Kunst ist für alle da: ein Museum zum Anfassen
Zugegeben, ein wenig skeptisch war ich schon bei meinem Besuch im Kunstmuseum Waldviertel in Schrems. Denn, obwohl ich ein Kunstliebhaber bin, mit moderner Kunst hab’ ichs eigentlich nicht so. Maximal Jugendstil und wirklich maximal Hunderwasser, da aber eigentlich auch nur noch die Architektur und nicht die Malerei. Zusätzlich besuchte ich das Kunstmuseum in Begleitung. Und diese Begleitung hat eigentlich so gar nichts mit Kunst am Hut. Warum ich das schreibe? Nicht um irgendjemanden vor den Kopf zu stoßen – bewahre! Nein weil ich und auch mein Begleiter absolut begeistert aus dem Kunstmuseum wieder raus gekommen sind. Viel mehr Zeit als eigentlich eingeplant dort verbracht haben, weil die einfach im Flug vergangen ist. Weil es sich einfach lohnt ins Kunstmuseum zu gehen und weil es auch für all jene interessant ist, die vielleicht nicht so viel mit zeitgenössischer Kunst anfangen können. Weil das unbedingt betont und mehrmals gesagt gehört. Und letztendlich weil das Kunstmuseum seinem Motto „jeder ist herzlich willkommen“ alle Ehre macht.
Das Programm und die Idee des Kunstmuseum Waldviertel in Schrems
So genug geschwärmt. Worum geht’s jetzt beim Kunstmuseum Waldviertel tatsächlich? Das Museum wurde 2009 vom Ehepaar Makis und Heide Warlamis gegründet und umfasst ein Areal von 14.000 Quadratmetern. Auf dieser Riesenfläche bietet es diverse Angebote: eine Ausstellung der Werke Makis Warlamis, eine jährliche wechselnde Erlebnisausstellung, Workshops für Schulklassen, Kinder und Jugendliche, einen Skulpturengarten und einen großen Verkaufsraum, wo du als Besucher gleich ein paar Werke des Ehepaars (Bilder, Textilien, Einrichtung, Design-Porzellanserie uvm.) mit nach Hause nehmen kannst.
Zu umfassend?
Ein sehr umfassenden Programm, bei dem du fast meinen könntest: ist das nicht zu viel? Zu viel Verschiedenes unter einem Hut, zu viel Programm für einen Besuch?
Da kann ich dir nur bedingt recht geben und zwar in dem Punkt: viel Programm für einen Besuch. Bei einem Besuch im Kunstmuseum wirst du entweder lange bleiben und dazwischen im Café pausieren, um einmal den Kopf frei zu bekommen, oder du wirst wieder kommen. Dir alles genau anschauen, mehrmals und dabei vielleicht mehrere der jährlich wechselnden Erlebnisausstellungen sehen. Oder am Tag des offenen Ateliers vorbei kommen und Makis Warlamis beim Malen über die Schulter schauen. Material, Gelegenheiten und Anlässe gibt’s für mehrmalige Besuche jedenfalls genug!
Wo ich aber widersprechen muss ist der Punkt: zu viel Programm! Weil all diese unterschiedlichen Ansätze, all diese Programmpunkte wenn du so willst, unter demselben Motto stehen: „Kunst ist für alle Menschen da!“ Und genau das ist das Einzigartige, das wirklich Geniale im Kunstmuseum Waldviertel (neben den Kunstwerken an sich versteht sich). Dieser Zugang zur Kunst, der so erfrischend und angenehm ist, weit weg ist von der klassischen Kunstwelt.
Kunst ist für alle da – der Zugang zu Kunst im Kunstmuseum Waldviertel
Wie sich das äußerst? Dank der tollen Führung von Bernhard Artoni durchs Kunstmuseum Waldviertel wurde uns gezeigt, wie sehr dieses Motto und dieser eigenen Zugang zur Kunst das gesamte Programm durchdringt.
Die Charity Aktion im Kunstmuseum Waldviertel
Beispielsweise darin, dass Makis Warlamis Bilder malt, die du auch kaufen kannst. Die absolut in jedermanns Preisklasse liegen und mit deren Kauf du nicht nur den Haus oder deine Wohnung bereicherst, sondern auch etwas Gutes tust. Wovon ich rede? Von der sog. „Charity Aktion“, bei der der Künstler völlig honorarfrei arbeitet und du quasi nur die Materiakosten bezahlen musst. Weil Kunst einerseits für alle leistbar sein soll. Der Erlös wird zusätzlich Licht ins Dunkel bzw. für pädagogische Förderarbeit für Kinder und Jugendliche und anderen sozialen Aufgaben gespendet. So ist die Kunst auch in dieser Hinsicht für viele weitere Menschen da.
Beispielsweise auch darin, dass du dieses Bild im Rahmen des Museums präsentiert bekommst. Wenn es dir gefällt wird es einfach abgenommen und du kannst es mitnehmen. Unkompliziert und praktisch.
