Turm und Dom bei Pisa

4 Dinge, die mich an Pisa überrascht haben

Pisa gehört sicher zu den Städten Europas, die weltweit am meisten bereist wird. Kaum ein Plakat mit dem Titel „100 Places to see before you die“ oder Ähnliches hätte ich bislang entdeckt, wo der weiße, schiefe Turm von Pisa nicht zu sehen ist. So wird schnell aus einer Fehlkonstruktion, einem Missgeschick eine weltweite Attraktion. Schön für Pisa. Was gibt es aber noch über die keine Stadt in der Toskana zu wissen? 

Ein paar Facts über Pisa

Pisa liegt im nördlichen Bereich der Toskana am Arno und nahe an dessen Mündung ins Meer (Ligurische See). Die doch recht kleine Stadt zählt heute rund 91.000 Einwohner. Davon übrigens fast die Hälfte Studenten. Ja, Pisa ist eine richtige Studentenstadt, eine Hochburg der Bildung quasi. Denn hier gibt’s nicht nur die Uni, sondern auch verschiedene Eliteschulen Italiens.

 Damals, im Mittelalter, zur Zeit, als man den schiefen Turm errichtete, war Pisa übrigens ein Stadtstaat und einer der vier Seefahrerstaaten. Die Stadt stand in ständiger Konkurrenz (ja Machtkämpfe gab es ja damals genug) mit den benachbarten toskanischen Städten Florenz, Genua, Lucca und Siena. Bis 1405 als Pisa seine Unabhängigkeit an Florenz verlor. Was die Pisaner wohl nicht ganz verdaut haben, denn ab dieser Zeit entwickelte sich eine eigene Sprache – oder sagen wir Dialekt – die sich bis heute sogar in der Schriftsprache erhalten hat.

Was mich an Pisa überrascht hat

Die Größe

Pisa ist berühmt. Dank des schiefen Turms ist es eine Sehenswürdigkeit geworden, aus aller Welt strömen Besucher in die Stadt. Italien ist berühmt für Pisa. Irgendwie war es also naheliegend, dass ich mir eine große Stadt vorstellte, oder? Hab’ ich zumindest. So groß, dass ich mir gedacht haben, Quartier suchen wir lieber außerhalb, weil so viel Trubel möchte ich nicht (was für ein Fehler). Als wir uns dann auf den Weg ins Zentrum machten, durch die Felder vor Pisa fuhren und uns, mitten im Grünen, noch bevor wir Pisa erreicht hatten, das Navi unsere Ankunft in 5 Minuten prophezeite, kam mir das alles sehr komisch vor. Aber tatsächlich. Nach einer kleinen Allee kam das Ortsschild Pisa und plötzlich ragte die Stadtmauer auf. Unvermittelt. Da gab es keinen Speckgürtel, keine Vororte, gar nichts. Plötzlich war sie da die Stadt und der historische Stadtkern. Und genauso schnell wie wir da waren, haben wir auch das Zentrum besichtigt. Mehr als einen Tag brauchst du für Pisa also auf keinen Fall einplanen.

 

Der schiefe Turm ist alt und wirklich schief

Eh. Ich weiß. War mir irgendwie auch klar, vor allem, als ich gelesen habe, dass der Turm jahrelang nicht betretbar war. Welche Anstrengungen unternommen wurden, um das Umstürzen zu vermeiden. Wenn du dann aber tatsächlich vor dem Turm stehst und mit eigenen Augen siehst ist es dann doch nochmal was anderes. Da wird nichts aufgepusht, um Besucher anzulocken, nichts übertrieben. Nicht verwunderlich, dass dir dann schon mal vor Ort ein „Der ist ja wirklich schief“ raus rutschen kann. Übrigens, dass der Turm aus dem 12. Jahrhundert stammt und bereits Galileo Galilei oben stand, wusste ich auch nicht. Sein Alter sieht man ihm gar nicht so an .

 

Der gewaltige Dom und das kunstvolle Baptisterium

Der schiefe Turm von Pisa. In aller Munde, auf zahlreichen Postkarten und auf noch mehr Fotos. Da gerät es natürlich schnell in Vergessenheit, dass es sich hierbei „nur“ um den Campanile – sprich Glockenturm – handelt. Der in Italien traditionellerweise nicht in den Kirchenbau integriert, sondern separat errichtet wurde. Hinter dem schiefen Turm beginnt also erst der Kirchenbezirk. Der Dom aus weißem Marmor, dahinter das runde doppelgeschossige Baptisterium (Taufkapelle). Alles aufeinander abgestimmt, alles ebenfalls im 12. Jahrhundert errichtet. Kunstvoll, detailreich und von beeindruckender Schönheit. Da schlägt das Herz des Architekturliebhabers höher. Schon von außen. Warte nur, wenn du rein gehst ...

 

Die Strände bei Pisa

Oh ja, die Strände. Was waren das für schöne Strände. Nicht unweit von Pisa erstreckt sich an der italienischen Westküste ein Naturschutzgebiet. Ein kilometerbreiter Gürtel aus Pinienwäldern schmiegt sich an den langen goldgelben Sandstrand. Hinter dir nur ein paar sanfte Dünen mit feinen Gräsern und Blumen bewachsen. Keine Hotelketten, kein gar nichts. Nur das Meer vor der, die Wälder hinter dir. Schaust du Richtung Süden kannst du nur das Meer und den langen Strand erahnen. Schaust du Richtung Norden türmen sich direkt vor deinem Blickfeld die Berge des Appenins (?). Bei uns im Mai noch mit etwas Schnee an den Spitzen. Ein gewaltiges Bild, das ich nie in Italien vermutet hätte.

Und mit etwas Glück siehst du auch ein paar Meeresschildkröten. Wir konnten eine ganz kleine bei ihrem Kampf, wieder ins Wasser zu kommen, beobachten. Auch das ist Pisa.

Claudia Schlager

Autorin Claudia Schlager

Reise-, Ausflugs- und Fotoenthusiast, Storyteller, 2fache Mädchenmama, Kunsthistorikerin, Genussmensch und Naturliebhaberin aus dem südlichen Niederösterreich. Mit freets verbinde ich seit 2015 einen Großteil meiner Leidenschaften und gebe regelmäßig Einblick in meine kleinen und großen Entdeckungen.