Bist oder warst du Student in Wien so wie ich assoziierst du sicher mit Nationalbibliothek etwas anderes. Einen großen, schlichten, hellen Lesesaal, getaucht in Stille, nur unterbrochen von den Geräuschen des Luftbefeuchters. Für Wien Besucher oder Kunstinteressierte deckt sich dieses Bild wohl so gar nicht. Sie haben den großartigen, barocken Prunksaal vor Augen: sprich die der k.u.k. Version der Nationalbibliothek. Und um genau den soll es jetzt auch gehen.
Der barocke Prunksaal: mehr zur Architektur des Raumes
Startschuss für den Bau der Wiener Hofbibliothek gab Kaiser Karl VI. Der sich an den damaligen Toparchitekten Johann Bernhard Fischer von Erlach wandte; und das ein Jahr vor seinem Tod. Was natürlich damals keiner wissen konnte, aber was dazu führte, dass der heutige Prunksaal der Nationalbibliothek de facto dann vom Sohnemann Joseph Emanuel Fischer von Erlach nach Plänen seines Vaters errichtet wurde. 1723–1726 um genau zu sein.
Was entstand war ein längsrechteckiger Raum, der durch die Pläne des älteren Erlachs dennoch ein prachtvolles Zentrum erhielt. Der mittlere Raumteil wurde (und ist noch heute) von einer großen ovalen Kuppel bekrönt. Zum Glück ist sie das noch. Denn bereits einige Jahre nach Fertigstellung drohte dieselbe einzustürzen. Der damalige Hofarchitekt Nicolas Parcassi entwarf sofort, das war im Jahr 1740, einen Plan zur Rettung der Hofbibliothek: ein Eisenring wurde in die Kuppel integriert und Stützpfeiler im Übergang zwischen Kuppel und Nebenräume angebracht.
Die Dekoration derselben Kuppel und auch der übrigen Deckenfresken übernahm übrigens der Maler Daniel Gran. Ebenso kein Unbekannter in kunsthistorischen Kreisen. Die Fresken stellen sein Hauptwerk dar.
Von privat zu öffentlich: der Prunksaal als Museum der Österreichischen Nationalbibliothek
In diesem barocken, prächtigen, längsrechteckigen, durch eine Kuppel bekrönten, und von Daniel Gran dekorierten, Prunksaal kam dann die Bibliothek. Riesige Bücherregale, die größtenteils nur über eine Leiter oder Galerie zugänglich sind.
Voll mit wunderschönen alten Büchern, die nur darauf warten gelesen zu werden. In Summe 200.000 Bücher, die ab dem Jahr 1501 datieren. Lesen darfst du sie jedoch nicht, das ist dir hoffentlich klar. Du kommst in die Prunkräume um zu Schauen und nicht um zu Lesen. Um fast andächtig durch die Räume zu schleichen und alles aufzusaugen. Diesen unglaublichen Prunk, das Deckenfresko und die Marmorstandbilder der Brüder Strudel (Stichwort Strudelhofstiege), die den Mittelpunkt des dreiteiligen Raumkonzepts bilden. Die hunderten Buchrücken und die großen Prunkgloben aus dem 16. Jahrhundert.
Der Prunkraum als Ausstellungsort
Und ab und an wirst du dir auch eine Ausstellung anschauen. Weil im Prunksaal der Nationalbibliothek auch oft kleinere Ausstellungen organisiert werden und somit dem Raum wieder ein wenig Sinn und Zweck gegeben wird. Weil es gibt ja kein Kaiserhaus mehr, das hierhin lesen oder recherchieren kommt (wenn es das jemals gab). Derzeit übrigens „Schatzkammer des Wissens: 650 Jahre Österreichische Nationalbibliothek.“
Mein Fazit zum Prunksaal der Österreichischen Nationalbibiothek
Dass du nicht allzu lange dauert ist klar, weil so groß ist der Prunksaal ja dann auch wieder nicht. Schön ist er, zweifellos, und du wirst vielleicht zwei bis drei Runden drehen, den ein oder anderen Blick in die Vitrinen der Ausstellung werfen, aber einen Tag wird das nicht beanspruchen.
Autorin Claudia Schlager
Reise-, Ausflugs- und Fotoenthusiast, Storyteller, 2fache Mädchenmama, Kunsthistorikerin, Genussmensch und Naturliebhaberin aus dem südlichen Niederösterreich. Mit freets verbinde ich seit 2015 einen Großteil meiner Leidenschaften und gebe regelmäßig Einblick in meine kleinen und großen Entdeckungen.
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