Moosbedeckte Wackelsteine, mächtige Burgen, unberührte Wälder: Das ist Waldviertel pur für mich. Dazu gehören unweigerlich auch die vielen Teiche, die mich stets aufs Neue in ihren Bann ziehen. Versteckt im Wald, umgeben von Moorlandschaft, oder am Ortsrand gelegen prägen sie die Landschaft und (mit dem Waldviertler Karpfen) die hiesige Speisekarte. Nicht zuletzt auch unsere Reise, die heuer ganz im Zeichen der Teiche und Karpfen steht. Auf den ersten Blick ein außergewöhnlicher Schwerpunkt, fürs obere Waldviertel aber mehr als naheliegend. Vor allem im Herbst. Dann herrscht an den Waldviertler Teichen Hochbetrieb: Teiche werden abgelassen, Karpfen nach jahrhundertealter Tradition gefischt und Abfischfeste veranstaltet. Aber auch abseits davon lässt sich hier tief ins Thema eintauchen, wie wir noch erleben werden.
Inhaltsverzeichnis
Ankommen am Herrensee: erste Wasserbegegnungen in Litschau
Bevor wir uns in unsere Urlaubsaktivitäten stürzen, kommen wir erstmal im Waldviertel an. Unsere Unterkunft, das Theater- und Feriendorf Königsleitn‘ in Litschau, begeistert uns ab dem ersten Schritt. Geschmackvolle Häuser bilden ein charmantes Feriendorf, verfärbte Bäume und bunte Fassaden sorgen für kräftige Farbtupfer.
Der angrenzende Herrensee samt Spielplatz am Ufer machen das Ganze perfekt. Während unsere Mädels den Spielplatz erobern, genießen wir die Stille und die Blicke übers Wasser hin zum verfärbten Waldrand.
Das Abfischfest am Bruneiteich
Nicht lange und wir stehen wieder am Ufer, dieses Mal am Bruneiteich nahe Heidenreichstein. Wieder schauen wir zu verfärbten Waldbäumen, aber nur noch selten übers Wasser. Der Grund dafür: Der Teich wurde bereits zum Großteil abgelassen. Schon gestern haben die Teichwirte mit dem Abfischen begonnen, beim heutigen Abfischfest erreicht ihre Arbeit den Höhepunkt; und das wollen wir uns nicht entgehen lassen.
Von unserem Platz am Ufer haben wir nicht nur gute Sicht, wir sind praktisch mitten im Geschehen. Knapp vor uns waten die Fischer unermüdlich durchs Wasser, ziehen die Netze immer enger und fischen mit Keschern Karpfen aus dem Teich. Das Wasser spritzt, im Minutentakt werden knallorange Körbe voller Fische an uns vorbei getragen.
Gebannt verfolgen wir eine Zeit lang die harte Arbeit der Teichwirte. Dank Moderation erfahren wir ganz genau, was gerade vor unseren Augen passiert und hören obendrein Wissenswertes über die Waldviertler Teichwirtschaft: Dass die Karpfen 2-3 Jahre lang im Teich leben beispielsweise. Dort finden sie auch den Großteil ihrer Nahrung, nur selten wird Bio-Getreide aus der Region zugefüttert. Auch das Platzangebot beeindruckt mich: 20m2 hat hier jeder Fisch zum Leben, unfassbar viel im Vergleich zu anderen Nutztieren.
Karpfendelikatessen & Kinderprogramm
Ein Stück weiter können wir uns davon überzeugen, wie gut der Waldviertler Karpfen schmeckt. Klassisch gebackener Karpfen, Karpfen-Sushi oder Karpfenkaviar sind nur einige der Spezialitäten, die am Abfischfest angeboten werden. Außerdem gibt’s Steckerlfisch, Kesselgulasch, Würstel und noch mehr für den großen und kleinen Hunger. Langsam schlendern wir die Stände am Teichgrund entlang, kosten hier und dort ein wenig und trinken Kinderpunsch am Lagerfeuer.