Die jährlich wechselnde Erlebnisausstellung im Kunstmuseum Waldviertel
Beispielsweise äußert sich das auch in der Erlebnisausstellung, die jedes Jahr zu einem übergeordneten Thema von Makis Warlamis und manchmal auch anderen Künstlern gestaltet wird. Wo es nicht nur ums Betrachten der Werke aus Entfernung und Sicherheitsabsperrung geht, sondern ums Erfahren. Wo dir bei einer Führung dann genau erklärt wird, was der Künstler denn mit diesem einen Kunstwerk bezwecken wollte, wie vielfältig da auf das Thema (in diesem Fall Universum) eingegangen wurde. Und wo du beispielsweise nicht nur keinen Abstand halten musst, sondern die Bilder auch angreifen kannst. Mit allen Sinnen erleben. Wir hätten uns das ja selbst nie getraut, aber nachdem es uns Hr. Artoni vorgemacht hat, haben wir uns auch getraut und die antrainierte Scheu fiel! Mit einer Führung und diesem Zugang wirst du auch als „Nicht-Kunst-Liebhaber“ gut aufgehoben und glücklich sein!
Das Kunstverständnis des Teams im Kunstmuseum Waldviertel
Wir hatten bei unseren Besuch ja Glück. Glück, dass gerade Tag des offenen Ateliers war und doppelt Glück, dass wir schon vor dem offiziellen Start trotzdem einen Blick ins Atelier werfen konnten. Den großartigen Makis Warlamis besuchen und beim Malen zusehen durften. Diese ja fast klischeehafte Szene mit einem großen Tisch, unzähligen Pinseln, Farben, bemalten und leeren Leinwänden und mitten drinnen der Künstler am Werk. Der bereits malte und einer Besucherin erzählte, was denn da so vor sich geht.
Und der uns auch gleich willkommen hieß und erzählte. Welche Projekte er so gemacht hat und macht und wie er die Kunstwelt sieht und wie bei ihm Kunst entsteht. Uns zeigte, wie viel Herzblut in Kunst steckt und wie wichtig Kreativität und Freiheit ist (die unterschiedlichen Stile des Malers, die auch im Museum selbst zu sehen sind, zeugen ebenfalls von der absoluten Freiheit, die Makis Warlamis der Kunst einräumt). Und wie die Einstellung im Kunstmuseum zu der sog. institutionalisierten Kunst ist („Die Kunst ist tot!“). Und auch welche Künstler selbst in uns schlummern und welche Kunstwerke da mit etwas Kreativität und Anleitung herauskommen können. Was Herr Warlamis alles mit Kindern produziert hat. Faszinierend war das alle Mal und natürlich war es genauso faszinierend einem Werk bei seiner Entstehung zuzusehen.
Die Workshops mit Schulklassen und Jugendlichen
Nach dieser Begegnung, diesem Gespräch ist für mich klar: Auch für Kinder und Jugendliche, auch für Schulklassen, ja tatsächlich für alle, lohnt sich der Besuch im Kunstmuseum. Besonders für diese Gruppe gibt’s hier auch spezielle Angebote: es gibt Erlebnisführungen, es gibt Kreativworkshops und andere Kurse, bei denen das gesamte Areal samt Skulpturengarten miteinbezogen wird. Es gibt Führungen für Schulklassen und die Möglichkeit hier Geburtstag zu feiern. Das komplette Angebot findest du auf der Homepage.
Mein Fazit zum Kunstmuseum Waldviertel
Ein unübliches, einzigartiges Museum, das von Menschen gegründet und geführt haben, die ihr ganzes Herz in die Kunst und Kunstvermittlung stecken. Ein neuer Zugang zur Kunst, ein spannender.
Weitere Tipps von freets
Mach‘ eine Führung! Das Führungsteam ist wirklich sehr bemüht und wir haben sehr davon profitiert! (So weißt erfährst du nicht nur Hintergründe über die Entstehung und die Ideen hinter den Bildern, sondern auch was du eigentlich damit machen kannst. Dass du beispielsweise die Bilder auch anfassen darfst – wir hätten uns das sonst nie getraut!)
Autorin Claudia Schlager
Reise-, Ausflugs- und Fotoenthusiast, Storyteller, 2fache Mädchenmama, Kunsthistorikerin, Genussmensch und Naturliebhaberin aus dem südlichen Niederösterreich. Mit freets verbinde ich seit 2015 einen Großteil meiner Leidenschaften und gebe regelmäßig Einblick in meine kleinen und großen Entdeckungen.
Der Beitrag erfolgte im Zuge einer Einladung (Presse- oder Bloggerreise, bzw. individuelle Einladung). Diese hat keinen Einfluss auf die Art und den Inhalt der Berichterstattung, die Berichterstattung erfolgte freiwillig und unbezahlt.
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