Ich hab’ am Campus studiert. Mag heißen, im sogenannten AAKH, quasi dem alten allgemeinen Krankenhaus. Das im 20. Jahrhundert von Spital in Universität umgewandelt wurde (mehr dazu). Auf dessen Areal aber noch ein gar nicht so kleiner Rest besagten Krankenhauses steht: der Narrenturm. Ebenfalls zum Glück bereits umfunktioniert und in Funktion als Pathologisches Museum.
Der Narrenturm als Irrenanstalt und historisches Gebäude
Zum Glück einerseits, weil jeder Mensch froh sein kann, dass es die Möglichkeit nicht mehr gibt, in den Narrenturm eingesperrt zu werden. Die ehemalige Geistesanstalt des Krankenhauses oder Wiens. Wo, so hört man, ja nicht nur Geisteskranke eingeliefert wurden. Und wo natürlich ganz andere Standards herrschten.
Wobei, das muss ich schon sagen, damals war der Narrenturm ein großer Fortschritt. Damals mag heißen im 18. Jahrhundert. Der Bau wurde von Kaiser Joseph II. initiiert, vom Architekten Josef Gerl bis 1784 errichtet und war nach Fertigstellung die erste Anstalt Europas, die nur zur Behandlung von Geisteskranken errichtet wurde. Ein Rundbau mit 5 Stockwerken, mit 28 Zimmer pro Stockwerk, die sich nebeneinander kreisförmig gruppieren. Anfangs waren die Zimmer auch noch geöffnet, quasi unverschlossen und die Patienten konnten durch den Turm spazieren. Die tobenden und „unreinen“ Patienen wurden angekettet. Später kamen Zwangsjacken und Bettgurte dazu. Und nachdem 1852 eine neue „Irrenanstalt“ errichtet wurde, kamen nur noch die schwersten Fälle in den Narrenturm.
Warum ich das so ausführlich erzähle? Naja natürlich hast du mit dem Narrenturm ein Stück Geschichte vor dir. Krankenhausgeschichte und die begleitet dich auch bei einen Besuch. Weil ja rein architektonisch nicht groß umgestaltet wurde und du da schnell merkst, wo du dich befindest. Von einem Zimmer zum nächsten gehst. Und weil natürlich (mit oder ohne diesem Wissen) ein ganz eigenes Flair herrscht. Fast unheimlich, fast gruselig. Gutes Charma hat er jedenfalls nicht der Ort.
Der Narrenturm als Teil des NHM und Museum
Dazu dann die pathologische Sammlung. Seit 1971 ist das pathologisch-anatomische Bundesmuseum im Narrenturm umgebracht, das seit 2012 Teil der Sammlung des Naturhistorsichen Museums Wiens ist. Mit ca. 45.000 Objekten ist die Sammlung auch die weltweit größte Sammlung pathologischer Geräte.Die nicht unbedingt weiter aufheiternd wirkt. Mit ihren anatomischen Präparaten, Formalingläsern und Krankheiten. Zumindest nicht für mich, aber ich fühl’ mich zugegebenermaßen auch in Krankenhäusern immer extrem unwohl. Natürlich hat die Sammlung so einiges für sich, wenn du dich für den menschlichen Körper interessierst, ganz klar. Da bekommst du eine Menge zu sehen und kannst dich umfassend informieren.
Mein Fazit zum Narrenturm
Ganz ehrlich, die Thematik war eigentlich so gar nicht meins. Meine Oma, die sich aber sehr für Medizin und den menschlichen Körper interessiert, war hingegen sehr von der Ausstellung angetan. Ich wiederum von der Architektur des Narrenturms und seiner (nicht ganz so schönen) Geschichte. Ein Tipp für Neugierige.
Weitere Tipps von freets
Das Naturhistorsiche Museum bietet tolle Führungen durch den Narrenturm, die einerseits die medizinische Seite, andererseits die architektonische beinhalten.
Autorin Claudia Schlager
Reise-, Ausflugs- und Fotoenthusiast, Storyteller, 2fache Mädchenmama, Kunsthistorikerin, Genussmensch und Naturliebhaberin aus dem südlichen Niederösterreich. Mit freets verbinde ich seit 2015 einen Großteil meiner Leidenschaften und gebe regelmäßig Einblick in meine kleinen und großen Entdeckungen.
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