Immer näher rücken die Weinberge und der Wienerwald während ich mich der Stadt Baden nähere. Mein Ziel für heute: das Schlosshotel Weikersdorf am Rande des größten Rosengarten Österreichs. Hier werde ich mein Zimmer beziehen, von hier aus werde ich die historische Kurstadt und deren Umgebung erkunden. Mein Besuch ist übrigens nicht der erste. Schon das zweite Mal bleibe ich eine Nacht, dazwischen habe ich die Stadt südlich von Wien immer wieder bei Ausflügen und kurzen Wanderungen besucht. So konnte ich im Laufe der Jahre die Stadt besser kennen lernen. Deren Geschichte als Kaiserresidenz, Wohnort Beethovens und Kurort, aber auch deren Gegenwart voller genussreicher Veranstaltungen, sportlicher Erlebnisse, Natur und moderner Kunst.
Inhaltsverzeichnis
Vergangene und zeitgenössische Kunst in Baden entdecken
Durch die Innenstadt Badens flanieren
Wer Baden bei Wien besucht kommt unmittelbar auch mit der Geschichte der Stadt in Berührung: als beliebte Kaiserresidenz ab dem frühen 19. Jahrhundert, als Wohn- und Wirkungsort von Künstlern wie Beethoven oder Mozart, als berühmteste Kurstätte Österreichs ab dem späten 18. Jahrhundert verfügt die historische Stadt über jede Menge Sehenswürdigkeiten und Geschichten. Hier reihen sich wunderschöne Villen und Schlösser aneinander, Museen verraten mehr über die ehemaligen Bewohner der Stadt. Allen voran darf deswegen natürlich ein gemütlicher Streifzug durch die Stadt nicht fehlen. Ein Schlendern über den Hauptplatz, durch den Stadtkern, die Blicke immer wieder über die hübschen Häuserfassaden schweifend. Eine Entdeckungsreise auf eigene Faust, die mit diversen Museumsbesuchen ergänzt werden kann.
Tipp: In aller Ruhe durch den Stadtkern flanieren, die Häuserfassaden bewundern und abschließend bei Herwig Gasser auf ein köstliches Törtchen vorbei schauen.
Das Beethovenhaus Baden & andere Museen der Stadt besuchen
Ein Museum, das das historische Bild Badens weiter schärft ist das Kaiserhaus Baden mitten am Hauptplatz der Stadt. Ehemalige Residenz des Kaisers Franz II., eher bescheiden gehalten, im Vergleich mit den umliegenden Häusern der Adeligen und heute Ausstellungsort. Hier erfahren Besucher mehr über die Geschichte der Stadt, derzeit über die jüdischen Häuser und deren Bewohner. (Bis jetzt hatte ich selbst noch nicht die Gelegenheit das Haus zu besuchen, daher hier nur als Tipp am Rande).
Ein Stück weiter wartet das Beethovenhaus Baden darauf entdeckt zu werden. Der ehemalige Wohnort des damals bereits über 50jährigen Komponisten wurde vor einigen Jahren völlig neu und zeitgemäß gestaltet. Das Museum nähert sich auf eindrucksvoller Weise dem Wesen, Werken und Genie des berühmten Musikers; und auch wenn ich wusste, welchen Schicksalsschlag Beethoven erlitten hat, wie viel Genie in ihm steckte wurde mir erst im Beethovenhaus bewusst.
Einem modernen Künstler widmet sich das Arnulf Rainer Museum, welches 2009 neu eröffnet wurde. Das Oeuvre des 1929 in Baden geborene Maler wird im ehemaligen Frauenbad (aus 1821) dauerhaft ausgestellt.
