Eigentlich wollte ich ja am Blogartikel über den Bahnwanderweg weiter arbeiten, um endlich meine Erlebnisse dieser einzigartigen Wanderung mit euch zu teilen. Bis ich einen Blick auf den Schneeberg werfen konnte. Imposant zeichnete sich der höchste Berg Niederösterreichs vom blauen Himmel ab, der frisch gefallene Schnee leuchtete in der Sonne. Dazu kletterten die Temperaturen endlich wieder einmal über die 10° Marke; und so kann ich einfach nicht widerstehen, verwerfe alle Pläne und packe meinen Wanderrucksack. Eine kleine Tour soll es sein, maximal ein paar Stunden und nicht zu weit weg; ja und natürlich mit Schneeberg Blick. Schnell war mir auch klar wohin die „Reise“ gehen würde.
Solo-Wanderung auf den Willendorfer Hausberg
Denn da gibt es einen kleinen Berg, von dessen 650 Meter hohem Gipfel man angeblich fabelhafte Aussichten auf den Schneeberg und die Hohe Wand genießen kann. Ein Berg, den ich praktischerweise direkt von zu Hause erreichen kann: den Kienberg, unseren Hausberg. Denn auch wenn es 2,5 Jahre dauern sollte bis ich endlich die höchste Erhebung bei Willendorf erreichen sollte, gehört hab’ ich natürlich schon viel von dieser attraktiven kurzen Wanderung.
Um die Mittagszeit mache ich mich auf den Weg, schließe die Haustür ab und gehe los. Ein wenig eigenartig fühlt es sich schon an. Einerseits auf vielbeschrittenen Wegen plötzlich mit Trekkingschuhen und Wanderrucksack zu marschieren. Andererseits alleine zu gehen. Tatsächlich ist es meine erste Solo-Wanderung, das erste Mal wandern ohne Kinder, Freunde oder Familie. Eine neue Erfahrung.
Von Strelzhof auf den Kienberg: ein eher unüblicher Rundweg
Motiviert und leicht über meine Spontanaktion schmunzelnd biege ich bei der Kreuzung auf den Kienbergweg ein. Bald verlasse ich die Straße und „Zivilisation“ von Strelzhof und biege leicht links ab in den Wald. Ich genieße die Ruhe, die Natur und halte Ausschau nach den ersten Anzeichen des Herbsts (viele sind es nicht). Ab und zu höre ich das Zwitschern eines Vogels, seltener das Hämmern eines Spechts, einmal sogar die eindeutige Stimme eines Kolkrabens.
Ansonsten durchbrechen nur das Knacken der Äste unter meinen Schuhen und mein Atem die Stille. Letzterer wird immer schneller je näher ich dem Gipfel komme. Denn auch wenn die Steigung zum Gipfel am Kienberg nicht so schlimm wie befürchtet ist (immer wieder liegen flachere Stücke dazwischen, die mich wieder zu Atem kommen lassen): Die letzten Meter haben es in sich. Steil bergauf, über Wurzeln und Steine, immer der Sonne entgegen. So lasse ich - trotz guter Wegmarkierung - meine Wanderapp nicht aus den Augen. Immerhin will ich wissen, wie viel Weg noch vor mir liegt und da ich sehe, dass es nicht mehr allzu viel ist, reiße ich mich zusammen. Gönne mir immer wieder Pausen und freue mich, dass ich alleine unterwegs bin und mir alle Zeit der Welt nehmen kann.
Fabelhafte Aussichten vom Kienberg
Ehe ich mich versehe bin ich oben. Ich trete aus dem Wald auf eine kleine Wiese und weiß sofort, warum ich mich die letzten Meter so bergauf gequält habe. Der Ausblick ist einfach fantastisch, das Motiv gehört zu einem meiner liebsten in der Gegend. Vor mir erhebt sich in aller Pracht der Schneeberg. Der Schnee bildet einen tollen Kontrast zum blauen Himmel und den umliegenden bewaldeten Hügeln, die schon mit einigen orangen und gelben Farbtupfer durchzogen sind. Direkt im Anschluss die Hohe Wand. Noch keine Spur von Winter, nur ein wenig Herbst, aber nicht minder imposant als der Schneeberg. Fast scheinen sich die beiden markanten Berge die Hand zu reichen, dazwischen liegen nur sanften Hügeln und die Neue Welt. Ortschaften, die ich seit meiner Kindheit kenne und nun mit Vergnügen aus der Vogelperspektive betrachte.
Nach unzähligen Fotos mache ich Pause. Genieße die Sonne, die Ruhe, den Ausblick. Später schaue ich dann noch nach links, denn auch wenn die Stars Schneeberg und Hohe Wand fehlen, der Ausblick zur Buckligen Welt und zum Wechsel ist ebenfalls nicht von schlechten Eltern.
Blickplätze am Kienberg: retour über Irmafelsen, Irmasteig und Kienbergwiese
Eigentlich wollte ich ja den gleichen Weg zurück. Dann aber sehe ich das Schild Kienbergwiese (15min) und kann nicht widerstehen. Rundweg ist ja ohnehin besser und so mache ich mich auf den Weg. Weit komm’ ich nicht, denn nur wenige Meter später biege ich rechts auf einen kleinen Pfad. Schnell nur schauen, was sich da denn dahinter verbirgt und ob man vielleicht runter schauen kann.
