Als ich das Kloster Mauerbach das erste Mal besuche bin ich voller Neugierde. Denn ich habe im Laufe meines Kunstgeschichte-Studiums schon so viel über diesen Bau gehört. Über das ursprüngliche Mittelalterkloster, über die ganz eigene Lebensweise der Kartäusermönche und wie sich diese in der Architektur des Klosters widerspiegelt. Endlich sollte ich nun auch ein solches Kartäuserkloster näher erkunden. Eine Klosterarchitektur, die anders ist, als alle, die ich bislang besichtigt habe. Grund genug für ein wenig Neugierde.
Ein Kartäuserkloster vor den Toren Wiens
Was ist aber nun so anders. Schon als ich mich dem Gebäude nähere fallen mir neben der prominenten rosa Klosterkirche die zahlreichen kleinen Gebäude ins Auge. Die sogenannten Zellen, wie ich bereits weiß, dienten als Wohnräume der Mönche. Zwölf kleine, von sich getrennte, eigene Häuser, die allesamt durch einen großen Kreuzgang verbunden sind. Denn eine der Haupteigenschaften des Kartäuserordens ist, dass die Mönche hier zwar zusammenleben, aber auch voneinander getrennt. Die Ordensregel kombiniert Einsamkeit mit Gemeinschaft. Sonntags wird gemeinsam gegessen, an den anderen Tagen das Essen in jedes Häuschen gebracht, sodass die Mönche in Einsamkeit bleiben.
Das Kloster Mauerbach: ein paar geschichtliche Informationen zum Bau
Von 1316 bis 1784 lebten zwölf Mönche nach der Ordensregel der Kartäuser hier im Wienerwald. Das Kloster wurde ursprünglich vom Habsburgerherzog Friedrich den Schönen gegründet, der nach seinem Tod 1330 in Gutenstein auch hier bestattet wurde. Abgesehen von der Kreuzkapelle im Kreuzganggarten hat sich von diesem Bau nichts erhalten, doch Grabungen geben ein klareres Bild der Anlage. Das Kloster, das ich heute zu sehen bekomme ist barock. Früh- und hochbarock, um genau zu sein. Ab 1616 – und in einem zweiten Schub nach 1683 – wurde die Klosterkirche erneuert und ausgestattet sowie der Prälatenhof gestaltet.
Vom Kloster zur Restaurierwerkstatt
1782 war das Klosterleben zu Ende. Im Zuge der Klosterreforms Joseph II. wurde das Kloster aufgelassen und teilte so das Schicksal vieler anderer Klöster jener Zeit. Die Gebeine Herzog Friedrichs wurden in den Stephansdom überführt und einige der hochrangigen Kunstwerke auf Burgen und Schlösser verteilt (wie beispielsweise ein Bilderzyklus der Habsburger in die Burg Seebenstein).
Danach diente der Bau als Versorgungsanstalt für Straffällige, Alkoholiker, Behinderte und Alte (eine Jainteressante Kombination), heute wird es vom Bundesdenkmalamt Wien benützt. Einerseits sitzt hier das Archäologiezentrum, andererseits befinden sich im Kloster die Restaurierwerkstätten, die sich den alten Handwerkstechniken widmen, Weiterbildungen und Ausstellungen in Sachen Denkmalpflege organisieren und im Kloster selbst auch einiges an Ausstellungsmaterial zusammengetragen haben.
Besichtigungshighlights im Kloster Mauerbach
Das Kloster Mauerbach durchlebte also eine wechselhafte Geschichte, wurde vielfach genutzt und umgestaltet und tanzte auch in Sachen Ordensregel aus der Reihe der klassischen österreichischen Klöster. All das, ist noch heute zu erahnen. Ich beginne meine Besichtigungstour auf eigene Faust beim barocken Prälatenhof. Langsam gehe ich durch die Räume, staune über die üppige Stuckausstattung, welche die Verherrlichung des Hauses Habsburg zeigt und lasse die Räume auf mich wirken.
Recht schnell gehe ich weiter. Denn was mich wirklich interessiert sind die besonderen Raumteile eines Kartäuserklosters. Die kleinen Zellen, in denen die Mönche lebten und die Klosterkirche. Der Kreuzgangslettner, der die Kirche in zwei Raumteile gliedert und eine Besonderheit von Kartäuserklöster darstellt. All diese Dinge spiegeln die Auswirkungen des Ordens auf die Architektur wieder, all diese Dinge sind hier praktisch einzigartig und können eingehend besichtigt werden.
Darüber hinaus bieten auch die Elemente des Bundesdenkmalamts spannende Einblicke in die Bauweise. Verschiedene Stein- und Ziegelarten, Fenster und Handwerksgeräte stehen in den Räumen des Klosters zur Ansicht.
Weitere Tipps
Am Tag des Denkmals (idR am letzten Sonntag im September) werden im Kloster Mauerbach auch alte Handwerkstechniken (wie bspw. Kalkbrennen) gezeigt.
Es gibt auch Führungen durch das Koster.
Lokaltipp: Hinter dem Kloster an der Hauptstraße gibt es ein nettes Kaffee!
Autorin Claudia Schlager
Reise-, Ausflugs- und Fotoenthusiast, Storyteller, 2fache Mädchenmama, Kunsthistorikerin, Genussmensch und Naturliebhaberin aus dem südlichen Niederösterreich. Mit freets verbinde ich seit 2015 einen Großteil meiner Leidenschaften und gebe regelmäßig Einblick in meine kleinen und großen Entdeckungen.
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