Schon vor ein paar Jahren hab’ ich vom sogenannten „Schneeglöckerlwald“ gehört. Ein magischer Ort für Natur- und Blumenliebhaber soll es sein. Ein Ort für alle, die Mitte bis Ende Februar schon den Frühling herbei sehnen. Die Bezeichnung des Waldstücks zwischen Scheiblingkirchen und Thernberg als Schneeglöckchen-Wald ist zwar nicht wirklich offiziell, soll aber treffend sein. Denn Mitte bis Ende Februar ist der Waldboden von massenhaft Schneeglöckchen bedeckt.
Klingt vielversprechend für einen Wintermuffel wie mich, der schon Anfang Februar gern mit dem Frühling starten würde. Klar also, dass ich nicht lange überlege und gemeinsam mit Eltern, Hund und (nicht mehr ganz so kleinem) Baby in die Bucklige Welt aufbreche, um mich mal im besagten Waldstück umzusehen. Zum Schneeglöckerl Schauen und Frühlingsluft Schnuppern. Ein „Spion“ hatte schon Tage zuvor den Leitn‘-Weg in Augenschein genommen und erste Schneeglöckchen gemeldet. Der Zeitpunkt war genau richtig.
Auf Schneeglöckchen Suche in der Buckligen Welt
Trotz dunkler Wolken und Windböen machen wir uns nach Scheiblingkirchen auf. Parken unser Auto direkt hinter der Kirche und biegen nach einigen Metern in den Wald (Beschilderung: rot/grün – Leitn‘-Weg). Das erste Bergauf-Stück hat es in sich und zum Glück packen meine Eltern brav beim Kinderwagen mit an und wir schieben gemeinsam die kleine Maus nach oben. Schritt für Schritt bewegen wir uns weg vom Dorf und schauen zurück auf Scheiblingkirchen und die romanische Rundkirche (wohl Namensgeber des Ortes). Der Wald bietet Schutz vor dem Wind und langsam verziehen sich die Wolken und geben blauen Himmel und Sonne frei.
Rasch hat sich auch die Steigung und wir marschieren gemütlich durch den Mischwald. Der breite Weg und der Wald ringsum ist noch immer mit Blättern vom letzte Herbst bedeckt, grüne Nadelbäume am Wegesrand geben dem recht eintönigen Winterwald die nötigen Farbtupfer. Wir plaudern, tauschen Neuigkeiten aus und vergessen dabei fast den Blick auch abseits des Wegs auf den Waldboden zu richten. Ja – wegen den Schneeglöckchen wärs gewesen und weiteren Farbtupfern.
Nach rund zehn Minuten Fußweg entdecken wir die ersten weißen Frühlingsblüher zwischen den Laubblättern am Waldboden. Blüher ist eigentlich noch zu viel gesagt, denn das wird noch ein paar Tage dauern. Dennoch sind sie deutlich zu erkennen. Zuerst nur vereinzelt, dann immer mehr, gruppenweise, nein flächenweise.
„…und ringsherum ist alles weiß“. Wenn Schneeglöckchen den Waldboden erobern
Fast fühl’ ich mich an die Bärlauchzeit im Wienerwald erinnert, wenn der Waldboden in dessen Blütezeit zum weißen Teppich wird. Nur, dass hier eben Schneeglöckchen anstelle der stark riechenden Bärlauchblüten für Aufregung sorgen.
Je weiter wir den Leitn‘-Weg gehen, desto mehr sehen wir. Wir zeigen begeistert immer wieder auf ein Stück Waldboden, das von Schneeglöckchen übersät ist, genießen den Anblick, freuen uns wie die „Schneekönige“, über die unzähligen Frühlingsblumen und klettern ab und zu ein wenig im Wald herum, um schöne Fotos als Erinnerung zu machen. Nicht zu weit, weil wir die Schneeglöckchen ja nicht gleich wieder zertreten wollen und eigentlich kann man sich kaum in Wald bewegen, wenn man darauf Rücksicht nimmt.
Schneeberg, noch mehr Schneeglöckchen, Kunst & Kultur und wie der Rest am Leitn‘-Weg bis Thernberg ausgesehen hätte
So geht es immer weiter. Vorbei an einer großen Wiese samt Bach, die für die erste Pause genützt werden kann und auch wird. Wir entdecken einen seltenen Seidelbast, der bereits zart rosa zu blühen begonnen hat und genießen den Blick auf den sonnenbeschienenen Hang gegenüber. Bald danach drehen wir um, weil die kleine Maus schon etwas im Kinderwagen quengelt (wer endlich Schritte machen kann, will hald’ nicht nur sitzen und den anderen beim Gehen zuschauen).
Wären wir weiter gegangen wären wir zur Neuleitn gekommen, von wo man einen tollen Blick auf den Schneeberg hat. Dann nach Innerschildgraben und am Ende über die „Kunst-Leitn’“ nach Thernberg. Hinein in den Ort, zur romanische Kirche und dem Gasthof Thaler, für die nötige Stärkung. Retour wäre es wieder am gleichen Weg gegangen, sechseinhalb Kilometer in Summe.
Leider, leider für uns noch ein wenig zu weit. Denn drei Kilometer schafft unsere Große einfach noch nicht selbst, geschweige denn sechs. Aber so haben wir hald’ eine Aktivität mehr auf unserer immer länger werden Freizeitideen-Liste für kommende Tage. Dieses Mal, wenn die Schneeglöckchen ganz aufgeblüht sind.
Tipps von freets für deinen Spaziergang am Leitn’-Weg
Parkplätze: Direkt hinter der Kirche gibt es einen öffentlichen kostenlosen Parkpatz, von dort geht es die Pfarrgase entlang in Richtung Gärtnerei.
Die ganze Strecke haben wir nicht geschafft, die erste Stunde ist der Weg mit einem guten, geländegängigen Kinderwagen befahrbar (Waldweg ohne Wurzeln). Es geht manchmal allerdings bergauf, was das Schieben mit größerem Kind etwas anstrengend macht.
Einkehrmöglichkeit: Gasthof Thaler in Thernberg mit gut bürgerlicher Küche oder, wenn es nur Kaffee und Kuchen sein soll, die Bäckerei Breitschnig in Scheiblingkirchen.
Wenn du in Scheiblingkirchen und/oder Thernberg bist lohnt sich auch definitiv ein Blick in die romanischen Pfarrkirchen. Vor allem Scheiblingkirchen ist als einer der wenigen romanischen Rundbauten Österreichs besonders bedeutend und beeindruckend, Thernberg besticht mit kunstvoll dekoriertem, massivem Mauerwerk.
Teil des Erzherzog-Johann Rundwanderwegs: 7 Stunden von Scheiblingkirchen über Witzelsberg, Hartberg, Gleißenfeld, den Türkensturz, Thernberg und retour über den Leitn’-Weg nach Scheiblingkirchen.
Kunstleitn’: Teil des Wegs vor Thernberg, wo Werke von Künstlern ausgestellt werden, kostenlos und geöffnet von Frühling bis Herbst. Mehr Infos dazu auf der Website der Kunstleitn‚.
Autorin Claudia Schlager
Reise-, Ausflugs- und Fotoenthusiast, Storyteller, 2fache Mädchenmama, Kunsthistorikerin, Genussmensch und Naturliebhaberin aus dem südlichen Niederösterreich. Mit freets verbinde ich seit 2015 einen Großteil meiner Leidenschaften und gebe regelmäßig Einblick in meine kleinen und großen Entdeckungen.
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