Erkundungstour der Hammerschmiede in Aggsbach
Von der Herkunft alter Sprichwörter und von der Arbeit mit den Elementen
Erkundungstour der Hammerschmiede in Aggsbach
Von der Herkunft alter Sprichwörter und von der Arbeit mit den Elementen

Von der Kartause Aggsbach schlendern wir am Ufer des Wolfsteinbachs in Richtung Hammerschmiede. Ein erster Hinweis auf die Existenz einer Schmiede findet sich schon ein paar Meter weiter in Form eines aufgestauten Teichs. Wasser, die Kraft, welche die Gerätschaften zum Laufen brachte. Schon bald erreichen wir die dazugehörige Schleuse, gegenüber drei Wasserräder, die still stehen. In Betrieb ist die Schmiede seit 1956 nicht mehr. Damals verstarb der letzte aktive Schmied Josef Pehn, dessen Tochter die Schmiede erhalten hatte. Erst in den 1990er kam es zur umfassenden Renovierung und zur Wiedereröffnung als Schauschmiede.

Mittels dreier Hebel lässt sich jedes Wasserrad separat betreiben. Eins für den Hammer, eins für den Blasebalg und eins für den Schleifstein, so unser Guide. Ich schaue durch das schwarze Gitter hinunter auf den Wasserkanal. Viel ist von hier aus nicht zu sehen, viel kann ich mir immer noch nicht vorstellen. Zugegeben, seit ich das letzte Mal eine Schmiede besuchte ist viel Zeit vergangen und so recht weiß ich nicht, was ich eigentlich zu erwarten habe. Ein wenig Feuer, ein Amboss, aber wozu denn das Wasser; und warum eigentlich Hammerschmiede?
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Feuer, Wasser und Luft und ein Hammer; und alles, was man sonst zum Schmieden braucht
Der erste (zugegeben naive) Gedanke – weil hier nur Hammer geschmiedet werden – wird beim Eintreten der Schmiede rasch verworfen. Gekonnt inszeniert Herr Nussbaumer die historische Werkstatt. Der Schwanzhammer – zentraler Teil und tatsächlicher Namensgeber der Schmiede – hebt sich im Scheinwerfer vom Rest der Umgebung ab und zieht alle Blicke auf sich. Hier wurde also damals gearbeitet.

Wie lange schon ist nicht bekannt. Alt muss sie aber sein und ursprünglich Teil der nicht unweit gelegenen Kartause. Darauf verweist auch eine kleine goldene Monstranz am Dachbalken. Gebührender Dank, denn immerhin verdankt die Hammerschmiede wohl dem ehemaligen Kloster ihr Dasein und das wurde offenbar trotz Besitzwechsel ab dem späten 18. Jahrhundert nicht vergessen. Wie es funktionierte, darüber weiß man hier in Aggsbach aber ganz genau Bescheid. Mir nichts dir nichts setzt Hr. Nussbaumer das erste Wasserrad in Gang. Nur wenige Sekunden darauf beginnt sich, dank der Kraft des Wassers, der Hammer auf und ab zu bewegen. Schon könnte man ein Werkstück darunter legen und zu arbeiten beginnen. Was wir jetzt aber sein lassen, weil das Schauschmieden erst wieder im Mai stattfindet. Wir begnügen uns damit dem Hammer zuzusehen und uns die ausführlichen Erklärungen anzuhören.
Wie es dann weiter ging mit dem Feuer und dem Blasebalg und warum es den überhaupt gab. Ein Blick in den Ofen und eine Hand vor das Lüftungsrohr genügt, um Bescheid zu wissen. Hier wurde Luft produziert, um das Feuer anzufachen, das mittels Wasserkraft erzeugt wurde. Alle Elemente kamen beim Schmieden in der Hammerschmiede Pehn zum Einsatz, genau kalkuliert und geregelt.
Eine ruhige Kugel schieben, mehrere Eisen im Feuer haben und einen Zahn zulegen

Generell weiß Hr. Nussbaumer über die Schmiede genau Bescheid und über alles, das dazu gehört. Wie die beiden Eisenkugeln links und rechts am Hammer. Matt und schwer liegen sie in der Holzvertiefung. Ein Zeichen, dass hier nicht viel gearbeitet wurde, dass hier, im wahrsten Sinne des Wortes, eine ruhige Kugel geschoben wird. Ja, genau, daher weht der Wind. Die allseits bekannte und oft benutzte Redewendung kommt eigentlich vom Schmieden. Denn wurde der Hammer viel bewegt, viel benutzt, weil eben viel gearbeitet wurde, dann war das auf einen Blick an den beiden Kugeln sichtbar. Dann waren die ganz blank poliert und meistens in Bewegung. Schon beim Eintreten wusste der Besucher also Bescheid, ob er hier einen fleißigen Schmied vor sich hatte, oder ob es hier eher gemütlich zuging.
Zum Schluss wurde dann noch das letzte Wasserrad in Bewegung versetzt. Ganz nah diesmal, direkt am Schleifstein. Nachdem wir, einer nach dem anderen, auf den Holzbalken gekraxelt waren und selbst eine Axt schleifen durften, wussten wir dann auch, woher die Redewendung „Wie der Affe auf dem Schleifstein“ kommt.
Mein Fazit:
Ein spannender Aspekt der Handwerkskunst, der hier sehr anschaulich vermittelt wird und zeigt, wie gut es doch ohne Strom auch gehen kann. Ein empfehlenswerter Ausflug für Groß und Klein (nur nicht zu klein!). Besonders toll aber sicher, wenn auch tatsächlich geschmiedet wird.
Das rät dir freets für deinen Besuch der Hammerschmiede
- Tickets gibt’s/ist bei der Kartause Aggsbach rund 5 Gehminuten entfernt.
- Parkplätze sind bei der Kartause ausreichend vorhanden.
- Die Hammerschmiede ist barrierefrei zugänglich.
- Nimm‘ dir eine Jacke mit, es kann etwas kühl werden.
- Schauschmieden werden auf der Website der Hammerschmiede angekündigt
- Mineralienfan? Im Stadel der Hammerschmiede gibt es eine Dauerausstellung zu den Mineralien der Region und eine Sonderausstellung zu Mineralien aus Namibia.
Nützliche Hinweise für deinen Besuch
Hauptstraße 24, 3394 Aggsbach DorfÖffnungszeiten: Besichtigung auf Anfrage per Mail möglich
Start der Führung und Tickets im Shop der Kartause
Dauer: rund 1 Stunde
Aktualisiert: September 2022
Mail: kontakt@hammerschmiede-aggsbach.at
+43 676 526 8661
http://kartause-aggsbach.at
Zuletzt besucht: April 2018
Werbung, Einladung: Der Besuch erfolgte im Rahmen einer Bloggerreise auf Einladung von Donau-Niederösterreich Tourismus. Dies hat keinerlei Einfluss auf den Inhalt und die hier wiedergegebene Meinung.