Zeitgenössische Kunst beim Fotofestival Baden besichtigen
Der Blick in Baden bei Wien ist gerade beim Thema Kunst nicht nur zurück gerichtet. Mit dem Fotofestival La Gacilly beweist die Stadt nun schon seit 2018, dass hier auch zeitgenössischen, international angesehene Künstler Raum gegeben wird. 7 Kilometer sind es in diesem Fall. Auf dieser Wegstrecke werden großformatige Werke von international renommierten Fotografen im öffentlichen Raum ausgestellt. Das Fotofestival ist übrigens das Pendant des Festivals „La Gacilly“, welches von Jacques Rocher in einem französischen Dorf ins Leben gerufen wurde. Besucher der Stadt Baden können in Rahmen von Führungen oder auf eigene Faust die Werke der Fotografen besichtigen.
Der Bäderkultur Badens auf der Spur
Im Sommer 2021 wurde die Stadt Baden bei Wien gemeinsam mit zehn anderen Kulturstätten von der UNESCO-Kommission als „Great Spa Towns of Europe“ als transnationale, serielle Welterbestätte aufgenommen. Ein offizielles Zeugnis der reichen Kur- und Bäderkultur des 18. und 19. Jahrhunderts, die auch in Baden bei Wien herrschte. Immerhin war die Stadt unter Kaiser Franz II (1793) die berühmteste Kurstätte Österreichs, hier entstand 1820 das erste freistehende Kurhotel Europas, von dort an gehörte der Ort zu den führenden Kurorten weltweit. Zeugnis dieser Zeit sind die zahlreichen Bauten, wie das Frauenbad (heute Arnulf Rainer Museum), das Leopoldsbad (heute Tourismus-Info Baden), oder das Casino Baden (ehemaliges Kurhaus). Beispielsweise. Denn natürlich gehört mehr dazu: weitere Hotels, promiente Gäste, die Kultur, die mit den Kurgästen Einzug hielt, die Parks und natürlich auch die Quelle. Die noch heute sprudelt und das Schwefelbecken der Römertherme Baden füllt.
Die Römertherme Baden
Die Römerquelle bietet das ganze Jahr über eine großartige Bademöglichkeiten nahe Wien. Die Thermenlandschaft erstreckt sich auf 900m2 Wasserfläche, unterteilt in ein klassisches Sportbecken, ein großes Vitalbecken (30-32°) ein Kinderplatschbecken (32°) – alles unter einem großen gläsernen Dach – einem Außenbecken mit Sprudelbank (32 – 34°) und natürlich auch einem Schwefelbecken (gefüllt mit der hier so zentralen Schwefelquelle der Stadt). Die Saunalandschaft rundet das Angebot ab
Das Thermalstrandbad Baden
Nur ein paar Schritte entfernt bietet das Thermalstrandbad als eines der größten Erlebnisbäder Österreichs jede Menge Badespaß. Neben der denkmalgeschützten Architektur beeindruckt vor allem der große Sandstrand, der gleich ein wenig für Urlaubsflair sorgt. Dazu gibt’s zwei 50m Schwimmbecken, Strömungskanal, Massageliegen, Wasserrutschen, Sprungtürme, Kinderbecken mit kleiner Rutsche und Wasserpilz und natürlich auch zwei Schwefelbecken.
Tipp: Da das Wasser wirklich warm ist, kommen auch kältescheue Badegäste auf ihre Kosten. Auch sehr praktisch, wenn die Temperaturen doch nicht mehr ganz so hoch sind.
Wein & Genuss in und um die Stadt Baden bei Wien
So zentral die Geschichte, die Bäderkultur und die Innenstadt Badens bei einem Besuch ist, so ist es auch der Wein. Mindestens, würde ich meinen. Denn Baden bei Wien liegt nicht nur an einer Schwefelquelle, sondern wird von sanften Weinbergen umgeben. Innerhalb der Stadt bringen zahlreiche Heurige Genuss direkt auf den Tisch, Vinotheken (besonders idyllisch gelegen übrigens die Hauer-Vinothek) bieten Verkostungen und die Möglichkeit, auch ein paar edle Tropfen für Zuhause mitzunehmen. Die Weinberge selbst laden zu gemütlichen Spaziergängen oder ausgedehnten Wanderungen ein.
