Schon drei Mal war ich im Schloss Eckartsau. Habe das hübsche Barockschloss besichtigt, die Deckenfresken bestaunt, bin durch die prunkvollen Räume geschlendert und habe einen Kaffee im Innenhof getrunken. Während ich im Rahmen einer Kunstgeschichte-Exkursion vor allem den Bau und dessen Ausstattung im Fokus‘ hatte, war es später der schöne, unberührte Schlosspark (das Schloss war auf Grund einer Hochzeit nicht zugänglich). Erst bei meinem dritten Besuch erfuhr‘ ich mehr zur Nutzung, zur Geschichte des Schlosses und zu dessen berühmten Bewohnern auf Zeit. Mein Bericht wird daher ein Mix aus all diesen Elementen; wie auch ein jeder ausführliche Besuch des Schlosses.
Das Schloss Eckartsau, dessen Bau und Ausstattung
Schon beim Ankommen weiß das Schloss Eckartsau einen großartigen Auftritt hinzulegen. Langsam schlendern wir durch den Westeingang des Parkplatzes und die Schlossallee. Bei jedem Schritt erschließt sich uns der Bau ein Stück mehr, mit jedem Meter tritt die hervor schwingende Westfassade mehr in Erscheinung. Die hohen Fenster, die (für Barockzeiten) schlicht gestaltete Fassade, die Skulpturen an dessen Giebel. Darunter auch Diana, die Göttin der Jagd, die dem Besucher schon unmissverständlich macht, was hier vor einem liegt: ein Jagdschloss, inmitten eines großen, wunderbaren Parks und eines riesigen Jagdgebiets.
Vom Wasserschloss zum Barockbau der Habsburger
Das war nicht immer so. Ursprünglich befand sich anstelle des schönen Barockschlosses ein (wohl nicht minder schönes) mittelalterliches Jagdschloss. Eine klassische Vierflügelanlage, umgeben von einen Wassergraben, das im Eingangsbereich noch auf einen Kupferstich von Matthäus Vischer zu bewundern ist. Bis 1720 der böhmische Graf Kinsky das Anwesen erwarb und in Folge radikal verändert.
Zu diesem Umbau und Ausstattung beauftrage er namhafte Künstler, allen voran Joseph Emanuel Fischer von Erlach (der Sohn des noch berühmteren Johann Bernhard von Erlach) für den Bau an sich (besonders die Westfassade und das Stiegenhaus sind hier zu erwähnen), sowie Lorenzo Mattielle und Daniel Gran für die Ausstattung. Alles – soviel nur am Rande – die besten und begabtesten Künstler aus dieser Zeit. All dies bekommen wir zu sehen. Staunend lasse ich den Blick über die großartigen Fresken schweifen, gehe ehrfürchtig auf dem Boden im Festsaal, der noch aus genau jener Zeit stammt und bewundere all die vielen Details.
Schloss Eckartsau & die Habsburger – mehr über die Nutzung der Räumlichkeiten
anz nebenbei erfahre ich mehr über dessen Bewohner. Wer tag täglich in den Genuss all des Prunkes gekommen ist, wie welcher Raum speziell genutzt wurde. Ich höre über den Grafen Kinsky, aber vor allem über dessen „Nachfolger“, Erzherzog Franz Ferdinand (ab 1760 kam es in den Besitz der Habsburger). Ein Name und eine Lebensgeschichte, die mir nach meinem Besuch im Schloss Artstetten mehr als vertraut ist. Auch hier in Eckartsau weilte der Erzherzog, empfing hochrangige Gäste und ging seiner großen Leidenschaft – der Jagd – nach.
Kaiser Karl I. und das Ende einer Ära in Schloss Eckartsau
Der berühmteste Bewohner ist jedoch Kaiser Karl I., wie ich später erfahre. Er und seine Familie fanden in den Mauern des Barockschlosses nach Beendigung des 1. Weltkriegs Zuflucht. Während ich mir die Geschichte anhöre, die so entscheidend für die kommenden Entwicklungen war, schlendere ich durch genau die Räumlichkeiten, in denen sie passierte. Werfe einen Blick auf den Schreibtisch, auf den Kaiser Karl den Verzicht auf die ungarische Regierungsausübung unterzeichnete und somit alle politischen Tätigkeiten offiziell zurücklegte (13.11.1918). Betrachte die Räume, in denen die Familie in den folgenden Monaten wohnte, den Tisch, an denen sie ihr letztes Dinner auf österreichischem Boden einnahmen. Eine spannende Geschichte und ein ganz besonders Gefühl, an genau diesem Ort zu stehen.
Der Schlosspark Eckartsau und die Donau Auen
Nach der Führung gönne ich mir einmal einen Kaffee im Innenhof des Schlosses. Auch wenn draußen schon sehr frühsommerliche Temperaturen herrschen, im Schloss selbst war es kühl. Die Sonne wärmt mich aber bald auf und so brechen wir zu einer weiteren Erkundung auf. Der Schlosspark von Eckartsau umfasst ein Areal von 27 Hektar und wurde in den letzten Jahren wieder nach den Originalplänen gestaltet.
Auf diversen Rundwegen (3,3km und 8,5km bis zur Donau) kann der Schlosspark besichtigt werden. Wir genießen die unberührte Natur, staunen über die alten, riesigen Bäume, die im knöchelhohen Gras einfach nur monumental wirken, entdecken die letzten Reste der Narzissen und jede Menge blühenden Bärlauch. Bei der Beobachtungsstation werfen wir einen Blick auf einen Altarm der Donau und kehren langsam wieder zum Schloss zurück. Ein leckeres Eis vor den Mauern ist der krönende Abschluss dieses feinen, entspannten Ausflugs.
Mein Fazit zum Schloss Eckartsau
Während der (vielleicht eine Spur zu ausführlichen) Führung gibt's viele spannende Geschichten zu erfahren, die einzelnen Räume und das Schloss ist wirklich sehenswert, der Schlosspark rundherum recht naturbelassen. Vor allem im Frühling (April!), wenn die Narzissen blühen und alles grün wird, ist es herrlich. Unbedingt vor die Ostfassade setzen und ein Eis genießen!
Weitere Tipps von freets
Das Schloss Eckartsau ist nur im Rahmen einer Führung zu besichtigen. Zusätzlich gibt es eine interessante Ausstellung über die Donau-Auen und dessen Bewohner.
Bei außertourlichen Festlichkeiten (wie Hochzeiten o.ä.) kann es passieren, dass Teile des Areals nicht zu besichtigen sind, oder die Führungen nur eingeschränkt stattfinden
Es gibt gegen Anmeldung Spezialführungen (in Keller und Dachboden, auch als Nachtführung)
Der Park ist barrierefrei und mit Kinderwagen zugänglich, das Schloss leider nicht
Hunde sind im Schlosspark erlaubt, im Schloss nicht.
Einkehrmöglichkeit direkt im Schloss (Snacks und Getränke, sowie Mehlspeisen und Eis)
Autorin Claudia Schlager
Reise-, Ausflugs- und Fotoenthusiast, Storyteller, 2fache Mädchenmama, Kunsthistorikerin, Genussmensch und Naturliebhaberin aus dem südlichen Niederösterreich. Mit freets verbinde ich seit 2015 einen Großteil meiner Leidenschaften und gebe regelmäßig Einblick in meine kleinen und großen Entdeckungen.
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