"Am besten ihr zieht euch gleich was Wärmeres an“, empfiehlt uns unsere Führerin, als wir bei der Hermannshöhle in Kirchberg am Wechsel ankommen. Wir nicken. Denn auch wenn es hier beim Eingang zur Höhle bereits 28 Grad hat und das Stück bergauf uns ordentlich ins Schwitzen gebracht hat, wissen wir, dass uns in ein paar Minuten kühle und (übers Jahr konstante) 8 Grad erwarten. Als die Tür zum Eingang der Höhle geöffnet wird, ist der Temperaturunterschied augenscheinlich, dort wo die kalte auf die warme Luft trifft, beginnt es zu dampfen. Das sieht natürlich spektakulär aus und fasziniert wagen wir uns in die dunkle Tropfsteinhöhle.
Eine Erkundungstour durch die größte Schauhöhle Niederösterreichs
Kurz nach dem Eingang versammelt sich die kleine Gruppe (jetzt um 09:30 sind noch nicht allzu viele Leute hier). Auch wenn das Tageslicht nun völlig ausgeschlossen ist, sorgt eine Bodenbeleuchtung für nötiges Licht. Gut, denn keiner von uns hätte die (in einer Höhle immer nötigen) drei Lichtquellen mitgehabt. So sehen wir uns im schwachen Licht um. Lassen die Blicke über die (beruhigend) hohen Räume schweifen, die kühlen Wände und den leicht feuchten Boden. Schon bald flattert die erste Fledermaus über unsere Köpfe, ihr werden noch weitere folgen.
Langsam setzt sich die Gruppe in Bewegung. 4 Kilometer lang wird unser Weg durch die Höhle sein, 73 Höhenmeter werden wir dabei teils über steile Stiegen von Eingang im Windloch zum Ausgang beim Taubenloch zurücklegen. Zu sehen gibt es dazwischen so einiges: Glatt geschliffene Steine (hier dürften die Gesteinsmassen einst heftig aneinandergeraten sein), Steinformationen in Form einer Schildkröte, eines Froschs oder eines Totenkopfs, ja sogar ein kleines Schlumpfhaus sehen wir auf unseren Weg. All das entdecken wir natürlich auch (und vor allem) dank der fachkundigen Erläuterungen unseres Guides, die uns noch mit anderen spannenden Geschichten und Fakten versorgt. Wie lange es braucht, bis die Tropfsteine wachsen, welche Voraussetzungen gegeben sein müssen und was es eigentlich mit der sogenannten Höhlenmilch auf sich hat.
Von Höhlenentdeckungen und -bewohnern in der Hermannshöhle
Besonders begeistert sind meine Kinder (die sowieso mit staunenden Augen durch die Höhle marschieren) von der Geschichte zur Entdeckung. Um 1790 soll ein Hütejunge auf der Suche nach Tauben in das (damals so genannte) Teufelsloch gefallen sein. Bei seiner Rettung wurde die Höhle entdeckt, in weitere Folge immer mehr Teile davon. Dass die Geschichte bei den kleinen Heidi-Fans auf Anklang stößt (wo zwar nicht der Hütejunge, aber ein anderer ins sogenannten Teufelsloch fällt) ist klar und Grund genug, dass ich mir die Geschichte wohl ein Leben lang merken werde.
Ich wiederum bin gebannt vom sogenannten Höhlensee. Ein unterirdischer See, der – wäre da nicht unsere Führerin und ein erneuter Hinweis meines Manns gewesen – von mir wohl unentdeckt geblieben wäre. So still liegt er da, dass die Spiegelung der Oberfläche kaum zu erkennen ist.
Steinerne Perlenketten und Fledermäuse
Später auch von den faszinierenden Steinbildnissen mit kuriosen Namen (Perlenkette, Totenköpfe, Salzburger Schnürlregen, um nur einige zu nennen) und immer wieder dazwischen von den Fledermäusen, die schön langsam beginnen ihr Winterquartier zu beziehen. Denn die Hermannshöhle ist nicht nur Schauhöhle und Ausflugsziel, sie ist vor allem das wichtigste Winterquartier von Fledermäusen in Niederösterreich.
Nach rund einer Stunden klettern wir die letzten Stiegen in Richtung Teufels-, pardon, Taubenloch und somit unserem Ausgang am Eulenberg. Langsam beginnt die Luft wärmer zu werden, der vorhin sterile Geruch etwas modrig. Neben uns an den Wänden haben Höhlenspinnen weiße kugelförmige Kokons gespannt, in denen sich ihre Eier befinden. Nach ein paar weiteren Stufen sind wir oben und gehen in den heißen Tag hinaus.
Mein Fazit zur Hermannshöhle
Ein Ort, den man einmal gesehen haben sollte. Die Räume sind schön hoch, sodass ich selbst keine Beklemmung gespürt hab' (ich mag's unter der Erde einfach nicht sooo gerne).
Weitere Tipps von freets
Parkplätze sind in ca. 5min Gehweite ausreichend vorhanden.
Lieber etwas mehr Zeit vor Führungsbeginn einplanen, der Weg zum Eingang ist zwar nicht weit, aber steil und dauert ein wenig.
Genaue Öffnungstage finden sich auf der Website der Hermannshöhle.
Die Besichtigung ist nur im Rahmen einer Führung (ab 2 Personen) möglich. Auf der Website der Hermannshöhle findest du auch Informationen zur Abenteuerführung/Caving
Toiletten sind bei der Kassa vorhanden.
Unbedingt warm anziehen – in der Höhle hat es konstant nur 8 Grad – und festes Schuhwerk nicht vergessen.
Autorin Claudia Schlager
Reise-, Ausflugs- und Fotoenthusiast, Storyteller, 2fache Mädchenmama, Kunsthistorikerin, Genussmensch und Naturliebhaberin aus dem südlichen Niederösterreich. Mit freets verbinde ich seit 2015 einen Großteil meiner Leidenschaften und gebe regelmäßig Einblick in meine kleinen und großen Entdeckungen.
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