Wenn ich so an das letzte Jahr denke, gehört die Bootsfahrt am Wiener Neustädter Kanal zu meinen persönlichen Highlights. Nicht nur, weil es der erste Ausflug seit langem war, den ich und mein Mann ohne Kinder gemacht haben, sondern auch weil diese einstündige Bootsfahrt ein ganz besonderes Erlebnis war und ganz neue Blickwinkel einer vertrauten Gegend offenbarte. Diese Spannung aus Natur und Stadtleben, die ich so nur von Wien kenne, ist absolut reizvoll. 45 Minuten Rudern und treiben Lassen, durch Schleusen, über Straßen, in absoluter Ruhe und Gemächlichkeit. Aber beginnen wir am Anfang.
Im Zuge des Landesausstellung hab’ ich von dem Angebot erfahren, eine Bootsfahrt am Wiener Neustädter Kanal zu unternehmen. Das damalige Motto - Welt in Bewegung - passt dazu ja auch perfekt, auch wenn es eigentlich nur Zufall ist. Denn das Angebot hatte eigentlich gar nichts mit der Landesausstellung zu tun und bestand schon früher. Umso besser, denn somit wird es auch nach 2019 weiter bestehen.
Ein Bootsverleih mitten in der Stadt und mehr zum Wiener Neustädter Kanal
Anfang September, an einen schönen Spätsommertag, machen wir uns also auf nach Wiener Neustadt in Richtung Stadion, in Richtung Stadtrand. Genau hier liegt ein kleines Stück des ursprünglich 63 Kilometer langen Kanals. 1803 wurde dieser künstlich angelegte Kanal, der das Transportieren von Lasten bis nach Wien erleichtern sollte, eröffnet, heute ist noch ein 36 Kilometer langes Stück übrig. Zu genau diesem sind wir nun unterwegs, besser gesagt zum Bootsverleih. Nachdem wir eine kleine Brücke passiert haben, dauert es gerade mal 10 Sekunden, dass die Stadt verschwindet. Links von uns der Kanal, eingesäumt in eine Allee mit meterhohen Pappeln. Vor uns der Bootsverleih, unsere Anlaufstelle.
Unsere Wertsachen geben wir in eine wasserdichte, schwimmende Box (man weiß ja nie!) und bekommen eine schnelle Einweisung. Nachdem mein Mann auf jahrelange Bootserfahrung zurück blickt, höre ich nur mit einem halben Ohr zu und lasse die Blicke über den Kanal schweifen. Links die Übungsstrecke, der kurze schattige Teil inmitten der Allee (unfassbar, dass wir in der Stadt sind). Rechts der lange Abschnitt, der mal bis nach Wien führte. Ohne Schatten, umgeben von Wiesen und Blumen, weiter hinten die Straße. Eine Stunde planen wir unterwegs zu sein und der Chef des Bootsverleihs gibt uns Tipps, wann wir ca. umkehren sollen. Zurück müssen wir nämlich gegen die Strömung und das darf nicht unterschätzt werden.
Stadtbesichtigung der etwas anderen Art
Dankend und nickend steigen wir einer nach dem anderen ins Boot. Nehmen jeweils ein Paddel in die Hand und begeben uns auf die Teststrecke; und was soll ich sagen – nach kurzer Eingewöhnung liebe ich es. Diese ungewohnte Art der Fortbewegung, die meterhohen Bäume, das Plätschern des Wassers. Die Ruhe, der Entdeckergeist, die neuen Perspektiven. Einfach toll. Schnell kommen wir zum Bootsverleih zurück und begeben uns weiter auf Entdeckungsreise.
Ich komme nun immer besser mit dem Boot zurecht, bin aber dankbar für die kräftige Ruderunterstützung meines Mannes. Auch wenn sich das Streckenbild weitgehend ändert, bleibe ich fasziniert. Die Sonne scheint uns ins Gesicht (Spätsommer oder Frühling ist zweifellos die beste Zeit für so einen Ausflug) und langsam gleiten wir immer weiter durchs Wasser. Ab und zu begegnen wir anderen Booten, hin und wieder einem Radfahrer, der entlang des EuroVelo9 radelt. Wir entdecken immer neue Wegstücke, fahren unter Brücken, lassen uns treiben und genießen den Anblick des teils naturnahen Kanals.
Ungeahnte und unbekannte Blickwinkel vom Wiener Neustädter Kanal
Blumen und Natur wachsen auf der einen Seite um die Wette, während am anderen Ufern Wohnsiedlungen mit großartigen Namen auf einmal unter uns auftauchen. Wir meistern die erste Schleuse (etwas mehr Stress und weniger Ruhe bei mir) bis wir zur Pottendorfer Straße kommen und uns bald zur Umkehr entscheiden. Auch wenn wir noch neugierig sind, wie es weiter geht. Aber es ist die richtige Entscheidung, denn gegen die Strömung zu fahren ist nicht zu unterschätzen und verlangt noch etwas Energie.
Nach fantastischen 45 Minuten erreichen wir wieder den Bootsverleih. Wir gönnen uns ein kühles Getränk im schattigen Gastgarten und beobachten die anderen Bootsfahrer am Kanal. Bald brechen wir auf und kehren in die Stadt zurück.
Mein Fazit zur Bootsfahrt am Wiener Neustädter Kanal
Eines meiner Highlights schlechthin. Der Verleih ist gut organisiert und das Erlebnis wirklich einmalig. Unbedingt ausprobieren, mehr gibt es nicht zu sagen.
Weitere Tipps von freets
Kinder können hier natürlich auch dabei sein, bei kleineren nicht auf die mit Schwimmweste vergessen.
Es ist keine Vorab-Bootserfahrung nötig, die Einschulung und Teststrecke gibt die nötige Sicherheit.
Parkplätze sind beim Bootsverleih vorhanden.
Hier gibt's auch einen Fahrrad-Verleih, man kann auch idyllisch neben dem Ufer am Thermenradweg radeln.
Zum Einstieg ist die 45min Bootsfahrt gerade richtig.
Autorin Claudia Schlager
Reise-, Ausflugs- und Fotoenthusiast, Storyteller, 2fache Mädchenmama, Kunsthistorikerin, Genussmensch und Naturliebhaberin aus dem südlichen Niederösterreich. Mit freets verbinde ich seit 2015 einen Großteil meiner Leidenschaften und gebe regelmäßig Einblick in meine kleinen und großen Entdeckungen.
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