Geplant war es ja nicht, dass wir neben der Besichtigung der Burg Seebenstein auch zu Fuß dorthin marschieren. Hätten wir uns ordentlich informiert, hätten wir natürlich schnell herausgefunden, dass die Burg nur über drei Fußwege zu erreichen ist. So richtig gestört hat es uns aber nicht. Denn alle drei Wege führen durch den einen wunderschönen Laubwald, der übrigens ebenfalls Grund für unseren Besuch im Herbst ist. Die Hoffnung auf einen üppig verfärbten Mischwald lockt uns oft im Oktober in die Region und so begeben wir uns zu Fuß am neuen Schlossweg in Richtung Burg ein.
Das Herbstlaub leuchtet erst vereinzelt zwischen den vielen Bäumen. Ein wenig zu früh sind wir unterwegs, noch ein paar Tage, dann werden auch die Buchen rund um uns bunt werden. Aber auch die heutige Stimmung ist ein Genuss: das satte Grün, die meterhohen Bäume und das Rascheln der wenigen Blätter, die schon zu Boden gefallen sind. Ab und zu gibt der Weg den Blick hinunter ins Dorf frei, ein Mal kann man sogar bis zum Schneeberg sehen, der in gleißendes Licht getaucht ist.
Dazu strahlt die Sonne vom Himmel und verwöhnt uns mit wärmenden Sonnenstrahlen. Nachdem wir rund 20 Minuten den Forstweg bergauf gegangen sind, gelangen wir zu einer großen Wiese. Die Turnierwiese, wie ich später erfahre, dient uns heute als Picknickwiese, während wir auf den Führungsbeginn warten. Mittlerweile fühlt sich auch unsere Jüngste in ihrer Trage gar nicht mehr wohl und ist sichtlich erfreut endlich auf der ausgebreiteten Jacke mehr Bewegungsfreiheit zu genießen. Auch wir genießen die Zeit und lassen uns die Herbstsonne ins Gesicht scheinen.
Besichtigung der Burg Seebenstein
Kurz nach 15:00 kehrt die erste Führung zum Burgtor und macht Platz für unsere Gruppe. Etliche Interessenten haben sich vor dem Tor versammelt und gehen über die hölzerne Brücke ins Innere der Burg. Hier, im äußeren Burghof, fängt unser Führer zu erzählen an. Mit raschem Tempo und zahlreichen Informationen zur Geschichte.
Ein paar geschichtliche Infos zur Burg Seebenstein
Eine Burg aus dem Mittelalter (11. Jhdt.). Eine steirische damals, die an einer Grenzregion stand und dadurch ständig potentiellen Gefahren ausgesetzt war. Eine Burg, die auch für die Bevölkerung Schutz bieten sollte (Fliehburg). Dort wo wir jetzt stehen, im äußeren Burghof, durften die Leute aus dem Dorf bei Gefahren Schutz suchen; und offenbar mit Erfolg. Denn die Burg Seebenstein wurde nie eingenommen. Vielleicht lag das auch an den Wachtürmen, von denen man überall auf der Anlage weit ins Land hinein spähen konnte; bei klarem Wetter sogar bis nach Wien. Darüber hinaus, so unser Führer, hat man über diese Türme auch mit anderen Burgen, wie der Burg Kirchschlag, kommuniziert und konnte vor potentieller Bedrohung warnen.
Nach der schnellen Besitzgeschichte (Liechtensteiner, Seebecker, Königsberger samt Um- und Ausbau der Burg in der Renaissancezeit, Pergen, welche die Burg dem Verfall überließen und im Park ein Schloss bauten, über die Liechtensteiner bis hin zur heutigen Dame, der die Burg gehört), bewegen wir uns durch das eiserne Tor in den nächsten Teil der Burganlage. Ein Teil, welcher der einfachen Bevölkerung nicht mehr zugänglich war.
Rundgang durch die mittelalterlichen Burgmauern
Stück für Stück entdecken wir die Anlage: die Reste des Palas (Wohngebäude) aus dem Mittelalter (13.–14. Jhdt.), der neue Teil aus dem 15.–17. Jahrhundert, den wir im Anschluss auch betreten werden. Den kleineren davor liegenden Innenhof, der Preis gibt, dass die Burg noch immer bewohnt wird. Den 300 Jahren alten Efeu, der an der noch älteren Fassade wächst, oder den großen Wasserspeier in Drachenform, der das Regenwasser in die Zisterne leitet.
Im Inneren der Burg Seebenstein
Für meinen Geschmack etwas zu schnell durchqueren wir diese Passagen der Burg und gelangen ins Innere. In einen wunderschön mit Holz vertäfelten Raum, der schon zeigt, wie viele Dinge hier in der Burg Seebenstein aufbewahrt werden. Ein Sammelsurium an Kunstgegenständen aus verschiedenen Zeiten, darunter wahre Schätze. Einen Raum zieren beispielsweise Habsburger Gemälde aus der Kartause Mauerbach, die bei dessen Auflassung hier her kamen. In einem anderen hängt eine Tapisserie aus dem 17. Jahrhundert, daneben andere Ausstattungsgegenstände wie gotische Statuen. Wo anders steht ein kleines Zimmerklo und Kindermöbel. Während wir den Geschichten unserer Führers zuhören (zum Teil ganz schön abenteuerlich), werfen wir auch immer wieder einen Blick aus den Fenstern und genießen die spektakuläre Aussicht.
Mein Fazit zur Burg Seebenstein
Alles in allem ein schöner Ausflug mit angenehmen Spaziergang durch den Wald samt Besichtigung einer gut erhaltenen Burg. Die Führung dauert über eine Stunde und ist ziemlich vollgestopft mit Informationen und Geschichten, auch, weil es einfach so viele Objekte zu sehen gibt. Ein wenig hab’ ich mir da schwer getan, alles zuzuordnen wie’s gehört (was war wann schon da und was nicht und welche Stücke sind jetzt die wirklich ganz besonderen). Für Kinder ist es ein wenig langatmig. Dass sich unsere Große mit drei Jahren drinnen recht rasch fadisiert hat ist klar, aber auch für die größeren Kinder war es recht lang. Für Erwachsene, die etwas für Burgen übrig haben, empfehlenswert. Ich hab den Teil draußen sehr genossen, die alten Burgmauern aus dem Mittelalter, die schönen Renaissance-Details… und auch die Natur rund herum.
Weitere Tipps von freets
Die Burg ist nur zu Fuß zu erreichen. Drei Wege (gut beschildert) führen durch den Wald. Der neue Schlossweg (20 min) ist ein breiter, barrierefreier Forstweg, der in Serpentinen zur Burg führt. Der alte Schlossweg (ca. 15min) geht genau die andere Richtung des Hügels hinauf und endet bei einem kleinen Tor vor der Burg.
Parkplätze gibt's beim Parkbad oder beim Eingang in den Schlosspark Seebenstein.
Der Forstweg ist mit Kinderwagen zu bewältigen, die Burg ist nicht barrierefrei.
Gruppenführungen sind ab 5 Personen möglich. Kontaktaufnahme mit Herrn Trimmel oder Lechner (0664/91 34 751; 0699/10416664; htrimmel-markus@a1.net)
Autorin Claudia Schlager
Reise-, Ausflugs- und Fotoenthusiast, Storyteller, 2fache Mädchenmama, Kunsthistorikerin, Genussmensch und Naturliebhaberin aus dem südlichen Niederösterreich. Mit freets verbinde ich seit 2015 einen Großteil meiner Leidenschaften und gebe regelmäßig Einblick in meine kleinen und großen Entdeckungen.
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