Zwischen Weingärten am 1. Wiener Wasserleitungsweg wandern
Besonders empfehlenswert ist eine Wanderung am 1. Wiener Wasserleitungsweg. Ausgehend von Baden kannst du entweder Richtung Mödling (bzw. Gumpoldskirchen), oder Richtung Bad Vöslau wandern. Schön eben und etwas erhört genießen Wanderer hier nicht nur die großartigen Aussichten auf die Thermenregion und weiter, sondern auch die Natur der Weinberge. Die Heurigen rund herum laden zu genussvollen Pausen am Weg.
Tipp: für den Rückweg einfach den Zug nehmen.
Die Genussmeile besuchen
Das Thema Wein und Genuss gipfelt Anfang September in der Genussmeile. An den ersten beiden Wochenenden im September verwandelt sich ein Wanderweg (1. Wiener Wasserleitungsweg) zur Genussmeile und damit zur längsten Schank der Welt. Auf 16 Kilometer Gesamtlänge bieten 80 unterschiedliche Winzer und Betriebe regionale Produkte an. Eine gemütliche, genussvolle und einfach nur großartige Gelegenheit den Wein, die Natur und auch diese Facette Badens so kennen und genießen zu lernen.
Wie das aussieht ist natürlich jedem selbst überlassen. Ich bevorzuge die gemütliche Variante: ein paar Schritte, ein wenig durch die Weinberge spazieren, danach eine kleine Pause. Ein Achterl Zierfandler in der Hand, ein Tisch direkt im Weingarten, den Blick über die sanften Hügel der Thermenregion schweifen lassen, plaudern, durchatmen; und dann wieder von vorne.
Tipp: für den Rückweg einfach den Zug nehmen.
Dinner & Casino in Baden
Übrigens Genuss: Für einen ganz besonderen Abend in Baden, solltest du das Casino nicht auslassen. Situiert in einem der schönsten Häuser der Stadt, beginnt der Abend schon beim Ankommen ganz stilvoll und setzt sich auch beim Dinner & Casino fort. Beim Aperitif, vielleicht mit einem Rosé oder auch einem Craft Beer und beim exzellenten 4 Gänge-Menü im hauseigenen Restaurant warten zahlreiche kulinarische Genüsse. Der anschließende Abend im Casino ist natürlich ein Genuss der anderen Art. Stilvoll, lustig, voller Nervenkitzel und besonderen Momenten.
Wienerwald & Rosengarten: Natur genießen in und um Baden
Zwischen duftenden Rosen spazieren
Kurz hab‘ ich es ja schon erwähnt: in Baden kommen auch Rosenliebhaber auf ihre Kosten. Denn hier befindet sich – im Doblhoff Park – der größte Rosengarten Österreichs. Die Anlage liegt zwischen Stadtzentrum und Schloss Weikersdorf und beherbergt auf eienr Fläche von über 75.000m2, 25.000 Rosenstöcken und 900 unterschiedliche Sorten. Hier lässt sich wunderbar die Natur genießen (die Rosen werden von alten Bäumen, einem kleinen Teich und anderen schönen Staudenpflanzen ergänzt) und entschleunigen. Übrigens beherbergt das Rosarium auch einen schönen Spielplatz (der mir tatsächlich selbst noch aus meiner Kindheit in Erinnerung ist) und mit dem Schlosscafé Weikersdorf eine großartige Einkehrmöglichkeit direkt im Park.
Kurze und längere Wanderungen
Neben blühenden Rosen lockt auch die idyllische Landschaft des Helenentals und Wienerwalds für Wanderungen rund um Baden. Ob länger (s’Wegerl im Helenental), oder kürzeren wie die Wanderung zur Ruine Rauheneck führen durch die wunderbare Natur, teils entlang der Schwechat, teils hinauf zu herrlichen Aussichten über die Region. An heißen Tagen bietet die Schwechat auch herrliche Abkühlung, eigene Hundefreilaufzonen sorgen für unbekümmerten Badespaß bei Vierbeinern.
PS.: Auch Beethoven wanderte auf diesen Wegen, was für einige – nach ihm benannte- Wege und Sights führt (Stichwort Beethovenstein). Hier schließt sich der Kreis zwischen Natur und Kultur wunderbar.
