kurz&bündig
Bucklige Weltreisen sind eigentlich ganz einfach und für jedermann jederzeit machbar. Eine Reise der besonderen Art zeigte diese schöne Landschaft für eine knappe - aber unvergessliche - halbe Stunde aus einer völlig neuen Perspektive: Vom Rücksitz eines Zweisitzer-Leichtflugzeuges aus durfte ich einen Teil der Region Bucklige Welt entlang des Pittentals von oben sehen - und musste dies natürlich auch mit der Kamera festhalten! Der Flug über die Buckel und Täler hinweg, um die geliebten Burgen und Ruinen herum wird wohl ewig in Erinnerung bleiben…Ich begebe mich ja gerne und so oft wie möglich auf „Bucklige Weltreisen“ – und das geht eigentlich ziemlich einfach: Die Bucklige Welt ist eine sanfte, stille und spektakulär unspektakuläre Landschaft auf halbem Weg zwischen Wien und Graz. Ich bin mit offenen Augen unterwegs und halte dabei die Schönheit der Buckligen Welt im Großen wie im Kleinen fest. Ich möchte dazu anregen, die schönsten Orte nicht (nur) auf Weltreisen zu suchen, sondern einfach auch mal „ums Eck“. Oder dazu, sich auch mal auf Umwege zu begeben, genauer hinzuschauen und dabei Neues zu entdecken.
„Bucklige Weltreisen“ finden meist per Auto, Fahrrad oder zu Fuß statt und müssen nicht lang dauern – und sie kosten im Idealfall nichts! Unlängst hatte ich aber die Gelegenheit, meine geliebte Landschaft aus einer völlig neuen, anderen Perspektive zu entdecken: Vom Rücksitz eines Zweisitzer-Leichtflugzeuges (einer Christen Aviat A-1 Husky, um genau zu sein) aus durfte ich einen Teil der Buckligen Welt entlang des Pittentals von oben sehen – und musste dies natürlich auch mit der Kamera festhalten! Und alles begann mit einer Kindergeburtstagsparty…
Zu Gast am Flugfeld Wiener Neustadt

Kindergeburtstagsparty?!? Richtig gelesen – denn der Papa des Geburtstagskindes ist Pilot und hat die Party am Flugfeld Wiener Neustadt organisiert – Rundflüge für die Kinder inklusive! Schon alleine die Tatsache, dass man einen exklusiven Einblick in die Wiege der österreichischen Luftfahrt (bereits 1909 wurde der Flugplatz eröffnet und gleich mit einem Flug der legendären „Etrich-Taube“ eingeweiht) bekommen durfte ist ein Erlebnis: Hangars, Segelflugzeuge, Fallschirmspringer, Start und Landung – alles hautnah aus nächster Nähe am Pistenrand.
Als dann zur Verkürzung der elterlichen Wartezeit die „Husky“ ausgeräumt und startklar gemacht wird falle ich noch auf dem Boden aus allen Wolken: Ich werde samt Kamera zum ersten Rundflug eingeladen! Eines vorweg: Jeder künftige Linienflug im Großraumjet wird in etwa so aufregend wie eine Zugfahrt sein… Auf dem einzigen Sitz direkt hinterm Piloten, den Kopfhörer mit dem Bordfunk an den Ohren und links wie rechts den Blick unmittelbar nach unten – das ist Fliegen! Die ersten Meter Fahrt auf der Naturpiste rumpeln ein wenig, den starken Motor – immerhin dient die „Husky“ üblicherweise zum Schlepp von Segelflugzeugen – hört und spürt man hautnah.
Eine halbe Stunde über den Dingen.

Und dann wird beschleunigt, schon nach gefühlten 50 Metern hebt der kleine Flieger unmittelbar ab. Man kann sich vorstellen, was 180 PS bei einem Gesamtgewicht von nur etwa 800 kg ausrichten. Die „Husky“ zieht nach oben, ich werde in den Sitz gedrückt und nach wenigen Sekunden liegt das Flugfeld, liegen unzählige Schotterteiche, liegt ganz Wiener Neustadt unter uns! Unglaublich leicht fühlt man sich, wenn das Flugzeug wendige Kurven fliegt, jede Bewegung am Steuerknüppel fühlt man direkt mit. Auf einer Flughöhe von knapp 600 Metern geht es Richtung Süden, jede Einzelheit am Boden ist klar erkennbar. Sogar die Ruinen der alten Pulverfabrik mitten im Föhrenwald kann ich entdecken!
Über Schwarzau mit seinen markanten Zwiebeltürmen nähern wir uns dem Pittental. Die Sicht von oben auf alle Lieblingssehenswürdigkeiten meiner Heimat – den Pittener Burgberg mit der Bergkirche, die märchenhafte Burg Seebenstein, den Türkensturz – ist einmalig und (eigentlich) unbeschreiblich. Am Türkensturz geht es gefühlt haarscharf vorbei, ihn einmal von der Talseite „auf Augenhöhe“ zu sehen ist ein ungewohnter Anblick und ein Highlight von vielen!
Wir fliegen an Scheiblingkirchen vorbei, die bauliche Besonderheit der Rundkirche ist von oben natürlich noch leichter als solche zu erkennen. Wir fliegen das Pittental entlang und mit dem Blick auf die 1.000 Hügel am Horizont Richtung Edlitz – eine Ehrenrunde über meinem Zuhause ist Ehrensache! Von oben betrachtet sieht man, wie sanft der kleine Marktflecken im Edlitztal eingebettet liegt und dass der Ortskern ein wenig erhöht auf dem Schwemmkegel des Kreuzleitenbaches angelegt wurde.
Burgenkunde von oben

