Jeden Tag ein wenig über das Leben nachdenken. Über einen Lebensabschnitt sinnieren, die Geburt, den Tod und alles was dazwischen liegt. So die Idee hinter dem 260km langen Weitwanderweg, der 2017 im südlichen Waldviertel gegründet wurde. Auf 14 Tagesetappen wanderst du – mal kürzer und mal länger – durch 22 Ortschaften. Deckst dabei (vielleicht) nicht nur einige Fragen des Lebens auf, sondern entdeckst die sehenswerte Landschaft des Nibelungengaus.
So oder ähnlich erzählt es mir später mein Begleiter, Wanderführer Andi Frey. Mit dem sympathischen Wirt aus Maria Taferl mache ich meine erste geführte Wanderung überhaupt und ja, wenn ich es mir so recht überlege, auch meine erste im südlichen Waldviertel. Wobei wir nicht den gesamten Lebensweg wandern werden, sondern nur ein kleines Stück von Artstetten nach Maria Taferl, vom Schloss zur Basilika.
Dementsprechend gespannt bin ich, als ich bei Maria Taferl aus dem Auto steige und ins Wirtshaus gehe. Dort werde ich schon von Andi erwartet, der mich im Gastgarten bei diversen Wanderkarten über die Strecke informiert. „Des wird super. Grad am Anfang passt das heute perfekt, da geht‘s gleich mal durch den kühlen Wald“, erklärt er voller Begeisterung. Ich bin beruhigt, denn draußen hat es bereits 30 Grad und je länger wir hier sitzen, desto heißer wird es. Deswegen brechen wir bald auf. Per Shuttle (einer der Vorteile einer geführten Wanderung im Hause Frey) fahren wir zum Schloss Artstetten und wandern los.
Wandern vom Schloss zur Wallfahrtskirche – von Artstetten nach Maria Taferl
Wie versprochen geht es erstmal durch den Wald. Andi geht schnellen Schrittes voraus (ich bin ja das Schlendern meiner Kinder gewohnt) und beginnt zu erzählen. Vom Erzherzog Franz Ferdinand, der hier im Schloss Artstetten wohnte, von Veranstaltungen im Schlosspark (interessant, da schauen wir morgen hin), dem Jakobsweg und seiner eigenen Funktion als Wegwart beim ÖTK. Unter anderem.
Nach dem Waldstück bleiben wir kurz stehen. „Da hinten“, sagt Andi, „siehst du schon die Türme der Basilika Maria Taferl. Da wollen wir hin.“ Noch ein paar Blicke über die Landschaft – leider ist es etwas diesig und wir erkennen nicht viel – dann wandern wir weiter durch das kleine Dorf bis zu den Feldern. Zwischen hohem Getreide mit den, Schritt für Schritt größer werdenden, Türmen der Wallfahrtskirche vor Augen. Hat es vorhin im Wald nach süßen Hollunderblüten gerochen, dominiert hier der Hochsommer. Der Geruch von frisch gemähtem Heu, Hitze, Getreidefelder und blauer Himmel. Trotzdem (vielleicht auch wegen der über 30 Grad) ist es ruhig. Nur einmal kommt uns ein Traktor entgegen, ansonsten wandern wir alleine.


Besichtigung von Schloss und Schlossgarten Artstetten
Erholung beim Donausee Weitenegg in Leiben
Kleine Rundwanderung in der Blockheide Gmünd
Geheime Platzerl und herrliche Aussichten in Maria Taferl
Ein Stück am Golfplatz vorbei und wir wären auch schon da. Eigentlich. Denn Andi hat noch eine Überraschung parat. „Gehen wir noch schnell rechts runter, da will ich euch was zeigen“, sagt er zu mir und meinem Mann. Natürlich stimmen wir zu – einem Ortskundigen soll man in Sachen schöner Plätze vertrauen. Wir wandern weiter am Feldweg und bei einer Linkskurve unter der Basilika zurück zum Wald (Beschilderung Nibelungenweg). Neben kniehohen Brennnesseln geht’s hinein in die kühle Landschaft, in das Waldviertel, das ich kenne. Grün, kühl und voller Granitfelsen. Hier ragen sie mehrere Meter in die Höhe und bilden einen beeindruckenden Auftakt zu dem was dahinterkommt. Der Steinbachklamm (die er uns ebenfalls ans Herz legt und die wir später kurz besuchen werden) und dem restlichen Waldviertel.



Fürs erste reicht es aber und so gehen wir wieder zurück. Hinauf zum Pfarrgarten, durch ein verstecktes Tor hinein. Auch dieses Stückchen in Maria Taferl kann sich sehen lassen. Der Garten wurde vor kurzem neu angelegt und es ist wirklich gelungen. Über ein paar Stufen erreichen wir die Aussichtsterrasse samt großartigen Blick über die Donau und die Berge. Ganz hinten entdecken wir sogar – dank Andis Hinweis – den Schneeberg. Ein krönender Abschluss.



Das rät dir freets für deine Wanderung am Lebensweg
- Parkplatz: in Artstetten und Maria Taferl vorhanden
- Hund natürlich möglich
- Kinderwagen: beim Waldstück schwierig, Trage ist bestimmt besser
- Besichtigung: Schloss Artstetten bzw. Maria Taferl
- Einkehrmöglichkeit: Zum Goldenen Löwen Maria Taferl. Wer Lust auf Bier hat probiert eines der 30 Sorten aus der Karte, oder bucht gleich ein eigenes Biermenü (Voranmeldung). Mehr Fotos und Eindrücke findest du auch in meinem Blogartikel „Genussvoll wandern“ – samt drei weiteren Touren mit Einkehrtipps in Niederösterreich. (*Werbung)
- Geführte Wanderung: Andi Frey bietet noch mehr geführte Wanderungen in der Gegend an. Auf der Website des Gasthauses findest du eine Übersicht der geführten Wanderungen bzw. Leistungen für Wanderer.
- Mehr: Bei Leiben starten oder als Tagesetappe des Lebenswegs (oder Jakobswegs, oder Nibelungenwegs) planen.
Nützliche Hinweise für deine Wanderung
Ausgangspunkt: Schlossmauer ArtstetenDauer: 5,5 Kilometer, ca. 1,5 Stunden
Schwierigkeitsgrad: leicht
Aktualisiert: 20. Juli 2021
Zuletzt besucht: Juni 2021