E-Bike Tour durchs Helenental & Ausflugsziele rund um Baden
Wer (autofrei) die Gegend erkunden will, dem empfehle ich eine E-Bike Tour durchs Helenental. Die tadellosen E-Bikes gibt’s direkt in der Tourist Info auszuleihen (besser vorher reservieren, sicher ist sicher), der Helenental-Radweg führt direkt von Baden hinein in den Wienerwald bis nach Heiligenkreuz oder Mayerling. Auch wenn ich die beiden sehenswerten Ausflugsziele schon allesamt mit dem Auto besucht habe, die Anreise mit dem E-Bike ist einfach nur wunderschön. Das Helenental, stets am Ufer der Schwechat, durchradeln, den Wald, die Natur genießen und all das auf asphaltierten bzw. Schotterwegen ist einfach nur schön.
Das Stift Heiligenkreuz besuchen
Das Stift Heiligenkreuz wurde bereits im 12. Jahrhundert gegründet und bezaubert seine Besucher nicht nur mit der größtenteils erhaltenen mittelalterlichen Architektur, sondern mit Einblicken ins reale Leben der Mönche. Diese führen Besucher durch das Stift, plaudern gerne auch aus dem „Nähkästchen“ über ihr persönlichen Eindrücke, Erlebnisse und geben dem Besuch eine unverwechselbaren und persönlichen Note. Natürlich gibt’s auch fundiertes Wissen zum Stift, zum Orden, Einblicke ins gotische Brunnenhaus, das romanische Langhaus, den wunderbaren Hallenchor und andere Teile des Klosters.
Tipp: über Mittag kommen und dem Chorgebet der Mönche zuhören. Der berühmte gregorianische Gesang der Mönche, die Akustik der Kirche, all das mitzuerleben ist ein einmaliges Erlebnis.
Das Jagdschloss Mayerling: Schicksalsort der Kaiserfamilie
Ein Stück weiter am Helenentalradweg liegt ein anderes Kloster, das vor allem durch die Geschehnisse einer Nacht berühmt wurde: das Jagdschloss Mayerling. Im ehemaligen Jagdschloss der Habsburger nahm sich Kronprinz Rudolph mit seiner Geliebten das Leben. So heißt es jedenfalls in den Geschichtsbüchern. Die wirklich tolle und informative Ausstellung verrät mehr über den schicksalshaften Abend und die folgenden Geschehnisse.
Weitere Tipps für deinen Baden Aufenthalt
Baden liegt direkt an der Südbahn, der Bahnhof zentral. Die öffentliche Anreise ist daher einfach möglich.
Gleich eine der Veranstaltungen besuchen: im Frühsommer findet „Baden in Weiß“ statt – hier verwandelt sich die Innenstadt zur „Partyzone“, krönender Abschluss ist im Casino, das Fotofestival findet jährlich von Juni – Oktober statt, die Genussmeile in den ersten beiden Septemberwochen (Wochenende).
Hotels gibt’s so einige, ich war bisher im Schlosshotel Weikersdorf und eigentlich sehr zufrieden. Das Frühstück auf der Terrasse mit Blick aufs Rosarium hat mir besonders gut gefallen.
Auch der Weg nach Wien ist nicht weit. Dank Anbindung an die Südbahn kann von Baden aus auch die Hauptstadt erkundet werden.
Autorin Claudia Schlager
Reise-, Ausflugs- und Fotoenthusiast, Storyteller, 2fache Mädchenmama, Kunsthistorikerin, Genussmensch und Naturliebhaberin aus dem südlichen Niederösterreich. Mit freets verbinde ich seit 2015 einen Großteil meiner Leidenschaften und gebe regelmäßig Einblick in meine kleinen und großen Entdeckungen.
Der Beitrag erfolgte im Zuge einer Einladung (Presse- oder Bloggerreise, bzw. individuelle Einladung). Diese hat keinen Einfluss auf die Art und den Inhalt der Berichterstattung, die Berichterstattung erfolgte freiwillig und unbezahlt.
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