Während Punsch und Feuer uns ein wenig aufwärmen, beobachten wir die anderen Kinder, wie sie mit Kübel und Keschern den Teich erkunden. Bald wagen auch wir uns ein paar Schritte ins Wasser, entdecken das hohe (jetzt trockengelegte) Schilf und klettern auf Steine, die üblicherweise unter Wasser sind. Meine Töchter versuchen ihr Glück beim Angelspiel, wir „fangen“ Stofffische und besuchen die lebenden im Aquarium; und während der schlammgetränkte Socken meiner Tochter am Feuer trocknet, beobachte ich noch einmal das Abfischen am Teich.
Was passiert mit den Fischen?
„Was passiert jetzt mit den Fischen?“ fragt mich meine Tochter am Rückweg durch den Wald. Er wird gegessen, wäre die schnelle Antwort. Stimmt natürlich: Die Fische landen in der heimischen Gastronomie und können als Waldviertler Karpfen von ja!Natürlich. in ausgewählten Supermärkten gekauft werden. Dank unserer Reise weiß ich aber auch: Da gibt es noch mehr.
Produkte aus Fischleder: zu Besuch bei Yupitaze
Schon das Schild am großen Holztor des Waldviertler Hofs bei Litschau verrät, was noch so alles aus Karpfen hergestellt werden kann. Accessoires und Mode aus Fischleder ist eine weitere, innovative Verarbeitungsmöglichkeit von Karpfen und weltweit einzigartig, wie uns später Hr. Schuh, der Gründer von Yupitaze verrät. Die Entstehungsgeschichte ist dabei genauso faszinierend, wie die Produkte selbst, die fein säuberlich auf großen Tischen aufgereiht liegen. Gürtel, Brillenetuis, Handtaschen und Schlüsselanhänger sind nur einige Kunstwerke, die man hier direkt „ab Hof“ erwerben kann.
Während wir uns staunend umsehen, erzählt Rudolf Schuh mehr über die Herausforderungen und Besonderheiten bei der Arbeit mit Fischleder und zeigt uns auch seine beeindruckende Sammlung an gegerbten Fischhäuten. Langsam streichen wir über die einzelnen Häute mit ihren charakteristischen Strukturen, die jedes Produkt zum Unikat machen.
Mit zwei kleinen Schlüsselanhängern in Fischform verlassen wir eine Stunde später den Hof und kehren nach Litschau zurück. Beim Abendessen im äußerst gemütlichen Dorfwirt bekommen die zwei Fische einen Ehrenplatz – neben dem Teller.
Burg Heidenreichstein: eine Wasserburg aus dem Mittelalter
Nach einem ausgiebigen Frühstück starten wir in einen weiteren Tag. Die Aufregung könnte nicht größer sein, denn auch heute klingen unsere geplanten Aktivitäten äußerst vielversprechend. Den Beginn macht eine Führung durch die mittelalterliche Wasserburg Heidenreichstein. Der imposante Bau samt Wassergraben ist uns schon bei der Anfahrt ins Auge gestochen.
Gespannt machen wir uns auf den Weg, durchqueren zwei Zugbrücken, den Burghof und die ersten Räume. Der kleine Rosengarten vor den wuchtigen Burgmauern, die verfärbten Bäume um die Burg, der Wassergraben und die vielen Türme begeistern uns schon jetzt. Auch drinnen werden wir nicht enttäuscht. Bei einer (sehr) kindgerechten Führung entdecken wir die vielfältigen Räume, bestaunen Einrichtungsstücke aus dem Mittelalter, hören unzählige Geschichten aus vergangenen Zeiten und erkunden geheime Gänge der Burg.
Die Burg Heidenreichstein & die Teichwirtschaft
Inmitten der vielen Geschichte(n) ist auf Burg Heidenreichstein das Thema Teiche & Karpfen ebenfalls omnipräsent. Immerhin ist der Burgherr auch Verpächter zahlreicher Teiche (unter anderem des Bruneiteichs), der Kastellan und unser heutiger Guide Reinhard Sprinzl begeisterter Koch und Fischliebhaber. Er ist übrigens auch der Schöpfer des Karpfen-Sushis, das wir gestern am Abfischfest entdeckt haben und gibt regelmäßig Häferlgucker-Karpfenkochkurse in der Burg, bei denen er seine liebsten Rezepte mit Karpfen verrät.