Nach einer eng geflogenen Kurve (unvergesslich der Moment, als man in den Sitz gedrückt nach links aus dem Fenster blickt und senkrecht unter sich nur Häuser, Gärten und Straßen sieht) geht es wieder talauswärts. Über Grimmenstein hinweg steuern wir den Kulmriegel an, ein weißer Punkt mitten im Wald hat den Piloten neugierig gemacht. Ich weiß natürlich, was er entdeckt hat und freue mich, das kleine aber feine Ausflugsziel Burg Grimmenstein zu überfliegen. Beeindruckend, auf welch kleiner Felsnadel mitten am Abhang die rekonstruierte Burg thront. Beeindruckend auch, dass man jeden Besucher auf der schönen Aussichtsterrasse einzeln abzählen kann…
Überhaupt die Burgen und Ruinen – sie haben es mir seit Kindertagen besonders angetan. Und in der Buckligen Welt als ehemaligem Grenzland zu Ungarn gibt es ja jede Menge davon. Eine kurze Wunschliste über Bordfunk an den Piloten, und los geht´s: das Schlattental entlang fliegen wir Richtung Thernberg. Über die Burgruine, die wie ein Stockzahn aus dem Wald ragt (die noch beeindruckendere Schlossruine zu ihren „Füßen“ bleibt leider großteils unter dem Laub der Bäume verborgen) hinweg folgt eine Runde über einen meiner Lieblingsorte. Die alte Kirche, das Landgasthaus Thaler, die Wolfsbräu-Brauerei , das nagelneue Haus eines Freundes: alles an seinem Platz…
Zurück über Weingart und die „Schulter“ des Türkensturzes fliegen wir nach Seebenstein. Diese Burg wie aus dem Bilderbuch erhebt sich schiffsbugartig aus den Wäldern über den Ort. Wir fliegen wir auf der Bergseite vorbei, die man ansonsten nur nach fleißiger Wanderung oder Radtour zu Gesicht bekommt. Das Burgtor, das Wirrwarr der Mauern und Höfe, Erker und Zinnen, das Faltwerk der Dächer, der markante Burgfried – eine Sternstunde dieser Burgenkunde von oben!

Nur wenige Flugminuten später ein ähnliches Schauspiel über der Burg Pitten: Die private und nicht zugängliche Burg liegt mir zu Füßen, ein exklusiver Blick auf diesen kleinen, trutzigen Wehrbau und seinen schönen begrünten Burghof für ein paar flüchtige Sekunden und zwei drei Fotos. Auch der barocke Pfarrhof im Ort mit dem wunderschönen Rosengarten Pitten davor ist gut zu erkennen.
Unvergessliche Eindrücke beim Rundflug erleben
Ich habe zwar das Zeitgefühl verloren, so sehr beeindrucken mit das Gesehene und Erlebte. Aber nach knapp einer halben Stunde Flugzeit weichen die Täler zurück, werden die Buckel flacher, wird die Landschaft weiter. Wir nähern uns wieder Wiener Neustadt und dem Flugfeld, der Pilot – überzeugt dass man eh einiges aushält – zeigt noch ein paar Finessen in der Flugeigenschaft der starken und wendigen „Husky“, Hochschaubahn brauche ich also länger keine. Dann eine sichere, überraschend sanfte Landung und ich habe wieder festen Boden unter den Füßen… und knapp 200 Fotos dieses ungewöhnlichen Ausflugs im Kasten!
Ich werde mich weiterhin auf viele schöne „Bucklige Weltreisen“ machen und schöne Eindrücke mit nach Hause nehmen. Der Flug über die Buckel und Täler hinweg, um die geliebten Burgen und Ruinen herum wird aber unvergleichlich und ewig in Erinnerung bleiben…
Das rät dir freets für deinen Rundflug im südlichen Niederösterreich
Markus hatte Glück und kam durch private Kontakte bzw. überraschend zum Rundflug über die Bucklige Welt. 1:1 kannst du den Tipp also nicht nachmachen. Wenn du aber Lust bekommen hast, das südliche Niederösterreich einmal aus der Luft zu begutachten, dann gibt’s schon einige Möglichkeiten.
- Schnupperflug von Wiener Neustadt, Route mit bestimmbar. Mehr Infos dazu unter www.piloten.at
- Tragschrauberrundflug, 1 Stunde, ausgehend von Wiener Neustadt (Preis ab 100,00) buchbar unter www.alpdays.at
- Hubschrauberflug 30 Minuten über das Wiener Becken ab Bad Vöslau für 2-5 Personen (ab 450,00). Mehr Infos unter www.hubschrauberflug.at
- Schnupperflug von Bad Vöslau 60min (250,00), Route mit bestimmbar. Mehr Infos auf www.watschinger.at.
- Der Verein „Flugring Austria Wiener Neustadt“ veranstaltet am 07. 10. einen Infotag bezüglich Pilotenschein für Motorflieger. Inklusive Schnupperflüge, wenns das Wetter erlaubt. Für mehr Infos schau‘ am besten auf die Facebook Seite vom FRA oder deren Website.
*Gastbeitrag/Verlinkung: der Beitrag wurde von Markus Steinbichler (Bucklige Weltreisen) exklusiv für freets verfasst. Die wiedergegebene Meinung stammt ebenfalls von ihm. Im Beitrag wurde als Dankeschön seine Facebook Page verlinkt.
was für eine tolle idee! und die burg seebenstein sieht auch richtig cool aus. ich schätze, ich sollte im herbst unbedingt wieder unseren wanderführer über die wiener hausberge hervorholen 🙂