kurz&bündig
Alles was Recht ist! Die diesjährige Niederösterreichische Landesausstellung im Schloss Pöggstall widmet sich unter dem Motto Alles was Recht ist dem Thema Recht. Von seinen Anfängen bis zur Gegenwart, von Gesetzen bis hin zu Gerechtigkeit und das alles im frisch renovierten Renaissanceschloss Pöggstall. Was anfänglich etwas trocken klingt, ist dank großartiger Aufbereitung spannend für Groß und Klein.Wirklich gelockt hat mich die heurige Landesausstellung „Alles was recht ist“, trotz pfiffigen Slogan eigentlich nicht. Weil ehrlich, wie spannend ist schon eine Ausstellung über Recht? Klingt nicht sehr einladend oder? Was mich dann aber doch dazu bewogen hat nach Pöggstall zu schauen war der Ruf der Landesausstellung an sich („ist ja immer irgendwie cool gewesen), die Tatsache, dass es beim Urlaub schön am Heimweg lag und, und das vor allem, die Location in Schloss Pöggstall. Weil, Landesausstellung sei dank, besagtes Schloss 1A renoviert wurde. Da kommt dann hald wieder der Architekturfan durch.
Alles was Recht ist
die Niederösterreichische Landesausstellung 2017
Alles was Recht ist
die Niederösterreichische Landesausstellung 2017Gut der Beginn ist nicht vielversprechend. Wenn im ersten Raum „nur“ alte Gesetzesbücher ausgestellt sieht. Aber, ich versteh’ das ja voll und ganz. Am Anfang gehört hald auch der Anfang. Die Anfänge des Gesetzes, des Rechts. Und wenn du dir die Zeit nimmst (und den Blick vom herrlichen Netzrippengewölbe an der Decke losreißen kannst), dann erfährst du auch spannende Dinge. Dass in Österreich die Todesstrafe schon unter Kaiser Joseph II. abgeschafft wurde. Aber trotzdem brutale Strafen an der Tagesordnung standen. Die dann erst unter Ferdinand II. aufgehoben wurden.

©Alles-was-Recht-ist/Klaus-Pichler
Natürlich ist das aber für Kinder oder weniger Kulturinteressierte (die ihrer Frau zu Liebe dann doch mitgehen), nicht so spannend. Die gehen am besten gleich weiter in die nächsten Räume. Und die kommen spätestens in Raum (war es 3 oder 4) auf ihre Kosten. Denn ab dort wird’s richtig spannend. Interaktiv. Und wenn es was zu tun gibt, dann macht das Lesen und Informieren ja gleich doppelt so viel Spaß. Und so erfährst du im Nu, was denn in Österreich alles so Gesetz ist. Wie das damals war mit der Folter und in den dunklen Zeiten Österreichs von 38-45. Und anderswo heute.
Wenn Recht, dann so. Weil interaktive Stationen nicht nur für Kinder lustig sind
Du kennst das. Die eine interaktive Station pro Ausstellungsraum, oder pro Museum. Das kleine Extra für Kinder, die schon beginnen quengelig zu werden. Endlich gibt’s etwas spielerisch zu erfahren, etwas auszutesten. Tun, statt schauen. In Schloss Pöggstall gibt’s bei der Niederösterreichischen Landesausstellung viele solcher Stationen. Die dann das eigentlich ja eher trockene Thema Recht auflockern. Lebendig machen. Da gibt’s beispielsweise die Möglichkeit Familienmitglieder als Phantombild zu zeichnen, oder am „Schicksalsrad“ zu drehen und zu schauen, wie Diebstahl eigentlich im 13. Jahrhundert, im Iran oder heute hierzulande bestraft wird. Oder Gerichtssäle zum Reinsetzen, in denen du dich dann umschaust, wen du sonst noch alles triffst (21. Jhdt.) oder getroffen hättest (17. Jhdt.)

Aber auch so, ist das Thema großartig aufbereitet. Mit einzelnen Schicksalen und Geschichten zum Thema Recht. Wie das war mit der Tochter, die eine andere Frau beleidigt haben soll und sich weigerte ihre Strafe anzutreten? Oder was da eigentlich in Saudi Arabien mit Raif Badawi los ist. Da wird ein Raum (wiederum herrlich architektonisch renoviert und ausgestaltet) zur Gefängniszelle und so weiter und so weiter. Fad wird’s jedenfalls nicht.
Was auch noch hervorzuheben ist: für die Kleineren oder für zart besaitete Gemüter gibt’s einen eigenen Rundgang, der die Räume Folter und Nationalsozialismus auslässt.
Das Schloss Pöggstall besichtigen

