Ein wenig düster ist es geworden, als wir auf den kleinen Parkplatz mitten im Wald halten. Rund um uns meterhohe Schwarzföhren. Ein kleiner Teil des großen Schwarzföhrenwaldes zwischen dem Piesting- und Triestingtal. Der größte in Mitteleuropa soll es sogar sein, liest man.
Was er jedenfalls ist: Grund unseres Besuchs. Denn heute haben wir nicht nur einen einfachen Spaziergang im Sinne, heute wollen wir uns genauer umschauen. Mehr erfahren, was denn damals, vor mehreren Jahrzehnten, in diesem Waldstück passierte. Wer hier am Werk war, schuftete, Harz gewann; ja und wie das überhaupt ging.
Einem alten Handwerk auf der Spur
Die erste Schautafel verrät uns, dass wir richtig sind. Wir sind am Beginn des sogenannten Pecherlehrpfaes. Ein, 1,5 Kilometer langer, Spazierweg durch den Wald bei Hernstein. Ein Weg, gespickt mit Informationen über das Pecherhandwerk. Präsentiert auf acht Schautafeln (wenn ich mich recht erinnere), veranschaulicht aber vor allem auf den daneben stehenden Bäumen. Den Zeitzeugen, den Anschauungsobjekten.
Nach rund 200 Metern geht es vom kleineren Waldweg auf eine breitere Forststraße hin zur Vinzenzkapelle. Eine Kapelle für den Schutzpatron der Pecher, wie könnte es auch anders sein. Modern, minimalistisch, aber trotzdem beeindruckend. Aus massiven Baumstämmen formt sich ein Dreieck, gedeckt mit orange-gelb leuchtenden Glas.
Wir schlendern weiter den Weg entlang, immer wieder vor den Tafeln und Föhren verweilend. Manchmal auch vor kniehohen Himbeerstauden, um die süßen Früchte zu pflücken und zu verkosten. Finden die Reste des vergangenen Handwerks, erfahren warum man das alles überhaupt gemacht hat und entdecken schlussendlich sogar einer der letzten erhalten Pecherhütten an einer geschützten Stelle im Wald.
Genau dort geht es übrigens wieder retour. Zurück zum Ausgangspunkt, durch den schattigen Wald. Mittlerweile hat sich der Himmel noch weiter verfinstert und das anstehende Gewitter nähert sich. Wir packen die kleine Madame in den Kinderwagen (denn zum Glück sind die Wege tadellos damit befahrbar) und beeilen uns zurück zum Auto. Nicht ganz rechtzeitig, aber die Föhren und das Blätterdach kleinere Laubbäume geben uns Schutz und sorgen dafür, dass der Spaziergang nicht ins Wasser fällt.
Alles in allem also ein sehr netter, gemütlicher und informativer Spazierweg durch den Föhrenwald bei Hernstein. Besonders im Sommer durch die schattigen Wege empfehlenswert.
Weitere Tipps von freets
Parkplätze: direkt beim Beginn / Endpunkt vorhanden (Abzweigung nach Aigen, direkt an der Straße am Hart. Der Weg bzw. die Vinzenzkapelle ist von der Straße aus beschildert, sodass man die Zufahrt zum Parkplatz nicht verpasst).
Gut beschildert (Holzpfeile Lehrpfad/Pecherpfad)
Unterwegs mit Kinderwagen: problemlos befahrbar
Umgebung: Im Ort Hernstein gibt es ein Pechermuseum, in dem du dich noch genauer über das alte Pecherhandwerk informieren kannst. Ebenfalls im Ort: das wunderschöne neugotische Schloss Hernstein samt Schlosspark, in dem es sich flanieren lässt.
Autorin Claudia Schlager
Reise-, Ausflugs- und Fotoenthusiast, Storyteller, 2fache Mädchenmama, Kunsthistorikerin, Genussmensch und Naturliebhaberin aus dem südlichen Niederösterreich. Mit freets verbinde ich seit 2015 einen Großteil meiner Leidenschaften und gebe regelmäßig Einblick in meine kleinen und großen Entdeckungen.
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