Nach einem erneuten Pausen- Aussichts- & Fotostopp (diesmal vermehrt auf die Hohe Wand und die davor liegenden Dörfer) marschiere ich weiter in Richtung Kienbergwiese.
Rasch erreiche ich den Irmasteig mit ebenfalls herrlicher Aussicht und einladender Pausenbank, die ich auch ausprobieren muss. Etwas schneller reiße ich mich vom Anblick los (irgendwann muss ich ja doch nach Hause) und gehe entschlossen und schnellen Schrittes weiter in Richtung Wald, in Richtung Kienbergwiese an dessen Rand ich weiter bergab durch den Wald zum Schloss Strelzhof.
Hinter dem Schloss wieder retour nach Netting
Am Steinschütt (übrigens der übliche Ausgangspunkt) biege ich in den kleinen Waldweg und marschiere zurück in Richtung Kienbergweg. Der kleine Weg führt hinter dem Schloss und entlang der Pferdekoppeln vorbei. Ich bin begeistert noch einmal unverhofft einen neuen Blickwinkel auf meinen Heimatort zu erleben. Noch rund 15 Minuten gehe ich durch den Wald, über herabgefallene Eicheln und Blätter, genieße den Blick über die umliegenden Orte und auf die Bucklige Welt. Auch hier würde eine Pausenbank zum Schauen bereit stehen, dieses Mal gehe ich aber vorbei.
Nach rund 2,5 Stunden und fünfeinhalb Kilometer erreiche ich als letztes Highlight das schon leicht verfärbte Weinfeld des Ortes mit Blick auf die Ruine Emmerberg und kehre glücklich nach Hause zurück.
Mein Fazit zur Rundwanderung am Kienberg
Eine Tour, die zunehmend bekannter wird, aber dennoch recht ruhig ist. Die Aussicht auf den Schneeberg und relative Kürze sprechen für sich, mir gefällt ja besonders die Runde übers Schloss. Eine Wanderung, die ich sicher wieder einmal machen werde. Ob in Gesellschaft oder nicht, gilt noch zu entscheiden.
Weitere Tipps von freets
Als Ausgangspunkt bietet sich auch das Schloss Strelzhof oder die Steinschütt am Römerweg an – hier gibt es auch gute Parkmöglichkeiten.
Es gibt unterschiedliche Wege und Ausbaumöglichkeiten bis nach Höflein (bei der Kienbergwiese führt der Weg weiter auf die Zweier Runde).
Gutes Schuhwerk: der Weg ist v.a. beim Irmasteig und kurz vor dem Gipfel etwas unwegsam, durch den Wald kann es auch rutschig sein
Autorin Claudia Schlager
Reise-, Ausflugs- und Fotoenthusiast, Storyteller, 2fache Mädchenmama, Kunsthistorikerin, Genussmensch und Naturliebhaberin aus dem südlichen Niederösterreich. Mit freets verbinde ich seit 2015 einen Großteil meiner Leidenschaften und gebe regelmäßig Einblick in meine kleinen und großen Entdeckungen.
Freizeittipps in der Nähe
Wanderung zum Marmorsteinbruch Engelsberg
11.05.2021
Der rund 7km lange Rundwanderweg bei Winzendorf führt durch die stillen Wälder der Fischauer Vorberge zum Marmorsteinbruch Engelsberg und großartigen Aussichten über das Steinfeld. Ein unentdeckter, aussichtsreicher und kurzweiliger Wanderweg südlich von Wien.
Das Thermalbad Fischau – das coolste Bad Niederösterreichs
05.08.2019
Seit hunderten von Jahren füllt das Quellwasser zwei Badebecken im Fischauer Thermalbades. Eiskalt und glasklar ist es an heißen Tagen unumstritten Mittel- und Anziehungspunkt unter den Badegästen, im Winter erfrischender Abschluss beim Saunagang.
Abwechslungsreicher Spaziergang am Waldlehrpfad Bad Fischau
30.09.2024
Ein Vogelstimmenbaum, ein Froschkönig, tolle Aussichten, interaktive Stationen, ein Spielplatz am Ende und ein wunderbarer Wald - all das & noch mehr finden Familien am Waldlehrpfad & Vogelkundeweg in Bad Fischau. Das Waldabenteuer kann beginnen!
Unterwegs am Winzendorf Rundwanderweg C – einmal um Mitterberg und Dachenstein wandern
05.04.2022
Ruhige Wälder, tolle Aussichten und gemäßigte Steigungen: Der Winzendorfer Rundwanderweg C umrundet auf 7,17km den Mitterberg und Dachenstein. Eine gemütliche Wanderung mit tollen Ausblicken auf Hohe Wand und die umliegende Region.
Wanderung auf den Größenberg bei Bad Fischau
29.10.2021
Diverse Wege führen durch den leicht hügeligen Mischwald, viele davon auch zum Gipfel auf 605 Höhenmeter. Vom Gipfelkreuz und dem etwas erhöht liegenden Rastbankerl genießen Wanderer einen großartigen Blick in Richtung Schneeberg und auf die gesamte Hohe Wand.
Herbstlicher Spaziergang auf der Zweier Wald Runde bei Höflein
15.11.2021
Eine 5km lange Rundwanderung bei Höflein an der Hohen Wand, zwischen bunten Mischwäldern, einladender Pausenplätze, durch weite Wiesen und mit teils herrlichen Aussichten.