Ja, der Grund, der mich nach Pöggstall zog. Obwohl ich ja sogar schon mal hier war. Aber der wunderbar bemalte Arkadenhof und der vorgelagerte Rundbau sind mir einfach in Erinnerung geblieben. Und haben mir damals schon zugesagt. Toll natürlich, dass das Schloss nun tip top renoviert wurde. Und die Geschichte wurde ebenfalls aufgearbeitet und wird dir als Besucher in einer Sonderausstellung präsentiert. Das wiederum meinen Geschmack nach ein wenig trocken. Aber natürlich auch spannend, wenn man sieht, wie sich das Schloss mit seinen Besitzern und deren Ansprüchen veränderte. Immer größer wurde und prunkvoller. Und natürlich ist es wunderbar durch das Areal zu streifen, die Fassaden zu bewundern und die Wendeltreppe auf und ab zu gehen.
Das rät dir freets für deinen Besuch der NÖ-Landesausstellung 2017
- Obwohl es eigentlich egal ist, beginne mit der Landesausstellung. Hier spazierst du schon durchs frisch renovierte Schloss und kannst dir hinterher die Sonderausstellung samt Infos zur gerade gesehenen Architektur anschauen.
- Parkplätze gibt es ausreichend vor Ort
- Öffentliche Anreise: Von Melk fährt ein gratis Shuttle Bus zum Schloss, du kannst also auch mit dem Zug kommen
- Familien: Für Familien gibt es eine eigene Karte, die für Eltern und ihre Kinder und auch für Großeltern gilt. Oma kann also auch einen Ausflug mit dem Enkerl machen. (1 Erwachsener: 10,00; 2 Erwachsene: 20,00). Auch der Familienpass (NÖ,OÖ,BGLD,Wien) gilt hier, dann gibt’s die Karte um 1 Euro günstiger.
- Führungen unterschiedlicher Art werden ebenfalls angeboten (Preis: 2,50)
- Kombiticket: Inhaber eines Tickets der Schallaburg sparen beim Eintritt 50%.
- Die nächste NÖ Landesausstellung findet 2019 unter dem Motto „Welt in Bewegung“ in Wiener Neustadt statt.
Nützliche Hinweise für deinen Ausflug
Schloss Pöggstall, Hauptplatz 1, 3650 PöggstallÖffnungszeiten: 1. April–12. November, täglich 09:00–18:00 (Einlass bis 17:00)
Preis: Erwachsene 11,00; Senioren, Studenten bis 26, Präsenz- und Zivildiener, Lehrlinge, Menschen mit Behinderung: 10,00; Kinder und Jugendliche von 6–18: 3,50
Dauer: 2 Stunden
Aktualisiert: 05. Februar 2018
http://www.noe-landesausstellung.at/de/startseite
Liebe Claudia !
Also wirklich – Recht und trocken ? 😉 Da muss ich vehement widersprechen.
Gerade ein Streifzug durch die Rechtsgeschichte, zu sehen, wie sich Gesetze und Rechtsprechung über Jahrhunderte entwickelte und zu dem formte, womit wir heute leben (müssen), ist sehr spannend.
Ich habe die Ausstellung leider (noch) nicht gesehen, weiß auch nicht, ob ich es schaffen werde. Die Publikation werde ich mir aber auf jeden Fall kaufen, da mich die Umsetzung der Fragestellungen „Reden oder richten? Versöhnen oder vergelten? Verfolgen oder vergessen? Fragen oder foltern? Demonstrieren oder dulden?“ laut der Aussteller-Webseite sehr interessiert. Diese Fragen sind mehr den je aktuell.
Wie fandest du die Umsetzung der Fragen ? Ist es den Ausstellern gelungen, rechtliche Fragestellungen für Nicht-JuristInnen umzusetzen ?
Liebe Grüße
Alexandra
Liebe Alex!
Ja, das kannst du wahrscheinlich gar nicht nachvollziehen 🙂 Aber der erste Gedanke war, viele viele Gesetztestexte, Paragraphen usw. Weit gefehlt natürlich, da hat mich die Landesausstellung eines besseren belehrt.
Puh du fragst mich Sachen 🙂 Wir haben zugegebenermaßen die Ausstellung zwar interessiert angeschaut und auch gelesen, aber dann abgekürzt, weil unsere Kleine schon unruhig wurde. Ich finde aber es ist sehr gut rausgekommen, dass Recht und Gerechtigkeit nicht immer dasselbe ist und es unterschiedliche Wege und Arten gibt, damit umzugeben (sehr gut haben mir die drei Geschichten dreier Menschen aus der NS Zeit gefallen, die ganz unterschiedlich mit ähnlichen Situationen umgingen). Dass die Fragestellungen noch immer relevant sind und es überall auf der Welt andere Auffassungen gibt auch. Ich denke, das vor allem in den Führungen sehr gut drauf eingegangen wird (da gibt es einen eigenen Diskussionsraum).
Ich hoffe das beantwortet ein wenig deine Frage!
Liebe Grüße, Claudia
Hallo!
Die interaktive Elemente fand ich (ganz ohne Kind) auch am besten. Allerdings verstehe ich nicht wieso beim „Schicksalrad“ der Iran aufgeführt wird und vor allem dann noch mit einer Währung, die es dort gar nicht gibt. Ich hab am Freitag auch einen Anfrage gestellt, vielleicht werde ich bald schlauer.
Die Sonderausstellung fand ich hingegen extrem spannend. Es hat mir super gut gefallen Einblick in die Arbeit der Historiker und Archäologen zu bekommen.
Liebe Grüße
Sabrina