Anfang bis Mitte Februar wäre ich mit dem Winter fertig. Sehnsüchtig warte ich auf wärmere Tage, auf Sonne, grüne Knospen und erste Blumen. Auch wenn dieser Winter mit seinen schneereichen Tagen besonders schön war, ändert sich auch heuer nichts an meiner Sehnsucht. Spätestens nachdem ich die ersten Krokusse in unserem Garten entdeckt habe und Fotos und Erzählungen von ersten Frühlingsboten Lust auf eigene Entdeckungen machen, muss ich selbst nach draußen gehen. Jedes Jahr genieße ich die ersten warmen Tage und immer stärker werdende Sonne bei Spaziergängen und halte Ausschau nach möglichst vielen und vielfältige Frühlingsblumen. Im Laufe der Jahre hab' ich mein persönliches Netzwerk angezapft und mich anderweitig inspirieren lassen und so schon einige besonders schöne Wanderungen im Frühling in den Wiener Alpen erlebt.
Inhaltsverzeichnis
Frühlingserwachen vor der eigenen Haustür
Bevor ich die Wanderungen verrate eine kleine Anmerkung meinerseits: Wer mit offenen Augen durch den Wald spaziert wird überall Frühlingsboten finden, auch wenn es natürlich keine Garantie vorab gibt. Aber es ist genauso schön unerwartet eine Handvoll Kuhschellen, Veilchen oder Leberblümchen bei alltäglichen Spaziergängen zu entdecken. Oder – noch besser – durch die Neugierde angetrieben öfter raus zu gehen und Ausschau zu halten. Auch selbstverständlich: BITTE sorgsam mit den kleinen Schätzen umgehen und die Blumen weder pflücken, noch für ein Erinnerungsfoto zertrampeln.
Die ersten Frühlingsblumen im „Schneeglöckchenwald“ in der Buckligen Welt
Sie sind wohl eine der ersten Blumen, die nach dem Winter aufblühen und uns von Februar bis März mit ihren kleinen weißen Blüten erfreuen. Viel Farbe bringen sie ja nicht in Garten und Wald, aber dafür umso mehr Freude. Die kleinen zarten weißen Glöckchen sind so hübsch anzusehen, besonders in großer Zahl. Wenn sie den Boden wieder weiß färben, nur mit Blüten statt Schnee.
Für einen Waldspaziergang durch hunderte blühende Schneeglöckchen empfehle ich eine Fahrt in die Bucklige Welt. Hier liegt der sogenannte „Leitn‘ Weg“. Ein 3km langer Wanderweg zwischen Scheiblingkirchen und Thernberg, der an unzähligen Schneeglöckchen vorbeiführt. Massenhaft weiße Blüten und satte grüne Blumenstängel suchen sich zwischen Waldbäumen, Moos und altem Laub ihren Weg ans Licht. Sie verleihen dem Wald ab Mitte Februar ein ganz einzigartiges Feeling und machen den Spaziergang zum besonderen Erlebnis. Neben Schneeglöckchen haben wir hier Mitte Februar übrigens auch einen frisch aufgeblühten Seidelbast entdeckt und am Ende einen Blick in die (zwar weniger botanisch aber kunsthistorisch sehr interessante) romanische Rundkirche in Scheiblingkirchen geworfen und die besondere Lichtstimmung genossen.
Am Bahnwanderweg durch Schneerosen & blühende Heide wandern
Ab März erblühen auch am Bahnwanderweg Frühlingsboten aller Art. Besonders das Teilstück zwischen Semmering und Breitenstein hat bei einer Wanderung im Frühling für Blumenliebhaber so einiges zu bieten. Eigentlich keine große Überraschung. Zahlreiche Lehrtafeln entlang des Bahnwanderwegs verraten, dass es hier botanisch hoch her geht. Schwalbenschwanz-Enzian, Herbstzeitlosen und Zyklamen haben uns bei unserer Wanderung am Bahnwanderweg im September begeistert. Im März – so verrät mir meine Oma – sind es die unzähligen Schneerosen, die botanisch interessierte Wanderer und Frühlingssuchende begeistern.´
Angeblich geht es hier schon kurz nach dem Bahnhof Semmering los. Wir starten wie gewohnt mit unserer kleinen Spazierrunde am Bahnwanderweg direkt beim Grandhotel Semmering (ehem. Kurhotel, Bhf. Wolfsbergkogel). Schon nach ein paar Metern entdecken wir am Waldboden die ersten Schneerosen und bald erreichen wir den Wald in Richtung Doppelreiterkogel und Aussichtswarte. Links und rechts des Weges ist der Waldboden mit Schneeheide bedeckt, die jetzt, Anfang März, gerade beginnt aufzublühen.
Dort, wo sie von der Sonne verwöhnt wird, blüht sie bereits in den schönsten Lilatönen. Nach wir die berühmte Aussicht am 20Schilling Blick zu verschneiter Rax und Schneeberg genossen haben, wandern wir noch ein kleines Stück weiter in Richtung Breitenstein. Schon nach wenigen Metern wird die Heide etwas lichter und macht Platz für unzählige Schneerosen. Manchmal sind sie zwischen dem Laub des Vorjahres versteckt, manchmal aber auch prominent von der Sonne in Szene gesetzt.
