberin aus dem südlichen Niederösterreich. Mit freets verbinde ich seit 2015 einen Großteil meiner Leidenschaften und gebe regelmäßig Einblick in meine kleinen und großen Entdeckungen.
Tipps in nächster Nähe
Das Dorfmuseum Mönchhof: Leben im „Hoadboden“
23.06.2022
35 wiederaufgebaute Gebäude aus der Zeit zwischen 1890-1960 geben im Dorfmuseum Mönchhof ein eindrucksvolles Bild jener Zeit im Burgenland. Die verschiedenen Gebäudetypen laden zu ausgiebigen Entdeckungen und kleinen Zeitreisen.
Ausflug zum PODOBEACH – ein Urlaubstag in Podersdorf am See
25.05.2023
Ein unendlich langer Sonnenuntergang, ein Sandstrand, ein weiß-rot gestreifter Leuchtturm, großzügige Liegewiesen, Sportmöglichkeiten und ein 18000m2 großer Erlebnisspielplatz: Am PODOBEACH – das Strandbad in Podersdorf am See – kommt Urlaubsstimmung auf.
Lokaltipp Mole West am Neusiedler See
18.06.2015
Dank der Lage direkt am Neusiedler See genießen Besucher:innen der Mole West Urlaubsflair pur. Bei kühlen Drinks, kleinen Snacks oder stilvollen Abendessen schweifen die Blicke über den schier endlosen See und dessen glitzernde Wasseroberfläche.
Spaziergang im Naturschutzgebiet Teichwiesen bei Mattersburg
01.05.2021
Ein Geheimtipp für Hobbyornithologen und Naturliebhaber, ein Fleck Natur, das im Zuge eines (kinderwagentauglichen) Rundwanderwegs entdeckt werden kann. Die ca. 5,7km lange Strecke führt vorbei an tollen Aussichten, Obstbäumen, Weinbergen und einen Obstschaugarten.
Tipps für einen Aufenthalt in der Freistadt Rust
17.10.2022
Die Freistadt Rust zählt zu den schönsten Orten des Burgenlands. Die historische Altstadt, Störche auf den Dächern, das Strandbad, die Nähe zum Neusiedler See, Radwege sowie diverse Ausflugsziele in unmittelbarer Nähe laden zu ausgelassenen Stunden ein.