Karpfen & mehr im Stadtwirtshaus Hopferl
Zum Mittagessen kehren wir ins gemütliche Stadtwirtshaus Hopferl ein, das mit einer tollen Lage am Stadtplatz Gmünd, nettem Service und hervorragender Küche punktet.
Außerdem ist das Wirtshaus Mitglied der AMA-Genussregion, ein Qualitätssiegel, das den Fokus auf regionale und besonders qualitative Lebensmittel legt. Die perfekte Gelegenheit also, um bestens zubereiteten Karpfen zu probieren.
Alles rund ums Wasser im UnterWasserReich Schrems
Das UnterWasserReich Schrems bildet den Schlusspunkt unsere Reise durchs obere Waldviertel. Das Naturparkzentrum in Schrems ist uns noch sehr gut vom letzten Mal in Erinnerung, heute wird unser Besuch dank Fischotter-Exklusivprogramm noch einmal anders und besonders werden.
Neben spannenden Informationen zum eurasischen Fischotter, sorgt vor allem die Fütterung des Fischotters Otto bei uns allen für eine gehörige Portion Aufregung. Die dürfen nämlich heute wir übernehmen. Neugierig folgen wir unserer Naturvermittlerin ins Otterhaus, wo wir gemeinsam das Futter aus 300 Gramm Fisch und einem Eintagsküken vorbereiten. Im Sicherheitsbereich des Geheges empfängt uns bereits ein hungriger Otto. Der quirlige Fischotter jagt unseren Fischstücken an Land und im Wasser blitzschnell nach und fordert immer wieder lautstark mehr davon.
Ein unvergessliches Erlebnis reicher streifen wir noch durch das vielseitige Areal. Wir entdecken die Teichlandschaft um uns, schauen durchs Mikroskop und die Mädels klettern und rutschen begeistert im (nachgebauten) Otterbau. Als das UnterWasserReich schließt machen wir uns auch auf den Heimweg und verlassen das Waldviertel mit vielen Erinnerungen und Eindrücken im Gepäck.
Weitere Tipps von freets:
Abfischfest Bruneiteich: Fußweg vom Parkplatz bis zum Bruneiteich einplanen (ca. 10min).
Abfischfest Bruneiteich: Das Fest findet IM ausgelassenen Teich statt, der Boden ist daher gatschig. Unbedingt feste Schuhe, am besten gleich Gummistiefeln anziehen und für Kinder jedenfalls Ersatzkleidung (und/oder Gatschhosen) einpacken. Übrigens hab‘ ich einige Besucher:innen mit Bollerwagen gesehen, das ist also machbar.
Abfischfest Bruneiteich: Ein informatives, schönes und gemütliches Fest, wie gemacht für alle, die sich mit dem Thema auseinandersetzen wollen. Der Eintritt dazu ist kostenlos (freie Spende für die Feuerwehr).
Yupitaze: Eine Führung ist gegen Voranmeldung jederzeit möglich.
Burg Heidenreichstein: Die Burg ist mit einer Führung zu besichtigen.
AMA-Genussregion: Dieses geprüfte Qualitätssiegel vereint Direktvermarkter, Manufakturen und Gastronomiebetriebe einer bestimmten Region (oder eines regionalen Produkts) und achtet besonders aus die Herkunft, die Qualität in Erzeugung und Verarbeitung, die frische Zubereitung.
Autorin Claudia Schlager
Reise-, Ausflugs- und Fotoenthusiast, Storyteller, 2fache Mädchenmama, Kunsthistorikerin, Genussmensch und Naturliebhaberin aus dem südlichen Niederösterreich. Mit freets verbinde ich seit 2015 einen Großteil meiner Leidenschaften und gebe regelmäßig Einblick in meine kleinen und großen Entdeckungen.
Bezahlte Kooperation mit Destination Waldviertel GmbH
Dieser Blogbeitrag wurde ebenfalls von ja!Natürlich. unterstützt.
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