Ein verborgener Schatz, so geht es mir zuerst durch den Kopf, als ich das Fischauer Thermalbad betrete. Was mich hinter der hohen gelben Mauer erwartet hat jedenfalls eine solche Bezeichnung verdient. Hinter einem kleinen Platz, an dem Kaffeehaustische und -stühle zur Pause einladen, erstreckt sich das Areal des Thermalbads Fischau; und was für eines. Mehrere Liegewiesen mit Baumbestand, auf denen es sich gemütlich entspannten lässt. Ein griechisches Restaurant, das hungrige Badegäste mit größeren und kleineren Gerichten versorgt (ebenfalls schön gelegen im Schatten eines großen Baumes) und dazwischen das Zentrum: das Bad.
Charmante Architektur und kristallklares Quellwasser: die Besonderheiten im Fischauer Thermalbad
Rund um zwei naturnahe Becken (ehemals Damen- und Herrenbecken) reihen sich Pritschen im dunklen Holz aneinander und bieten den Badegästen weitere Liege- und Sitzmöglichkeiten im Schatten. Dahinter ragen unzählige Baumwipfel in den Himmel (das Bad liegt am Fuße des Blumbergs, einem beliebten Wandergebiet) und von der Hauptstraße des Ortes, ist nichts mehr zu hören. Doch es ist vor allem die gelb-grüne Architektur am Beckenrand, die alle Blicke auf sich zieht. Historisch, nostalgisch, charmant, schick – all das sind Worte, die mir beim Anblick der hölzernen Kabinen in den Sinn kommt. Fest steht: Neben dem natürlichen Wasser, das hier die Becken füllt, macht vor allem die Jahrhundertwende-Architektur das Fischauer Thermalbad zu einem besonderen Badeort.
Bad Fischau: Ein Ort mit langer Bade-Tradition
Schon die Römer sollen hier an der Quelle in Bad Fischau gebadet haben, auch im Mittelalter soll die Quelle zum Baden benutzt worden sein. 1771 wurde erstmals ein eigenes Badehaus für Gäste aus der Umgebung eingerichtet. Wesentlich für das heutige Aussehen war jedoch das späte 19. Jahrhundert. 1872 wurde mit der Anlage eines neuen Bades begonnen, 1898 erwarb Erzherzog Rainer die Anlage und ließ sie 1899 weiter ausbauen. Das Ergebnis ist noch heute zu sehen.
Beispielsweise in den beiden Becken, um die Geschlechter voneinander zu trennen. Die Schwedenduschen, die noch heute für Abkühlung sorgen und natürlich, der Eingangsbereich und natürlich die Cabanas, die dem Bad ein ganz besonderes Flair verleihen.
Die Quelle, oder: das coolste Bad Niederösterreichs
Nachdem ich also einmal eine kleine Runde gedreht habe, suche ich mir einen gemütlichen Platz direkt am Beckenrand. Während die Sonne mich langsam aufwärmt beobachte ich die übrigen Badegäste. Wie sie vorsichtig, Schritt für Schritt ins eiskalte Wasser gleiten. Lachend und sich einander neckend, wenn die Überwindung unmöglich scheint. „Na geh hald‘ rein, du wolltest unbedingt herkommen“, höre ich da aus der Ferne und muss schmunzeln.
Bis ich selbst entschließe in eines der Becken zu tauchen. Das größere Herrenbecken soll es sein, weil man hier einfach mit so grandioser Aussicht schwimmen kann. Mit ganz schnellen Tempi, um die Kälte zu vertreiben, wie mir bald bewusst wird. Denn das Wasser ist tatsächlich eiskalt. 18 Grad (hab‘ ich jedenfalls mal gehört) kaltes, glasklares, chlorfreies Wasser, das vier Mal am Tag erneuert wird. Unfassbare 40 Millionen Liter Wasser fließen hier täglich durch beide Schwimmbecken und tauschen den Inhalt auf natürliche Weise völlig aus.
Dennoch ziehe ich es durch. Schritt für Schritt, bis ich völlig eintauche. Die ersten Schwimmzüge mache, die prickelnde Kälte genieße. Die Hitze des Sommertages hinter mir lassend tauche ich nun völlig unter. Ein unbeschreibliches Gefühl.
Das Fischauer Thermalbad mit Kindern
Seit ich Kinder habe bin ich seltener hierhergekommen. Für mich stand hier immer die ultimative Abkühlung im Vordergrund sowie die Erholung und Entspannung. Als großes Bad für Familien hätte ich das Fischauer Thermalbad nicht wahrgenommen. Im Vergleich zu anderen Freibädern ist das Angebot eher weniger auf Kinder ausgerichtet. Dennoch gibt es auch hier ein wenig Angebot: ein eigenes Babybecken mit Rutsche, ein kleiner Spielplatz mit Sandkiste und eine kurze Rutsche ins Herrenbecken. Aber, auch im Kinderbecken, ist das Wasser erfrischend kalt. Was sicher nicht jedermanns Sache ist, war meiner Tochter übrigens egal. Sie hatte ihren Spaß im Babybecken und wollte gar nicht mehr nach Hause.
Mein Fazit zum Fischauer Thermalbad
An einem Hitzetag völlig im kalten Wasser unterzutauchen ist absolut erfrischend und einfach nur großartig. Das viele Grün rundherhum und die historische Anlage haben mich begeistert. Aber, es gibt kein beheiztes Becken, eine Alternative zum kalten Wasser gibt’s nicht.
Weitere Tipps von freets
Der barrierefreie Eingang (auch für Kinderwägen) ist auf der Rückseite des Bades (nicht an der Hauptstraße).
Abseits der Badesaison gibt’s auch Programm: Infrarotkabine, Dampfbad und Sauna bringen Gäste zum Schwitzen, Abkühlung gibt’s wie gehabt in den Becken des Thermalbads. Außerdem ist Winterschwimmen möglich. Mehr dazu auf der Website vom Fischauer Thermalbad.
Das griechische Restaurant ist auch nach Badeschluss geöffnet und kann über den hinteren Eingang beim Parkplatz besucht werden.
Autorin Claudia Schlager
Reise-, Ausflugs- und Fotoenthusiast, Storyteller, 2fache Mädchenmama, Kunsthistorikerin, Genussmensch und Naturliebhaberin aus dem südlichen Niederösterreich. Mit freets verbinde ich seit 2015 einen Großteil meiner Leidenschaften und gebe regelmäßig Einblick in meine kleinen und großen Entdeckungen.
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