Schneerosen am Himberg
Für Schneerosenliebhaber:innen ist nicht nur der Semmering eine gute Adresse. Auch der Himberg bei Puchberg am Schneeberg hat in diesem Punkt jede Menge zu bieten. Neben großartigen Schneebergblicken und gemütlichen Pausenplätzen beim Gipfel verzaubern vor allem die hunderten Schneerosen am Sonnenhang Naturliebhaber:innen. Bei unserer Wanderung Anfang März waren sie teils noch von Schneeresten bedeckt, was das Bild nur noch schöner gemacht hat.
Frühlingswanderungen im Frühling in den Fischauer Vorbergen
Auch die Fischauer Vorberge zwischen Markt Piesting, Bad Fischau, Winzendorf und Willendorf sind eine gute Adresse für frühlingshafte Spaziergänge und Wanderungen im südlichen Niederösterreich. Das große bewaldete Gebiet bietet einerseits nicht nur unzählige verschiedene Möglichkeiten, sondern auch versteckte Pflanzenraritäten, frohes Vogelgezwitscher und unterschiedliche, blühende Wildsträucher.
Am Waldlehrpfad und Vogelkundeweg in Bad Fischau
Vor allem die Vogelstimmen sind es, die am Waldlehrpfad in Bad Fischau fröhlich und lautstark den Frühling verkünden. Nicht umsonst befindet sich hier neben dem Lehrpfad auch ein Vogelkundeweg, der mehr über heimische Vögel lehrt. Schon am Beginn des 2,5km langen Rundwegs komme ich (und wohl auch alle anderen Spaziergänge) so richtig in Frühlingsstimmung. Direkt neben mir trommelt ein Specht lautstark gegen einen Waldbaum, über meinem Kopf flattert und zwitschert es. Auch wenn am Waldboden keiner der klassischen Frühlingsblüher zu finden ist (Schneeglöckchen, Krokus, Schneerosen o.Ä.) zeigen einige der Wildsträucher langsam erste Anzeichen vom Frühling.
Doch wer genau schaut, kann auch hier eine großartige Entdeckung machen. Eher zufällig bemerke ich bei meiner Pause am Kaiserstein (übrigens: herrlicher Ausblick und super Sonnenplatz) im trockenen Gras Kuhschellen, die soeben aufblühen. Ein Highlight, denn die Kuhschelle ist nicht nur eine überaus schöne, sondern vor allem seltene Frühlingspflanze, die unter Naturschutz gestellt wurde und gar nicht mehr so häufig zu finden ist.
Zwischen Leberblümchen, Wildsträuchern, Bärlauch und Veilchen am Dachenstein
Bereits im März beginnen hier erste Anzeichen für den Frühling sichtbar zu werden. Am Winzendorfer Rundwanderweg C (der besagten Mitterberg einmal umrundet) erfreuen hier die ersten Leberblümchen Spaziergänger und Wanderer. Ab und zu ist auch hier blühende Heide zu entdecken und auch Haselnuss- und Dirndlsträucher beginnen aufzublühen.
Vor allem Anfang April stehen die Wildsträucher in voller Blüte. Die gelben Blüten der Dirndlsträuchern und weiß blühende Schlehen erwecken den Wald zu neuem Leben. Wer zu Boden schaut entdeckt Veilchen und kleine violette Traubenhyazinthen, ein wenig früher mit etwas Glück auch die eine oder andere Kuhschelle. Auch der Bärlauch bedeckt zu dieser Zeit großflächig den Waldboden bedeckt.
Kräftiges Grün & Himmelschlüsserl bei Seebenstein
Für die letzten April- und ersten Maitage empfiehlt sich übrigens auch eine Wanderung zum Türkensturz und der Sollgraben-Alm zwischen Seebenstein und Gleißenfeld. Der Buchenwald, der mich stets im Oktober verzaubert, beeindruckt zu dieser Jahreszeit mit leuchtend grünen Blätter. Doch damit nicht genug. Zwischen den mächtigen Baumstämmen erfreuen zarte lila Blumen, Storchenschnabel und kleine Orchideen (Waldvögelein) Naturliebhaber:innen. Nach phänomenalen Ausblicken vom Türkensturz ist für Frühlingsliebhaber:innen aber noch lange nicht genug. Wer die Wanderung Richtung Sollgraben-Alm ausdehnt wird mit blühenden Obstbäumen und zahlreichen Himmelschlüsserl belohnt. Ein Traum.
Autorin Claudia Schlager
Reise-, Ausflugs- und Fotoenthusiast, Storyteller, 2fache Mädchenmama, Kunsthistorikerin, Genussmensch und Naturliebhaberin aus dem südlichen Niederösterreich. Mit freets verbinde ich seit 2015 einen Großteil meiner Leidenschaften und gebe regelmäßig Einblick in meine kleinen und großen Entdeckungen.
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Der rund 9km lange Rundwanderweg führt von Gainfarn über die Vöslauer Hütte zum Schutzhaus am Harzberg, durch den ruhigen Föhrenwald vorbei an Steinbrüchen, großartigen Aussichtspunkten und leuchtenden Frühlingsblumen.